© Hamid Janipour, Alamode Film

Neuer Kinotipp: „Ein kleines Stück vom Kuchen“

Die Jury der katholischen Filmkritik kürt ein iranisches Drama um eine ältere Witwe aus Teheran, die sich noch einmal auf die Liebe einlässt und damit gegen die Sittengesetze verstößt, zum Kinotipp im Juli.

Veröffentlicht am
14. Juli 2024
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Gemeinsam eine Flasche Wein genießen? Laut Musik hören? Tanzen? Das mag hierzulande selbstverständlich sein; für die rund 70-jährige Mahin (Lili Farhadpour) und den ungefähr gleichaltrigen Taxifahrer Faramarz (Esmaeel Mehrabi) kommt es einer kleinen Revolution gleich. Die beiden leben in Teheran; und das, was sich zwischen ihnen entspinnt, verstößt munter gegen die strengen Sittengesetze des Mullah-Regimes, über deren Einhaltung die Religionspolizei wacht. „Ein kleines Stück vom Kuchen“, eine Tragikomödie des iranischen Filmemacher-Gespanns Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, erzählt vom Kennenlernen dieser beiden „Best Ager“ und einer magischen ersten Nacht, die sie gemeinsam erleben. Mahin lebt in gutbürgerlichen Verhältnissen und ist verwitwet; sie erinnert sich noch an Zeiten, in denen in ihrem Land nicht alles, was auch nur entfernt nach Lebenslust aussieht, untersagt war, und will sich auch jetzt nicht davon abhalten lassen, die Glücksmöglichkeiten, die sie noch hat, ungenutzt lassen.

Also zieht sie los, um männliche Gesellschaft zu suchen, stößt auf den Taxifahrer Faramarz und lädt ihn, weil sich die beiden auf Anhieb sympathisch sind, spontan zu sich nach Hause ein. Was sich dann hinter den Mauern von Mahins Wohnung und in im Garten ihres Innenhofs entfaltet, ist eine der schönsten Kino-Liebesgeschichten der letzten Jahre – umso mehr, weil die Filmemacher stets im Bewusstsein halten, wie gefährdet und fragil das Glück der beiden ist. Zu laute Musik, zu neugierige Nachbarn – und den beiden könnten für ihre Zweisamkeit üble Konsequenzen drohen.

Lili Farhadpour als Witwe auf der Suche nach Liebe in "Ein kleines Stück vom Kuchen" (© Hamid Janipour, Alamode Film)
Lili Farhadpour als Witwe auf der Suche nach Liebe in "Ein kleines Stück vom Kuchen" (© Hamid Janipour, Alamode Film)

Die Jury der katholischen Filmkritik zeichnete den Film, der am 11.7.2024 in den deutschen Kinos startet, dafür als Kinotipp aus, als „gekonnte Verbindung von befreiendem Humor und Gesellschaftskritik an dem insbesondere Frauen unterdrückendem theokratischen System des Iran“, wobei nicht zuletzt auch „die äußerst sympathisch und authentisch agierenden“ Hauptdarsteller überzeugten. „Ein kleines Stück vom Kuchen“ besticht als „zarter, fröhlicher, bei aller Trauer das Leben, die Freiheit und den Augenblick feiernder Film. Er lässt eine Vergangenheit spürbar werden, angefüllt mit Musik, Kultur, Genuss und allen Möglichkeiten für Männer und Frauen. Das hat sich die Protagonistin in ihrem Inneren bewahrt und es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen. Umso präsenter ist gleichzeitig das Bewusstsein der Zuschauenden für die heutige Situation im Iran, die im Film das Idyll der Wohnung und des Gartens bedrohlich umgibt, durch Ohren und Augen bereitwilliger Spitzel und staatlicher Handlanger.“

Dabei gelingt es Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, zugleich ein universelles Thema zu berühren: Es geht in ihrem Film auch um die allgemeinmenschliche „Sehnsucht nach Liebe, nach Beziehung in jeder Lebensphase“ und Figuren, die sich aktiv und erfolgreich gegen die Einsamkeit im Alter wehren.

Ein kleines Stück vom Kuchen“ läuft ab 11. Juli in den deutschen Kinos.




Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.

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