Für den Neustart der James-Bond-Reihe nach dem Ausstieg von Pierce Brosnan setzten die Produzenten auf eine Mischung aus radikaler Neuinterpretation und sanftem Übergang: Der zuletzt arg verkrampfte ironische Zugriff des Brosnan-Bonds und die comichafte Überhöhung von Gadgets, Actionszenen und Schurken fielen weg, dagegen blieben Bonds Chefin „M“ in der Verkörperung durch Judi Dench, die Drehbuchautoren Neal Purvis und Robert Wade und die Regie für den ersten Einsatz von Daniel Craig wurde wie zuvor bei Brosnan erneut dem Neuseeländer Martin Campbell anvertraut.
Für die Geschichte zogen Purvis und Wade sowie „Oscar“-Preisträger Paul Haggis den ersten James-Bond-Roman von Ian Fleming heran, dessen Grundstruktur sie durchaus beibehielten, weshalb Craigs Bond so nah an der Vorlage ist wie lange keiner seiner Vorgänger. James Bond – hier ganz frisch mit der „Lizenz zum Töten“ ausgezeichnet – nimmt es mit dem Top-Terroristen Le Chiffre (Mads Mikkelsen) auf. Dieser destabilisiert mit dubiosen Geldgeschäften die Gesellschaft, muss sein Konto aber bei einem exklusiven Poker-Turnier auffrischen, als sein Syndikat in Geldnot gerät.
Campbell ist ein rasanter, in Details durchaus rauer Beitrag zum James-Bond-Franchise gelungen, der sich durch betonte Körperlichkeit und artistische Kabinettstückchen auszeichnet. Daniel Craig nahm dem „neuen“ Bond die versnobte Eleganz, verlieh ihm aber draufgängerische Sportlichkeit und eine psychologisch interessante Unberechenbarkeit, die ihn bis zu seinem fünften und letzten Einsatz in „Keine Zeit zu sterben“ (2021) zum wohl besten Interpreten der Bond-Rolle seit Sean Connery machte. – Ab 16.