Die Bauern und die Trickfilmer haben etwas gemeinsam: Fleiß, Geduld und die traurige Erkenntnis, daß Mühe allein dann häufig doch nicht genügt. Die Liebesmüh' Chris Noonans und seines Produzenten George Miller freilich ist alles andere als verloren. Vielmehr verlangt sie nach Belohnung, und die stellte sich auf dem US-amerikanischen Kinomarkt bereits in klingender Münze ein. Schwein gehabt: "Ein Schweinchen namens Babe" ist ein wahres Glücksschwein, ein zauberhafter Film in einem an Glücksmomenten nicht eben reichen Kinojahr. Das titelgebende Ferkel tritt als Jahrmarktsgewinn ins Leben des etwas einfältigen, aber gutmütigen Bauern Hogget und damit auch in diese Geschichte. Nun haben Schweine jedoch wenig anderes vom Leben zu erwarten als den Schlachthof, wie Babe rasch von den anderen Tieren der beschaulichen Farm erfährt. Das schlaue Schwein aber sieht einen Ausweg: es beginnt, sich nützlich, ja unentbehrlich zu machen, und zwar als - Schäferschwein. Tatsächlich vertritt Babe den Hirtenhund recht erfolgreich. Zwar hatte er zunächst bei den Schafen nur dumpfes Gelächter geerntet, sich durch seine bestechende Höflichkeit aber rasch die Sympathien der Wollieferanten erobert. Für die Schafe jedenfalls ist Babes Präsenz eine willkommene Abwechslung vom autoritären Führungsstil der Hunde. Farmer Hogget ist gar so angetan von seiner Neuerwerbung, daß er Babe zu einem Hirtenhunde-Wettkampf anmeldet. Zum Entsetzen der kleinbürgerlichen Hundehalter siegt das Schwein triumphal."Ein Schweinchen namens Babe" ist ein australisches Biedermeieridyll von leiser Ironie und deftig-rustikalem Witz. Produzent George Miller, seit "Mad Max" eher dem Action-Genre verbunden, und Regisseur Chris Noonan setzen in einer kaum entwirrbaren Mischung echte und künstliche Tiere ein, wobei die elektronisch gesteuerten Vierbeiner ihre realen Vorbilder geradezu an Niedlichkeit auszustechen versuchen. Walt Disney hatte einst diese "animatronics" für seine Vergnügungsparks kreiert, aber erst jetzt, in den Händen der Puppenfilmer des Jim-Henson-Studios, erfüllt sich seine Vision einer Überführung des Zeichentrickfilms in plastische Dimensionen vollkommen. Doch was bedeutet diese technische Virtuosität, bestäche dieser Film nicht auch sonst durch liebevolle Gestaltung bis ins kleinste Detail. In einer altmodischen Form mit Zwischentiteln (die von kleinen Ratten vorgelesen werden), dreht Noonan das Kino zurück zu seinen Anfängen und schreibt es doch mit neuester Technik fort. Jedes Bild ist stilisiert, mit dem unschuldigen Kitsch von Wandtellem und Sammeltassen liebäugelnd. Es ist ein unglaublicher Film von abstrusem Charme, angesiedelt zwischen Verklärung und Abgründigkeit, den man sich zur Weihnachtszeit unbedingt einmal gönnen sollte.