The Hi-Lo Country

- | USA/Großbritannien 1998 | 114 Minuten

Regie: Stephen Frears

Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein heimkehrender Farmer seine heimliche Liebe in anderen Händen sieht und aus Trotz mit einer anderen anbandelt, führt das zu Neid und Missgunst, die sich zu einem gewalttätigen Drama ausweiten. In rohem, archaischem Tonfall erzählt, überzeugt dieses in seiner Anlage konventionelle Psychodrama durch die Wucht seiner Landschaftsfotografie und die Einbindung in die Ästhetik existentialistischer Spätwestern. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE HI-LO COUNTRY
Produktionsland
USA/Großbritannien
Produktionsjahr
1998
Produktionsfirma
Working Title/Cappa-De Fina
Regie
Stephen Frears
Buch
Walon Green
Kamera
Oliver Stapleton
Musik
Carter Burwell
Schnitt
Masahiro Hirakubo
Darsteller
Woody Harrelson (Big Boy Matson) · Billy Crudup (Pete Calder) · Patricia Arquette (Mona) · Cole Hauser (Little Boy) · James Gammon (Hoover Young)
Länge
114 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
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Diskussion
Keines der klassischen Filmgenres ist so sehr durch sein visuelles Ambiente definiert wie der Western. Welche andere Filmgattung ließe sich gleich auf den ersten Blick erkennen: Schauplätze und Kostüme schaffen eine eindeutige Orientierung, lange bevor auch nur ein Gedanke daran verloren ist, welche Probleme die Charaktere auf der Leinwand bewegen mögen. Andy Warhol konnte seinen Western „Lonesome Cowboys“ (fd 17 929) sogar ohne jedes Handlungsgerüst inszenieren; für seinen Beitrag zum Genre reichte es ihm, ein paar junge Männer zu zeigen, die sich in staubiger Kakteenlandschaft lümmelten. Selbst die kurzen Werbefilme einer bestimmten Zigarettenmarke oder Robert Redfords in der Gegenwart angesiedelte Heilungsgeschichte „Der Pferdeflüsterer“ (fd 33 324) ließen sich am ehesten als Western bezeichnen. Mit Max Evans Romanvorlage zu „Hi-Lo Country“, obwohl am Ende des Zweiten Weltkriegs angesiedelt, verhält sich dies nicht anders. Schon Altmeister Sam Peckinpah sah das Potential dieser ihm liebgewordenen „Cowboygeschichte“.

Wenn die Kriegsteilnehmer Pete Calder (Billy Crudup) und Big Boy Matson (Woody Harrelson) in ihr weltvergessenes Heimatstädtchen im Mittleren Westen heimkehren, inszeniert Stephen Frears dies, als sei es der Anfang von William Wylers Klassiker „Weites Land“ (fd 7 983): So elend dieses wüste Niemandsland auch ist, so erhaben erscheint es zugleich doch durch die bloße Macht des Raums, den man nie wirklich beherrschen könnte. Bei einer Tanzveranstaltung trifft Pete seine alte Flamme Mona (Patricia Arquette) wieder, in die er schon vor dem Krieg verliebt war, die sich jedoch erst auf einen Flirt einläßt, nachdem sich ihre Verhältnisse geklärt haben: Sie ist die Frau eines Vorarbeiters geworden. Es dauert nicht lange, bis Pete mit der kaum minder attraktiven Josepha (Penélope Cruz) liiert ist; doch die unerfüllte Leidenschaft für Mona läßt ihn nicht ruhen. Auch wenn die Situation erst ganz am Ende eskaliert, als er eine Affäre zwischen ihr und seinem Freund Big Boy entdeckt, gründet in ihr doch eine permanente Spannung aus angestauter Energie und Frustration.

Frears stellt dem inneren Drama ein äußeres entgegen, den Konflikt mit einem Großgrundbesitzer, und stößt damit weit vor ins reiche Feld der klassischen Westernkonflikte. Auch die „gefährlichen Liebschaften“ der Protagonisten werden so immer wieder auf den staubigen Boden einer rauhen Landschaft zurückgeholt, die gerade in ihrer Weite die Grenzen individuellen Aufbegehrens äußerst eng faßt. Das führt zu einer manchmal quälenden Spannung, die sich aus dem Konflikt mit den atemberaubenden Bildern einer nur notdürftig bezwungenen Natur und der latenten Gewalt ihrer Bewohner speist.

Stephen Frears hat „Hi-Lo Country“ seinem verstorbenen Lehrer Lindsay Anderson gewidmet. Wie dieser große Filmemacher und John-Ford-Experte konzentriert sich auch Frears auf den rauhen, humanistischen Realismus jener Charaktere, die ihren Gefühlen selbst nur unzulänglichen Ausdruck verschaffen können. „Im Western hat man es mit fast schweigsamen Figuren zu tun, also muß die Landschaft die Gefühle transportieren“, sagt Frears. „Ich dachte, ich könnte das anders machen, aber jetzt begreife ich langsam, warum Clint Eastwood so riesig ist. Nur in diesen Dimensionen bekommt dies Sinn.“

Woody Harrelson spielt die Rolle des Heimkehrers, und doch macht schon sein an John Wayne orientertes Äußeres deutlich, daß es für ihn wie für sein Westernvorbild keine Heimat geben kann. Martin Scorsese regte diesen Film an und gab zugleich den unsentimentalen Grundton vor, der dem Zuschauer nichts schenkt; ein rauher Wind umweht dieses Land von nahezu surrealer Weite. Darüber freilich breitet Frears einen kulinarischen Westernsoundtrack, den Komponist Carter Burwell mit so mitreißend-peitschenden Synkopen ausstattet, als galoppierten gerade die „glorreichen Sieben“.
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