„Der Film beginnt mit D.W. Griffith und endet
mit Abbas Kiarostami.“ Dieses Zitat, das Jean-Luc Godard zugeschrieben wird, verdeutlicht den filmhistorischen Stellenwert des iranischen Drehbuchautors und Regisseurs Abbas Kiarostami. Aktuell widmen das
Berliner Kino Arsenal und der Streaming-Dienst LaCinethek ihm eine Retrospektive. Anlass für ein Porträt eines filmischen
Werks, das kongenial die Interaktion zwischen Kino und Leben auslotet.
Woran erkennt man, dass Leute im Kino sitzen?
Daran, dass ihre Gesichter mal heller, mal dunkler beleuchtet sind. Kino ist
ein Lichtereignis, aber kein gleichmäßiges. Als zeitbasierte Bewegungskunst
beruht es, materialistisch gesprochen, auf einer dynamischen Abfolge von
Intensitätsgraduierungen von Licht. Licht, das zu Bildern gerinnt, das Formen
sichtbar werden lässt, das womöglich auch eine Geschichte erzählt. Aber das
eben auch, als Lichtquelle, seine Umgebung illuminiert. Und insbesondere
diejenigen sichtbar werden lässt und in ein visuelles Spektakel verwandelt, die
im Kino sitzen und sich einen Film anschauen. Auf sie ist das Licht des Kinos
ausgerichtet.