Mit einer überbordenden Fülle von Interpretationen, Zitaten und Tagebuchnotizen versucht sich der Dokumentarfilm an einem Schnellkurs über das Leben und Werk des expressionistischen Malers Max Beckmann (1848-1950). Zehn Triptychen dienen ihm dabei als roter Faden, die Emigration nach New York rahmt das Porträt. Eine materialreiche, streckenweise auch überfordernde "Bildungsreise" zu den verschiedenen Stationen in Beckmanns Schaffen und den Orten, wo seine Werke heute hängen.
- Ab 12.
Max Beckmann - Departure
Dokumentarfilm | Deutschland 2013 | 97 (24 B./sec.)/93 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Michael Trabitzsch
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Filmdaten
- Originaltitel
- MAX BECKMANN - DEPARTURE
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- Prounen Filmprod./NDR/Epo-Film
- Regie
- Michael Trabitzsch
- Buch
- Michael Trabitzsch · Sabine Carbon
- Kamera
- Luca Faes · Ralf Noack · Justyna Feicht
- Musik
- Baxter & Larsen audio production
- Schnitt
- Dieter Dehn
- Länge
- 97 (24 B.
sec.)
93 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- 06.06.2013
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Der Maler raucht eine Zigarette. Den breiten Bogen des Mundes, die Winkel skeptisch herabgezogen, kennt man von den Selbstbildnissen Max Beckmanns. Und in den Wochenschauaufnahmen spürt man diese Verschlossenheit, auch die Rätselhaftigkeit des Künstlers. Zudem war der deutsche Maler fast übermenschlich hartnäckig, besessen von seiner Kunst. „In mir wütet noch immer der Teufel der Malerei“, hört man den Sprecher in Michael Trabitzschs Dokumentation sagen, „ja, er wird mit den Jahren vielleicht noch stärker – nun gerade und trotz alledem“. Der Filmtitel ist dem ersten Triptychon „Abfahrt“ von 1932/33 entlehnt. Die Abreise ist ein Leitmotiv in Beckmanns Leben; früh zu Ruhm gelangt, kam er weit herum. Oft war er auf dem Sprung, wurde dann aber zurückgehalten. Er durchlitt zwei Kriege. Von den Nazis als „entartet“ verunglimpft, ging er 1938 ins Exil nach Amsterdam. Schon 1939 bemühte er sich um USA-Visa, doch erst 1947 war die Ausreise möglich. Mit New York und den letzten Lebensjahren in den USA beginnt und endet der Film.
Trabitzschs Versuch, einen großen Bogen über Beckmanns Leben und Werk zu schlagen, ist so verständlich wie zum Scheitern verurteilt. Jedenfalls dann, wenn man hohe ästhetische Ansprüche an einen Künstlerfilm stellt. Mit seinem Schnellkurs in Sachen Beckmann macht es sich der Film unnötig schwer. Die schlichte Fülle des Materials überfordert. Briefzitate, Tagebuchnotizen, Bildbetrachtungen, Interpretation: zu viel für einen 93-Minuten-Film. Immerhin ist er fast chronologisch aufgebaut. Als roter Faden dienen die zehn zwischen 1932 und 1950 gemalten Triptychen. In ihnen zeigt sich Beckmanns Meisterschaft voller kräftiger Farbkontraste, dicker, rußiger Umrisse, chiffrenhafter Figurenkonstellationen und dichtgepackter Bildräume. Mit der Kamera reist man zu den Hauptwerken in Museen von München bis Minneapolis. Uwe M. Schneede oder die MoMa-Kuratorin Ann Temkin, Chefkuratorin geben erhellende Kommentare ab. Doch wer auf die deutschen Untertitel angewiesen ist, kann den Kameraschwenks über das Triptychon „Versuchung“ kaum folgen. Doch wer weiß: vielleicht macht sich der ein oder andere selbst auf eine Bildungsreise zu den Beckmann-Bildern. Es lohnt sich auf jeden Fall.
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