Nachdem die Sowjetunion 1940 die baltischen Staaten besetzt hatte, war die Bevölkerung massiven Repressionen ausgesetzt; im Juni 1941, kurz vor dem Einmarsch der Deutschen, erfolgte eine Massendeportation von rund 40 000 Esten, Letten und Litauern nach Sibirien. Beruhend auf den Briefen, die eine Estin namens Erna Tamm nach der Deportation an ihren Mann adressierte, rollt der in suggestiven Schwarz-weiß-Bildern gestaltete Film die Erlebnisse eines Opfers dieses im Abspann als „sowjetischer Holocaust“ bezeichneten Verbrechens auf, nicht als klassische Filmerzählung, sondern als melancholische Reflexion, die ohne Dialoge, nur mit Sounddesign, Musik und per Voice-over verlesenen Briefausschnitten auskommt und in der Szenen immer wieder zu Tableaux Vivants erstarren und von gleitenden Kamerabewegungen erforscht werden. Eine erschütternde Passionsgeschichte und bittere Anklage gegen den Sowjet-Imperialismus, die allerdings nur wenig historischen Kontext liefert und Komplexitäten wie etwa die Tatsache, dass Teile des baltischen Widerstands mit Nazideutschland kollaborierten, unter den Tisch fallen lässt.
- Ab 14.
Drama | Estland 2014 | 90 Minuten
Regie: Martti Helde
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Filmdaten
- Originaltitel
- RISTTUULES
- Produktionsland
- Estland
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Allfilm/Baltic Pine Films
- Regie
- Martti Helde
- Buch
- Martti Helde · Liis Nimik
- Kamera
- Erik Põllumaa
- Musik
- Pärt Uusberg
- Schnitt
- Liis Nimik · Tanel Toomsalu
- Darsteller
- Laura Peterson (Erna Tamm) · Tarmo Song (Heldur) · Mirt Preegel (Eliide) · Ingrid Isotamm (Hermiine)
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
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- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Historienfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch