Drama | Großbritannien/Irland/Frankreich 2014 | 109 Minuten

Regie: Ken Loach

Anfang der 1930er-Jahre kehrt ein Ire nach Jahren im Exil in sein Heimatdorf zurück, um sich um seine Mutter zu kümmern. Auf Bitte der Dorfjugend und seiner früheren Kampfgenossen eröffnet er wieder eine alte Tanzhalle, die er nicht nur als Vergnügungsstätte nutzt, sondern auch als politisches Forum. Das bringt ihn ins Visier von Staat und Kirche, die um ihre Vormachtstellung fürchten. Der von Ken Loach ursprünglich selbst als sein „letztes“ Werk annoncierter Film erzählt die Geschichte des irischen Polit-Aktivisten Jimmy Gralton (1886–1945) und bündelt noch einmal seine Themen um die Solidarisierung mit dem „einfachen Mann“. Milder gestimmt als früher, berührt der Film mit Szenen von unerwarteter Zartheit. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JIMMY'S HALL
Produktionsland
Großbritannien/Irland/Frankreich
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Sixteen Films/Element Pic./Why Not Prod./Wild Bunch
Regie
Ken Loach
Buch
Paul Laverty
Kamera
Robbie Ryan
Musik
George Fenton
Schnitt
Jonathan Morris
Darsteller
Barry Ward (Jimmy) · Simone Kirby (Oonagh) · Jim Norton (Father Sheridan) · Aisling Franciosi (Marie) · Aileen Henry (Alice)
Länge
109 Minuten
Kinostart
14.08.2014
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Diskussion
78 Jahre zählt der britische Regisseur Ken Loach inzwischen, und wenn es nach ihm geht, soll „Jimmy’s Hall“ sein letzter großer Film sein. Darin wiederholt er die Themen, die ihn als Filmemacher ein Leben lang beschäftigt haben. Das Drehbuch stammt aus der bewährten Feder von Paul Laverty, mit dem Loach schon viele Filme, unter anderem auch vielfach ausgezeichneten „The Wind That Shakes the Barley“ verwirklicht hat. Wie „The Wind That Shakes the Barley“ spielt auch „Jimmy’s Hall“ im Irland der 1930er-Jahre: Der Protagonist Jimmy Gralton kehrt ein Jahrzehnt, nachdem er ins amerikanische Exil geflüchtet ist, in seine irische Heimat zurück, um sich um seine Mutter zu kümmern. Junge Menschen und ältere Arbeiter, die sich überwiegend den Kommunisten zurechnen, bitten ihn, sein altes Gemeindezentrum wieder zu eröffnen. Bald lesen, lernen und tanzen sie dort zusammen, fernab der Weisungsbefugnis der Kirche und argwöhnisch beobachtet von den ortsansässigen Faschisten. Pater Sheridan, Graltons ärgster Widersacher, verdammt die angebliche Vergnügungssucht der Jugend, hetzt gegen Jimmys Unternehmen und lässt lange Listen der Besucher aufschreiben. Doch der Demagoge Sheridan ist alles andere als dumm. Loach schildert ihn als im Kern ängstliche Persönlichkeit, der die Menschen seiner Kontrolle entgleiten sieht und mit dieser Entwicklung nicht umzugehen weiß. Derweil nähert sich Jimmy wieder seiner ehemaligen Freundin Oonagh an und bringt den Heranwachsenden den Charleston bei, während er unter den Arbeitern wegen seiner leidenschaftlichen Reden zur Gallionsfigur im revolutionären Kampf avanciert. Loach ist hier nicht mehr so radikal in der Darstellung der Konfliktparteien, wie er es noch in „The Wind That Shakes the Barley“ war, und er nutzt diese Milde, um wundervolle Szenen von berührender Zartheit und intimer Zweisamkeit zu inszenieren, wie den Tanz von Jimmy und Oonagh – ein Tanz im Gemeindezentrum, ohne Begleitmusik und in der Schwärze der Nacht. Doch Gralton ist eine historische Figur – und dementsprechend ist sein Schicksal vorgezeichnet. Jimmys Appell an die Vernunft, an die Aussöhnung und die Solidarität wird von der Jugend mit Beifall aufgenommen; doch für seine Gegner ist es gerade die Entfachung öffentlicher Debatten, die Gralton in ihren Augen so gefährlich machen. Während der Pater Gralton nur jenen Respekt zollt, den sich auch die Generäle zweier Heere auf dem Schlachtfeld gönnen würden, lässt Loach an anderer Stelle Hoffnung keimen: ein deutlich jüngerer Priester erkennt die Ungerechtigkeit, auch wenn er zunächst ohne Ergebnis gegen sie argumentiert. Als „letzter“ Film einer langen Karriere wirkt „Jimmy’s Hall“ wie ein Querschnitt durch Loachs Methoden und Tugenden: eine manchmal fast theaterhafte Dialoginszenierung, eine Fotografie, die ihre Schönheit im vorgeblich Schlichten findet, und eine starke politische Haltung, die sich mit der Lebenswelt des „einfachen“ Mannes solidarisiert, um ihm eine Stimme zu geben. Wenn Gralton vom Polizeiwagen aus der zurückbleibenden Jugend winkt, um wenig später der einzige Ire zu werden, der je aus Irland deportiert wurde, dann wirkt es auch so, als wäre es Loach selbst, der hier voller Zuversicht seinem Publikum zuwinkt. „Jimmy’s Hall“ ist ein Abschied voller Würde und Aufrichtigkeit.
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