© DOK Leipzig/L'image d'après („Twice into Oblivion“)

Interreligiöse Jury DOK Leipzig: „Twice into Oblivion“

Die Interreligiöse Jury beim 67. DOK Leipzig hat den Dokumentarfilm „L’oubli tue deux fois / Twice into Oblivion“ mit ihrem Preis ausgezeichnet

Veröffentlicht am
28. November 2024
Diskussion

Die Auszeichnung der interreligiösen Jury des 67. Internationalen Leipziger Filmfestivals (28.10.-3.11.2024) für Dokumentar- und Animationsfilme gewann der Film „Twice into Oblivion“ („L’oubli tue deux fois“) von Pierre Michel Jean. Damit verbunden ist ein Preisgeld von 2000 Euro, welches unter anderem vom Interreligiösen Runden Tisch gestiftet wurde.

In der Doku berichten hochbetagte Haitianer von einem größtenteils vergessenen brutalen Akt, der sich im Jahre 1937 ereignete. Das „Petersilienmassaker“, um dessen Aufklärung der Film kreist, war ein brutales Niedermetzeln, welches von Rafael Trujillo, dem Diktator des Nachbarlandes Dominikanische Republik, angeheizt wurde, dessen Ziel es war, die haitianische Bevölkerung auszurotten. „Diese alten Menschen sind Juwelen für den Film“, so steht es in der Begründung der Jury. Zu Recht, immerhin konnten diese Menschen, welche seit über 80 Jahren nicht die ihnen zustehende Anerkennung erhielten, ihre Stimmen erheben und davon berichten, was damals geschah. Dies war auch der Anstoß für jüngere Generationen aus beiden der damals betroffenen Länder, sich mit dieser Tragödie zu befassen. Dies erfolgte in einem Performance-Workshop, welcher im Rahmen der Dokumentation veranstaltet wurde und Künstler:innen beider Staaten zusammenbrachte. Es ist ein Prozess der Aufarbeitung, der durch die verschiedenen Sprachen (Französisch, Haitianisches Kreol, Spanisch, Englisch), welche gesprochen werden, noch einmal an Vielfalt und Originalität gewinnt.


Das könnte Sie auch interessieren:


Der zentrale Punkt für die Juryentscheidung war die Kommunikation über Leiden. Jeans Dokumentation zeige eindrücklich die Herausforderung einer Aufgabe wie jener, über Leiden zu kommunizieren, heißt es in der Begründung. Die Inszenierung sei dabei umso erwärmender. Die im Verlaufe des Films aufgezeigten Wege für eine konstruktive und emotionale Kommunikation würden dabei den Weg der Vergebung öffnen. „In einer Zeit, in der Hass und Aggression laut sind, zeigt der Film, dass es auch anders gehen kann“, so die Jury.

Die Mitglieder der Jury waren dieses Jahr Blandine Brunel (Frankreich), Andreas Köhler-Andereggen (Schweiz), Kadija Leclere (Belgien) und Gabriella Meros (Deutschland).

„L’oubli tue deux fois“ von Pierre Jean Michel gewann beim Dok Leipzig Festival 2024 im Internationalen Wettbewerb für lange Dokumentarfilme auch die Silberne Taube. Der Hauptpreis des Festivals ging an den Film „Le Cinquième plan de La Jetée“ („La Jetée, the Fifth Shoot“) von Dominique Cabrera.

Kommentar verfassen

Kommentieren