Der belgische Kameramann
Benoît Debie ist ein Mann für Extreme. Das rauschhafte Kino von Gaspar Noé und
Harmony Korine bereichert er durch eine virtuos wirbelnde Kameraführung, seine
Arbeit mit Farbe zeichnet ebenfalls eine hohe Bereitschaft zum knalligen Experiment
aus. Doch auch die Empathie mit den Figuren kommt in Debies Bildern nie zu
kurz. Eine Würdigung anlässlich einer Hommage beim Filmfestival
Mannheim-Heidelberg 2022.
Das Bild als Star: So ließe sich die Arbeit des
Bildgestalters Benoît Debie ganz allgemein beschreiben. Was Harmony Korine als Grundidee für seinen hypnotischen Teenie-Trip „Spring Breakers“ (2012) skizzierte, gilt für nahezu alle Produktionen, an
denen der Belgier als Kameramann mitgewirkt hat. In Gaspar Noés Film „Vortex“
(2021), der im strapaziösen Werk des Regisseurs als besonders sanft und
zärtlich gilt, haben Debies Bilder sogar doppelte Starpower. Nach der
Anfangssequenz spaltet sich das Bild und wird zum Splitscreen, in dem ein alter
Filmjournalist und seine demente Frau, obgleich unter demselben Dach, schmerzhaft
getrennt voneinander in ihrer eigenen kleinen Welt existieren.