Im amerikanischen
Filmschaffen war Monte Hellman ein außergewöhnlicher Freigeist, der sich nicht
nur von den Hollywood-Studios abgrenzte, sondern auch als unabhängiger
Regisseur völlig für sich stand. Von seinen nihilistischen Western und
Außenseiter-Balladen der 1960er- und 1970er-Jahre bis zu seinem letzten
Kurzfilm von 2013 näherte er sich auf eine ganz eigene Weise festgefahrenen
Erzählstrukturen an und interpretierte diese kompromisslos neu. Ein Nachruf.
Monte Hellmans letzter Film
dauert nicht einmal zwei Minuten. Neben zahlreichen anderen namhaften
Regisseuren drehte er 2013 einen kurzen Beitrag für den 70. Geburtstag des
Filmfestivals von Venedig. „Vive L’Amour“ spielt in einem Café und zeigt ein
Paar unmittelbar nach der Trennung. Als der Mann unangenehm berührt den Tisch
verlässt, zoomt die Kamera langsam auf das Gesicht der Frau. Während sie mit den
Tränen kämpft, wechselt das Bild zunehmend von schwarz-weiß zu Farbe. Auch
nachdem der Regisseur (Hellman) „Cut“ gerufen hat, ringt die Schauspielerin
noch um Fassung. Es ist, als wäre sie in der Fiktion gefangen.