Gerade ist der aktuelle Jahresband des „Lexikons des Internationalen Films“ erschienen, der das komplette Kinoangebot von 2022 sowie das Wichtigste aus dem Heimkino versammelt. Außerdem lässt eine Chronik das Filmgeschehen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen Revue passieren, ergänzt durch eine Auswahl wichtiger Essays, Porträts und Interviews, die 2022 auf filmdienst.de publiziert wurden.
Offene Kinos, offene Fragen. Das Jahr 2022 brachte für die Kinos weltweit das Ende der Corona-bedingten Einschränkungen und damit erstmals seit 2019 wieder einen Betrieb unter „normalen“ Bedingungen. Doch die Unsicherheiten waren vielerorts nicht verschwunden, namentlich bei den Zuschauern. Weitaus zögerlicher, als politische Maßnahmen und ärztliche Beurteilungen es nahelegten, kehrten die Menschen ins Kino zurück. Was allerdings nicht den Streamingdiensten zugutekam, die 2022 ebenfalls mit ungewohnten Rückschlägen sowie sinkenden Abonnentenzahlen umgehen mussten. Zu all dem kam noch der Schock der „Zeitenwende“ angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine. Wahrlich keine guten Umstände für den Neustart der Kinos nach zwei Jahren Betrieb auf Sparflamme.
Dennoch war nicht alles schlecht, wie ein genauerer Blick auf das vergangene Filmjahr zeigt, wie ihn der neue Jahresband 2022/2023 des „Lexikons des Internationalen Films“ bietet. Das im Schüren Verlag gerade erschienene Jahrbuch führt in seiner ausführlichen Chronik vor Augen, was 2022 eben auch war: Ein Jahr, in dem der Schock über den Krieg in der Ukraine zwar stets präsent blieb, Filmschaffende und Festivalmacher aber auch zu Reaktionen der Solidarität antrieb. Ein Jahr, in dem die Proteste gegen das Regime im Iran nicht zuletzt durch prominente iranische Filmschaffende maßgeblich unterstützt wurden. Ein Jahr, in dem es auf Veranstaltungen der Filmbranche zahllose Vorstöße gab, um die Kinomisere zu bekämpfen. Ein Jahr mit attraktiven Filmen, die von einer neuen Lust unter Filmemachern künden, dem Kino aufzuhelfen, seien es Blockbuster-Überflieger wie „Top Gun Maverick“, überbordende Filmerfahrungen wie „Everything Everywhere All at Once“ oder intensive Erforschungen menschlicher Abgründe wie „The Card Counter“.
Der Reichtum des Filmjahres 2022
Vom Reichtum des Filmjahres 2022 kündet neben der Chronik vor allem das traditionelle Herzstück des „Jahrbuchs“: Über 1400 Filme sind hier mit Kurzbesprechungen und den wichtigsten Stabangaben versammelt. Schon beim bloßen Durchblättern offenbart sich ein Schatz, der auch den aufmerksamsten Beobachtern des Kino-, Streaming-, DVD- und Fernsehangebots viele neue Anregungen vermittelt und aufzeigt, welche Filme unbedingt noch nachgeholt werden müssen. Weitere Orientierung bieten die Übersichten wichtiger Filmpreise (inklusive der Fülle ökumenischer, katholischer, protestantischer und interreligiöser Auszeichnungen) sowie die Auswahl der „Silberlinge“ 2022. Mit ihnen prämiert der FILMDIENST außergewöhnliche Heimkino-Editionen und setzt damit ein Zeichen, dass der vermeintlich aussterbende DVD- und Blu-ray-Markt keineswegs unterschätzt werden sollte.
Das Filmjahr 2022 lassen nicht zuletzt auch Übersichten über die besten Filme und Serien Revue passieren, ebenso wie eine Auswahl wichtiger auf filmdienst.de erschienener Texte. So finden sich im Jahrbuch auch einige der Essays, die Siegfried-Kracauer-Stipendiat Daniel Kothenschulte in seiner Reihe „Kino gegen den Stream“ über die Zukunft des Kinos veröffentlicht hat. Die Bandbreite an Trends im aktuellen Kino zeigen Essays zu Themen wie der Darstellung von Pandemien oder Demenzerkrankungen, dem bleibenden Interesse von Filmen und Serien an nordischen Mythen oder auch zu Filmen wie „Il Buco – Ein Höhlengleichnis“, in dem Ding-, Tier- und Pflanzenwelt dem Menschen gleichberechtigt an die Seite gestellt werden.
Porträts und Interviews heben weitere herausragende Kinofilme des Jahres wie „Der schlimmste Mensch der Welt“, „Belfast“ und „Alcarràs – Die letzte Ernte“ hervor und erinnern ebenso wie die Nachrufe zu verstorbenen Kinogrößen von Jean-Luc Godard bis zu Klaus Lemke an die Kunst von Filmschaffenden, die auch 2022 wieder für unvergessliche Momente sorgte.
Ein Jahr freier Zugang zu FILMDIENST PLUS
Ein ergänzendes Angebot für Käuferinnen und Käufer des Filmjahrbuchs ist in diesem Jahr der Zugang zum FILMDIENST-Plus-Archiv und damit zu allen Filmkritiken und Texten ab 1992. Ein Code ermöglicht die Freischaltung und kostenlose Nutzung von FILMDIENST-Plus für ein Jahr und bietet somit die Gelegenheit, noch tiefer in die Vielfalt der Filmwelt einzutauchen.
Auch mit dem Jahrbuch 2022/2023 bleibt sich der FILMDIENST seinem Anspruch treu, Filminteressierten durch den Dschungel omnipräsenter Filmangebote und -empfehlungen zu lotsen und als verlässlicher Begleiter, Helfer und Informant zu dienen.
Bibliografischer Hinweis
Filmjahr 2022/2023. Lexikon des Internationalen Films. Hrsg. von filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission. Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach. Schüren Verlag, Marburg 2022. 528 S., zahlr. Abb., 28 EUR. Bezug: Schüren Verlag.