Das
World Wide Web war eine utopische Videothek, mit der die Filmgeschichte
umfassend zugänglich wurde. Seit der Jahrtausendwende florierten cinephile
Online-Tauschbörsen jenseits der Verwertungsketten der Unterhaltungsindustrie. Doch mit dem Aufstieg von Netflix &
Co. und einem grundsätzlichen Wandel des Internets geht deren Niedergang
einher. Noch ist nicht ausgemacht, ob
sich in diesem Umfeld weiterhin Freiräume für cinephile Selbstorganisationen behaupten.
Eine
Historikerin, die sich in hundert oder zweihundert Jahren der Aufgabe annehmen
wird, die Filmkultur der 2000er- und 2010er-Jahre zu rekonstruieren, dürfte
sich mit einer schier unüberwindlichen Schwierigkeit konfrontiert sehen. Denn ein
zentrales Element dieser Kultur wird so gut wie keine Spuren hinterlassen
haben, oder zumindest keine, die noch lesbar wären. Gemeint sind cinephile Online-Tauschbörsen,
die auf dem BitTorrent-Protokoll basieren, sogenannte private Tracker, die nur
Mitgliedern zugänglich sind (und die den Zugang zur Mitgliedschaft mal mehr,
mal weniger streng regulieren).