Wenn man darüber nachdenkt, welchen Film man sich nach dem Abendessen anschauen könnte, fällt es oft nicht schwer, sich auf ein bestimmtes Genre zu beschränken, da die meisten eine Vorliebe für bestimmte Themen haben. Damit schließt man aber viele Regisseure aus, die sich oft nicht von einer bestimmten Filmgattung lösen können. Bei dem US-amerikanischen Filmemacher Robert Altman aber wäre das nicht der Fall, da er sich Zeit seines Lebens mit so ziemlich jedem Filmgenre auseinandergesetzt hat. Sei es dem Thriller oder britischem Murder Mystery. Dass er dabei nie den Spaß an der Sache verlor, belegt sein letzter Film „Robert Altman’s Radio Show“, der nur ein paar Monate vor seinem Tod im Jahre 2006 ins Kino gekommen ist.
Nächstes
Jahr, am 20. Februar 2025, wäre Altman 100 Jahre alt geworden. Auf dieses Jubiläum
richtet sich das Münchner Filmmuseum mit einer umfassenden
Robert-Altman-Retrospektive aus. 35 seiner Filme sollen in den nächsten Monaten
gezeigt werden, beginnend mit dem dreistündigen Ensemblefilm „Short Cuts“.
Der Durchbruch gelang mit „M.A.S.H.“
Sein erster Durchbruch gelang ihm erst im Jahre 1970. Mit 44 Jahren war Altman bereits Großvater, als er mit der Antikriegssatire „M.A.S.H.“ die Grundlage für eine beispiellose Karriere legte. „M.A.S.H.“, der von einem US-amerikanischen Feldlazarett in Korea handelt, ist einer von Altmans größten Erfolge. In der Folge drehte Altman fast jedes Jahr mindestens einen Film, wobei er oft an mehreren Produktionen gleichzeitig arbeitet.
Das
Besondere seiner Filme lässt sich an zwei Dingen festmachen. Zum einen ist es sein
Umgang mit der Kamera. Im Unterschied zu vielen Kollegen betrachtet er diese
nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern als Instrument, dessen Handhabung er
über die Jahre perfektioniert. Die Kamera steht bei ihm nie still; sie bewegt
sich in kreisenden Bewegungen durch den Raum. Manchmal wissen selbst die
Schauspieler nicht, ob sie gerade im Bild sind. Das andere, auf das Robert
Altman besonderen Wert legte, ist die Tonspur. Jeder Charakter bekommt nicht
seine Zeit, in der er sprechen darf; es ist vielmehr so, dass Polyphonie
herrscht und alle aufeinander einreden, was man gut bei „Countdown: Start zum Mond“ (1967) sehen oder besser gesagt hören kann.
Auch mit den Thematiken, die Altman in seinen Filmen anspricht, deutet er darauf hin, dass es ihm primär um die Entfaltung seiner Kreativität geht. So ist er einer der ersten, der weibliche Charaktere in den Fokus stellt, wie etwa bei „Spiegelbilder“ (1972) und „Ein kalter Tag im Park“ (1969) zu erkennen ist. Kritik am eigenen Heimatland USA blieb dabei nicht aus. Oft scheinen die Figuren in seinen Filmen keine besonders entfalteten Charaktere zu sein; sie sind vielmehr dem Zufall ausgeliefert. Auch persönliche Bezüge finden sich in vielen Filmen, etwa in Form von Country- und Jazz-Musik oder in Gestalt seiner Heimatstadt Kansas City, in der er den gleichnamigen Thriller „Kansas City“ drehte.
Ein einflussreicher Filmemacher
Altman glänzte
aber oft auch mit vielfältigen Drehbuch-Ideen. Dabei ließ er sich oft von vorangegangenen
Filmen inspirieren. Bei „Eine Hochzeit“ (1978) stand das
Brautpaar zu wenig im Mittelpunkt des Geschehens? Kein Problem! Denn dann lag
ein Jahr später in der Liebeskomödie „Ein perfektes Paar“ (1979)
der Fokus ganz eindeutig auf dem Liebespaar. Sein letzter Film „Robert Altman’s Last Radio Show“ ist die Ergänzung zu „Nashville“
aus dem Jahr 1975. Der Film, den er wenige Monate vor seinem Tod im November
2006 fertigstellte, besticht durch seine intelligente Reflexion über Tod und
Abschied und unterstrich noch einmal die ganze Kunstfertigkeit des Regisseurs.
Hinweis
Alle Titel und Termine der Robert-Altman-Retrospektive finden sich auf der Seite des Filmmuseums München.