Der traditionsbewusste Führer eines Maori-Stammes auf Neuseeland kann nicht akzeptieren, dass ihm seine Tochter nur eine Enkelin statt eines Nachfolgers schenkte. Das inzwischen zwölfjährige Mädchen versucht alles, ihn von seiner Haltung abzubringen. Als Wale, die heiligen Tiere der Maori, an den Strand gespült werden, sieht der Stamm großes Unheil kommen, das Mädchen aber seine Chance. Eine betörend schöne, in traumhaften Bildern eingefangene Geschichte, die sowohl die Lebendigkeit von Traditionen und Legenden als auch die zunehmend prägende aktuelle Lebenswirklichkeit sowie die emanzipatorischen Bestrebungen der nachwachsenden Maori- Generationen überzeugend darstellt.
- Sehenswert ab 12.
Whale Rider
Coming-of-Age-Film | Neuseeland/Deutschland 2002 | 101 Minuten
Regie: Niki Caro
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Filmdaten
- Originaltitel
- WHALE RIDER
- Produktionsland
- Neuseeland/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- At the Works/New Zealand Film/New Zealand on Air/South Pacific Pict./Apollo
- Regie
- Niki Caro
- Buch
- Niki Caro
- Kamera
- Leon Narbey
- Musik
- Lisa Gerrard
- Schnitt
- David Coulson
- Darsteller
- Keisha Castle-Hughes (Paikea "Pai" Apirana) · Rawiri Paratene (Koro) · Vicky Haughton (Nanny Flowers) · Cliff Curtis (Porourangi) · Grant Roa (Onkel Rawiri)
- Länge
- 101 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Coming-of-Age-Film | Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Nahezu aussichtslos scheint der Kampf gegen die Traditionen der Maori Neuseelands zu sein, erst recht für ein Mädchen, das Stammesführer werden will. Die Mutter legt schon einen gewissen Wagemut an den Tag, als sie ihre Tochter Pai nennt, nach Paikea, dem mythischen Vorfahren der Maori, der einst auf einem Wal zum Inselreich geritten kam. Für den grantigen Großvater und Stammesführer Koro ist beides eine Schande, der weibliche Nachfahre und der Name. Also macht er sich daran, unter der männlichen Jugend des Dorfes einen Nachfolger zu suchen, indem er die Jungs in eigens ins Leben gerufenen „Workshops“ zu Kämpfern alter Schule ausbildet. Pai trifft eigentlich keine Schuld, doch ist sie nur nachgerückt, als ihr Zwillingsbruder im Kindbett starb; aber sie ist ein eigenwilliges und kluges Kind, das seinem Großvater, nachdem sich der Vater im Streit auf und davon gemacht hat, seine Fähigkeiten und damit seine Liebe zeigen will. Dass Pai heimlich die heiligen Kampftechniken lernt, macht ihn zunächst nur wütend. Als dann die noch heiligeren Wale an den Strand gespült werden, scheint das Ende der Welt nahe. Genau das aber ist der Augenblick, in dem Pai zeigen kann, was in ihr steckt.
In guter Erinnerung ist Kee Tamahoris „Die letzte Kriegerin“ (fd 31 528) geblieben, der auf drastisch-realistische Weise die Entwurzelung der Maori thematisierte. Die neuseeländische Regisseurin Niko Caro, die bisher vorwiegend fürs Fernsehen tätig war, geht – mit deutscher finanzieller Beteiligung – fast den umgekehrten Weg. Auf der Grundlage eines in ihrer Heimat bekannten Romans des Maori Witi Ihimaera schuf sie ein Werk, das augenzwinkernd die heilsamen Veränderungen in der von Traditionen geprägten Maori-Gesellschaft zeigt: das leise Aufbegehren vor allem der Frauen gegen die patriarchalisch auftretenden alten Herren, die alle Weisheit ihres Volkes für sich in Anspruch nehmen, aber auch der jungen Männer, die andere Sorgen haben als sich einer Ganzkörpertätowierung zu unterziehen. Gleichzeitig illustriert die Regisseurin in überwältigenden Bildern die Lebendigkeit der Mythen und Legenden, die in der Welt der Maori allgegenwärtig sind. Im Mittelpunkt stehen die Meeressäuger, deren Wohl und Weh der Legende nach in direktem Zusammenhang mit dem der Maori steht. Tatsächlich brechen zum Zeitpunkt, an dem die Wal an den Strand geschwemmt werden, die dörflichen, vor allem aber die familiären Konflikte derart auf, dass die Rettung schon eines kleinen Wunders bedarf.
„Whale Rider“ ist nämlich auch ein Märchen. Es erzählt von einer kleinen Prinzessin, der ihr König und Großvater den zukünftigen Thron streitig macht, weil sie ein Mädchen und auch noch renitent ist, und so müssen ihr die Freunde und die Tiere beistehen. Niki Caro findet für diese entzückende, ebenso heitere wie berührende Geschichte traumhafte Bilder, die genau zwischen Alltagswirklichkeit und Mythenüberbau ausbalancieren. Satte Farben und großzügige Räume prägen die Breitwandbilder, untermalt von einem delirierenden Soundtrack. Dazu kommen immer wieder die originalgetreu wiedergegebenen farbenprächtigen Rituale der Maoris. Erzählt wird die Geschichte aber nicht zuletzt durch die Gesichter des Films. Rawiri Paratene, der den Großvater spielt und u. a. bereits in „Rapa Nui“ (fd 30 876) zu sehen war, überzeugt ebenso wie Cliff Curtis, der nach „Die letzte Kriegerin“ in Hollywood Karriere gemacht hat und Pais Vater verkörpert. Besonders überrascht das Mädchen Keisha Castle-Hughes, das angeblich aus 10.000 Bewerberinnen ausgewählt wurde, als Pai, mit seinem natürlichen und zugleich gewitzten Spiel.
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