Mit Filmen wie „Fireworks“ (1947) und „Scorpio Rising“ (1963) wurde Kenneth Anger zu einer der prägenden Figuren des filmischen Undergrounds; sein Buch
„Hollywood Babylon“ machte ihn berühmt-berüchtigt: Indem er Legenden zerlegte,
wurde er selbst zu einer. Mit ihm ist im Mai 2023 einer der letzten Vertreter
des amerikanischen Experimentalfilms der Nachkriegszeit gestorben.
Ein Traum wurde auf Zelluloid gebannt: In Beverly Hills lud 1947 der
damals rund 20-jährige Kenneth Anger Freunde und Bekannte ein,
mit ihm einen experimentellen Film zu drehen. Da die Eltern nur für ein paar
Tage verreist waren und nur wenig 16mm-Material zur Verfügung stand, musste
ebenso schnell wie wohlüberlegt gedreht werden. Kenneth Anger ging aufs Ganze:
Prügelnde Seeleute greifen in die Eingeweide des von ihm selbst gespielten
Protagonisten, durch das Wohnzimmer wird ein in Flammen stehender
Weihnachtsbaum getragen und schließlich sprüht ein Feuerwerk dort, wo man eine
Erektion erwartete. Schmerzensschreie wandeln sich in Lustschreie – und schließlich
in einen Triumphschrei des 19-Jährigen. Die Aufführungen des Films „