Eine gescheiterte Liebesgeschichte lässt einen sensiblen jungen Mann durch alle sozialen Raster fallen, bis er in der Psychiatrie landet. Mit Medikamenten ruhig gestellt, wird seine Wiedereingliederung in die Gesellschaft versucht, er jedoch entscheidet sich für einen Sprung vom Balkon seines Hochhauses. Ungewöhnlich trister Film, der kaum Hoffnung zulässt und dadurch sein Anliegen unterminiert, dem "Verrückten" neben dem "Normalen" eine Berechtigung zuzuerkennen.
Engel des Universums
- | Island/Deutschland/Norwegen/Schweden 2000 | 102 Minuten
Regie: Fridrik Thór Fridriksson
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Filmdaten
- Originaltitel
- ANGELS OF THE UNIVERSE | ENGLAR ALHEIMSINS
- Produktionsland
- Island/Deutschland/Norwegen/Schweden
- Produktionsjahr
- 2000
- Produktionsfirma
- Islandic Film/Filmhuset/SDR/arte/ORB/SVT/Zentropa
- Regie
- Fridrik Thór Fridriksson
- Buch
- Einar Már Gudmundsson
- Kamera
- Harald Paalgard
- Musik
- Hilmar Örn Hilmarsson
- Schnitt
- Skule Eriksen · Sigvaldi J. Kárason
- Darsteller
- Ingvar Eggert Sigurdsson (Paul) · Baltasar Kormákur (Oli Beatle) · Björn Jórundur Fridbjörnsson (Viktor) · Hilmir Snaer Gudnason (Peter) · Margrét Helga Johannsdottir (Pauls Mutter)
- Länge
- 102 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Die unglückliche Liebe zu einer jungen Frau aus besseren Kreisen, deren Eltern ihn und seine Familie nicht akzeptieren, wirft den ohnehin labilen Paul vollends aus der Bahn. Er, der zuvor wie besessen gemalt und getrommelt hat und so für sein kompliziertes Innenleben wichtige Ventile fand, wird zunehmend aggressiv und zur Gefahr für seine Eltern, die ihn in eine Klinik einliefern lassen. Dort wird Schizophrenie diagnostiziert. Mit schweren Medikamenten versucht man, ihn in die Realität zurück zu holen. Doch was ist schon Realität, wenn man fortan von Menschen umgeben ist, die überzeugt sind, in China über Schiller promoviert oder alle Beatles-Songs komponiert und telepathisch nach Liverpool geschickt zu haben. Ein solches Leben kann, je nach Betrachtung, die Hölle oder der Himmel sein. Auf jeden Fall ist es von der gewohnten Realität weit entfernt, wie beide Sphären ja auch von Engeln bevölkert sind. Begegnungen mit der Normalität finden nur am Rande statt, etwa als einer der Mitpatienten stirbt, und die trauernden Irren den Leichenschmaus in einem Luxusrestaurant abhalten, in das einer von ihnen geladen hat. Die Strafe folgt auf dem Fuße. Paul wird mit Psychopharmaka ruhig gestellt, deren Dosierung eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft garantieren soll. Doch längst ist in Vergessenheit geraten, wer oder was Gesellschaft ist. Ganz auf sich alleine gestellt, landet Paul nach seiner Entlassung aus der Klinik in einem Hochhaus am Rande der Stadt. Seine kleinen künstlerischen Fluchten sind ihm längst abhanden gekommen. Ein Sprung in die Tiefe kann aus dieser Perspektive nur eine Befreiung sein.
Mit seinem neusten Film, der beim „European Film Award 2000“ mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, hat sich Fridrik Thór Fridriksson auf neues Terrain begeben. Waren seine Filme „Cold Fever“ (fd .31 576) oder „Devil's Island“ (fd .32 937) Auseinandersetzungen mit seiner Heimatinsel Island, deren Unwirtlichkeit ein gewisses Faszinosum beinhaltete und die in Fridrikssons Inszeneriung eine fast mythologische Überhöhung erfuhr, so verstört „Engel des Universums“ durch seine triste Bodenhaftung. Trotz surrealer Elemente, etwa wenn Paul auf dem Wasser wandelt oder wenn drei weiße „Traumpferde“ durch die Meeresbrandung galoppieren und das Ende bereits am Anfang vorweg nehmen, will sich die entspannte Stimmung seiner früherer Filme nicht einstellen. Auch der abrupte Wechsel zwischen Tragödie und Komödie überzeugt kaum, da er zur Geschichte nicht passen will. Es gibt vielmehr als Konzept zu erkennen, das ein Nebeneinander von Normalität und „Verrücktheit“ symbolisieren soll, jedoch zu keiner überzeugenden Ganzheit führt. Auch der ständig zitierte Sinatra-Song „My Way“ kann die triste Bebilderung eines gescheiterten Lebens nicht mildern, zumal die verwaschenen Farben des Films jeden Hoffnungsschimmer ausschließen. „Engel des Universums“ ist eine düstere Reise in die Selbstzerstörung, an deren Wegesrand keine hilfreichen Geister stehen, die spirituelle Bereicherung vermitteln könnten. Sie zeigt vielmehr eine ausweglose Einsamkeit, auf die Menschen nur mit Krankheit reagieren können. So ist der Film als eine hoffnungslose Spirale angelegt, bei der mit jeder Umdrehung die Überlebenschance geringer wird, was im krassen Gegensatz zu Fridrikssons früheren Geschichten steht, bei denen jeder Schritt nach vorne ein wichtiger Schritt in die Zukunft seiner Protagonisten war. Für die „Engel“ scheint es diese Zukunft nicht zu geben, auch wenn sie noch so verbissen darum ringen.
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