Um Kunst und Kultur
wird aktuell heftig gestritten, da beide zum Kampfplatz für globale
Auseinandersetzungen geworden sind. Für oder gegen etwas zu sein, spaltet ganze
Szenen und ruft im Nachhall des Schlagabtausches in den sozialen Medien immer
öfter die Politik auf den Plan. Das gefährdet die Freiheit der Kunst. Not täte
deshalb die Bereitschaft, Widersprüche auszuhalten und die Debatten als Ringen
zu verstehen, mit dem der Eurozentrismus überwunden wird, ohne dessen
aufklärerische Maxime über Bord zu werfen.
Der Anspruch, die
Kunst möge die Begrenzungen unseres oft limitierten Verstandes mit den Mitteln
der Ästhetik und durch nachhaltige Evidenzerlebnisse überwinden, um uns
erweiterte Perspektiven und Erkenntnisse über diese Welt zu gewähren, scheint
heute mehr denn je naiv zu sein. Andererseits: Die Kunst ebenso wie den Sport
und vor allem den Krieg als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu
verstehen und als Ausweitung der „Kampfzone“ zu bespielen, wird ihr nicht
gerecht. Das gilt im Besonderen für eine Kunstgattung, deren Ausgangs- und
Wirkungsmaterial die Wirklichkeit ist.