Ocean's Eleven

Komödie | USA 2001 | 116 Minuten

Regie: Steven Soderbergh

Ein genialer Coup soll es einem Gentleman-Gauner ermöglichen, drei Casinos in Las Vegas zur gleichen Zeit auszurauben. Damit will er nicht nur einen rücksichtslosen Obergauner schädigen, sondern diesem auch die Geliebte auszuspannen, mit der er selbst einst verheiratet war. Remake der Gaunerkomödie "Frankie und seine Spießgesellen" (1960), die mit einem bestechenden Darsteller-Ensemble aufwartet und von inszenatorischer Meisterschaft zeugt. In der Bescheidenheit, nicht mehr als perfekte Unterhaltung bieten zu wollen, liegt die außergewöhnliche Leistung des raffiniert komponierten Films. (Fortsetzung: "Ocean's Twelve", 2004) - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
OCEAN'S 11 | OCEAN'S ELEVEN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Jerry Weintraub Prod./Village Roadshow Prod.
Regie
Steven Soderbergh
Buch
Ted Griffin
Kamera
Peter Andrews
Musik
David Holmes
Schnitt
Stephen Mirrione
Darsteller
George Clooney (Danny Ocean) · Matt Damon (Linus Caldwell) · Andy Garcia (Terry Benedict) · Brad Pitt (Rusty Ryan) · Julia Roberts (Tess Ocean)
Länge
116 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Komödie | Gangsterfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Drehbuchautors sowie einen Audiokommentar der Darsteller Brad Pitt, Matt Damon und Andy Garcia.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Keiner erweckt die „guten, alten Hollywood-Zeiten“ so perfekt und genussvoll zu neuem Leben wie Steven Soderbergh. Nach „Out of Sight“ (fd 33 323) und „Erin Brockovich“ (fd 34 174) ist „Ocean’s 11“ sein dritter Genrefilm innerhalb kurzer Zeit, und es wird immer deutlicher: Soderbergh ist der geborene Genrefilmer, ein würdiger Nachfolger von Howard Hawks – ambitioniertem „‘Oscar’-Stuff“ wie „Traffic“ (fd 34 766) zum Trotz. In „Ocean’s 11“ verneigt sich Soderbergh nicht nur stilistisch vor dem Starkino der 40er- und 50er-Jahre; diesmal handelt es sich um ein waschechtes Remake: „Frankie und seine Spießgesellen“ (fd 9994) hieß 1960 der deutsche Titel des Originals, in dem das „Rat-Pack“ mit Frank Sinatra als „Leithammel“ auf große Beute aus war. Trotz Starbesetzung und einem Regie-As wie Lewis Milestone hinter der Kamera kam damals eine eher mittelmäßige Gaunerkomödie heraus; „High Concept“ würde man so etwas heute nennen. Soderbergh ist mit diesem zweiten Anlauf offenbar einer der wenigen, der eingesehen hat, dass es lustvoller und erfolgsversprechender ist, einen misslungenen Film zu veredeln als einen Klassiker auszubeuten. Nach diesem Plan wird gegaunert: Danny Ocean weiß bereits vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis, was sein nächster Coup sein wird. In Las Vegas plant er, nicht weniger als drei Casinos gleichzeitig auszurauben. Dazu braucht er allerdings ein gewieftes Team: den genialen Falschspieler Dusty, den unauffälligen Taschendieb Linus, den flinken Sprengmeister Basher, einen distinguierten Alten wie Saul und einen schmierigen Alten wie Ruben sowie fünf weitere Gauner, denen nur das Unmögliche herausfordernd genug ist. Da Ocean einen rücksichtlosen, aalglatten und unerträglich gut gekleideten Obergauner wie Benedict ausnehmen will, der zudem noch Oceans Ex-Frau Tess betatscht, wird der Coup fast schon zu einem Feldzug für Recht und Ordnung – die volle Sympathie und beide Daumen des Zuschauers hat Ocean jedenfalls. Natürlich ist ein Coup dieses Kalibers mit nervenaufreibendem Risiko verbunden, und natürlich muss man sich auf einige unliebsame Überraschungen gefasst machen. An zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen – das Geld und die Frau zu kriegen – , das ist im Gaunerfilm bislang nur ganz wenigen Begnadeten gelungen. Damit das Vergnügen vollkommen sei, steht Soderbergh wie schon Milestone ein starbestücktes Ensemble zur Verfügung. Während allerdings das Original arg nach Flickwerk aussah, notdürftig um die Schauwerte des „Rat-Pack“ herum drapiert, scheint man hier das Ensemble, wie es sich eigentlich gehört, aufgrund des Drehbuchs zusammengestellt zu haben. George Clooney beweist einmal mehr, dass es seit Cary Grant keinen smarteren Ganoven und Herzensbrecher mehr gab und derzeit in Hollywoods Männerriege niemand derart verschwenderisch seinen charmant-charismatischen Star-Appeal ausstrahlt. Dem hält Julia Roberts ihre weiblichen (Star-)Reize entgegen – davon besitzt sie ebenfalls massig, und mehr braucht es für ihre Rolle nicht. Allerdings: Noch knisternder ist der Pas-de-Deux zwischen George Clooney und Brad Pitt, die sich lässig unterkühlt die One-Liner zuspielen. Der eigentliche Star des Films aber ist Soderbergh selbst. Seine Genrefilme strahlen inzwischen eine hinreißend selbstverständliche Eleganz und Könnerschaft aus, wie sie im Mainstream-Kino derzeit einmalig ist. Er kann es sich leisten, seine Gags mit raffiniertem Understatement ganz beiläufig zu platzieren; er setzt Handkamera, eingefrorene Bilder, Splitscreen und Zeitraffer ein, als wäre es die alltäglichste Sache der Welt, ohne jeden Kunstanspruch und Hintersinn, einfach weil es gerade zum Rhythmus des Films passt, pures Design – etwa so lebensnotwendig wie Champagner und genauso prickelnd verführerisch. Was zuerst war, der Soundtrack oder die Bilder, das ist bei Soderbergh längst eine müßige Frage geworden. „Ocean’s 11“ ist zudem nicht nur gute, sondern auch noch raffinierte Unterhaltung, weil es Soderbergh und seinem Autor Ted Griffin gelingt, den Zuschauer gerade so weit einzuweihen, dass er Oceans zwölfter Mann wird, ihn aber gleichzeitig auch raffiniert und genüsslich auszutrickst. Ein unterhaltsamer Gaunerfilm mit so wenig Tiefsinn wie möglich – mehr will „Ocean’s Eleven“ nicht sein; aber gerade in dieser Selbstbescheidenheit läuft er zu großer Klasse auf.
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