Episoden aus dem Leben von Wild Bill Hickok, einer Legende des Wilden Westens aus den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, der als sinnenfroher, weder Tod noch Teufel fürchtender Individualist gezeichnet wird. Nach zahlreichen Liebschaften und noch mehr Herausforderungen zum Duell erkrankt er am Grünen Star und droht zu erblinden. Eine lust- und kraftvoll inszenierte Lebenschronik, die die Szenen durch zahlreiche Überblendungen soghaft ineinanderfließen lässt und zunehmend melancholischer nach dem Verlust von Idealen und Lebensprinzipien fragt.
- Sehenswert ab 16.
Wild Bill
Western | USA 1995 | 94 Minuten
Regie: Walter Hill
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Filmdaten
- Originaltitel
- WILD BILL
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1995
- Produktionsfirma
- United Artists
- Regie
- Walter Hill
- Buch
- Walter Hill
- Kamera
- Lloyd Ahern
- Musik
- Van Dyke Parks
- Schnitt
- Freeman Davies
- Darsteller
- Jeff Bridges (Wild Bill Hickok) · Ellen Barkin (Calamity Jane) · John Hurt (Charley Prince) · Diane Lane (Susannah Moore) · Keith Carradine (Buffalo Bill Cody)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Western
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Der Wilde Westen und seine Legenden lassen Walter Hill nicht los: nach "Long Riders" (fd 22 568) und "Geronimo" (fd 30 822) wendet er sich nun einem auf der Leinwand noch relativ unentdeckten Mythos zu - Wild Bill Hickok, Revolver- und Frauenheld, Säufer und Spieler, mit dem sich alle duellieren wollen, um etwas von seinem Ruhm abzukommen. Hill zeichnet ihn als extrem sinnesfrohen, weder Tod noch Teufel fürchtenden Individualisten der nur Schwäche zeigt, als er von seinem Freund Buffalo Bill ins grelle Rampenlicht einer Wildwest-Revue im New Yorker Bowery Theatre gezerrt wird, wo er, linkisch redend, befürchtet, blind werden zu müssen - eine prophetische Feststellung, beginnt er doch kurze Zeit später tatsächlich sein Augenlicht zu verlieren: erkrankt am Grünen Star, den er sich bei einer Prostituierten geholt hat. Lust- und kraftvoll, spielerisch, aber ohne jede falsche Sentimentalität führt Hill Episoden aus Hickoks Leben in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts vor und verschmilzt sie in zahllosen Überblendungen zu einem rasanten filmischen Blues über den Verlust von Idealen und Lebensprinzipien. Wie in einer Spirale bewegen sich die Bilder immer enger auf Hickoks Tod zu, wobei sie mehrfach gebrochen kommentiert und memoriert werden, u. a. auch von Hickok selbst, wenn er sich immer müder werdend dem Opiumrausch hingibt: In bizarren schwarz-weißen Szenen, in denen alles in Schieflage ist, verfolgen ihn die Eindrücke und Empfindungen seines Lebens. In seinen dichtesten Momenten hebt Hill jede Illusion von einer abbildbaren naturalistischen Wildwest-Wirklichkeit auf und schafft eine tranceartige Stimmung, in der sich Räume, Farben und die Musik zu einer ganz eigenen Erzählwelt verbinden. Und so ist "Wild Bill" allenfalls dank seiner üppigen Ausstattung ein "verkleideter" Western, in Wahrheit ist er eine sehr moderne Reflexion über die Sehnsucht nach einem integren Leben sowie über den unaufhaltsamen Verlust der einfachen Werte. Jeff Bridges in der Titelrolle und Ellen Barkin als Calamity Jane sind dafür die perfekten Protagonisten und erinnern manchmal an die großen Kinoliebespaare Hollywoods, die keiner äußeren Wirklichkeit mehr bedürfen und "nur" dank der (Kino-) Gefühle füreinander da sind. - Sehenswert ab 16.
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