Zwei Mädchen im Teenager-Alter werden von Gefängnispsychologen über eine von ihnen verübte Gewalttat befragt, die in farbigen Rückblenden zu sehen ist. Scheinbar unmotiviert haben sie eine alte Frau brutal ermordet. Der filmsprachlich zwar wenig ambitionierte, thematisch aber seriöse und bemerkenswert unspekulative Versuch einer psychologischen Studie über von Jugendlichen verübte Gewalt.
- Ab 16.
Fun - Mordsspaß
Psychothriller | USA 1994 | 103 Minuten
Regie: Rafal Zielinski
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Filmdaten
- Originaltitel
- FUN
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1994
- Produktionsfirma
- Neo Modern Entertainment
- Regie
- Rafal Zielinski
- Buch
- James Bosley
- Kamera
- Jens Sturup
- Musik
- Marc Tschanz
- Schnitt
- Monika Lightstone
- Darsteller
- Alicia Witt (Bonnie) · Renée Humphrey (Hillary) · William R. Moses (John) · Leslie Hope (Jane) · Ania Suli (Mrs. Farmer)
- Länge
- 103 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Psychothriller | Drama | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
"Hillary und ich, wir haben die alte Dame aus Spaß umgebracht." Ein vollkommen sinnloser Mord, begangen von den Mädchen Bonnie (14) und Hillary (15) beschäftigt die Psychologen eines Jugendgefängnisses. Beide scheinen sich jeder Einsicht in das Geschehene zu verweigern, und Vertrauen schenken sie lediglich einander, wobei Hillary ihre jüngere Freundin stark beeinflußt. In die Gespräche, gedreht in Schwarz-Weiß, schieben sich grellbunte Rückblenden vom bewußten Tage. Ihre phantasievolle und dynamische Freundschaft verschafft den Mädchen eine Unabhängigkeit, die ihnen in ihren bedrückenden Familienverhältnissen versagt geblieben ist. Ihr Tatendrang aber steigert sich in brutale Gewalt. Gleichwohl empfinden sie kein Unrechtsbewußtsein. Zärtlich erzählt Hillary ihrer jüngeren Gefährtin von einem Freund, der sich bald als Erfindung erweisen wird. Auch im Gespräch mit den Medizinern schildern sie ihre Bluttat unbeirrt euphorisch; emotionale Beteiligung wird dafür um so mehr auf der Seite der Fragenden spürbar. Die angeordnete Trennung der Delinquentinnen hat indes tragische Folgen: Hillary springt in den Tod, Bonnie wird nur schwer wieder zu sich selbst finden.Auch wenn der deutsche Titel diesen Verdacht erregen könnte, hat man es hier nicht mit einem weiteren Beispiel jener von Quentin Tarantino beeinflußten Strömung im neuen amerikansichen Kino zu tun, die mit einem radikalen, sich psychologischer Deutbarkeit entziehenden Gewaltbegriff unter Verwendung einer innovativen Bildsprache konfrontiert. Rafael Zielinski schließt sich in seinem Debütfilm zwar dem antimoralistischen Verhältnis zum Gegenstand an, doch sein Vertrauen in die klassische Psychoanalyse ist ungebrochen. Formal bedient er sich einer weitaus traditionelleren Ästhetik. Ihn interessiert weder die schillernde Reizflut eines Oliver Stone noch Tarantinos die Genregrenzen sprengende Überraschungsdramaturgie. Zielinskis nüchterner Realismus hat seine Wurzeln im "direct cinema" der 60er Jahre und in Richard Brooks analytischem Gefängnisfilm "Kaltblütig" (fd 15 344).Die in der Gegenwart der Jugendstrafanstalt angesiedelten Gesprächsszenen protokolliert Zielinski mit schwarz-weißer Handkamera, die sprachlich äußerst naturalistischen Dialoge unterstreichen den angestrebten semi-dokumentarischen Charakter. Gleichwohl verraten diese Szenen auch ihren theatralen Ursprung (Brosleys Drehbuch basiert auf seinem erfolgreichen Drama), was den Realismus in eine entrückte Ebene überführt, manchmal allerdings auch recht hölzern erscheinen läßt. In jedem Fall aber ist Zielinskis Annäherung äußerst seriös, was mitunter um den Preis dramaturgischer Entwicklungsmöglichkeiten geschieht. Eingebettet in diesen semi-dokumentarischen Teil sind Farbaufnahmen der in Rückblenden erzählten Ereignisse. Hier wird versucht, die exaltierte Stimmung der Jugendlichen in einem betont plakativen Filmstil zu inszenieren, was immerhin eine Verfremdung der dargetellten Brutalität zur Folge hat. Auch hier allerdings ist Zielinskis Stil primar illustrativ und ordnet sich dem Realismus des Sujets unter. Als Studie über den Ursprung alltäglicher Gewalt löst dieser Film seinen Anspruch konsequent ein, die psychologischen Erkenntnisse, die er vermittelt, mögen Bekanntes wiederholen, aber sie konzentrieren es in einer Form, die sich jeder Spekulation enthält und zur Diskussion anregt. Filmsprachlich allerdings wirkt Zielinskis Konzept zu streng, um wirklich überzeugen zu können.
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