Am
Ende gab es in Cannes doch noch einen Skandal, weil Abdellatif Kechiche in
„Mektoub, My Love: Intermezzo“ seine „kubistische“ Vermessung des weiblichen
Körpers mit ostentativer Dauer auf dreieinhalb Stunden ausdehnte. Sandra Hüller
glänzt in „Sibyl“ als betrogene Filmemacherin, und Eric Toledano & Oliver
Nakache erkunden in „Hors Normes“ die Kommunikation autistischer Menschen.
In
den vergangenen Jahren hatten in Cannes Filme wie Lars von Triers „The House that Jack Built“ oder
Gaspar Noes 3D-Erotikfilm „Love“
dafür gesorgt, dass Zuschauer demonstrativ aus den Kinosaal flohen. Das 72.
Festival blieb dagegen bis kurz vor Schluss völlig harmlos, doch dann sorgte „Mektoub, My Love: Intermezzo“ von
Abdellatif Kechiche doch noch
für Empörung, vor allem bei der amerikanischen Presse. Fast vier Stunden lang
sind in diesem Film spärlich bekleidete Menschen zu sehen, die hingebungsvoll
in einer Diskothek tanzen und schwitzen; eine halbe Stunde vor dem Ende gibt es
eine 15-minütige, sehr explizite Cunnilingus-Szene, und im Finale einen
Sonnenaufgang, der dann aber kaum mehr als einen Moment dauert.