In Edinburgh finden der Chief Inspector Glen Boyd (Gianni Capaldi) und seine Kollegin Laura Kessler (Katie Dickie) nach einem ultrabrutalen Frauenmord heraus, dass es Parallelen zu einer okkulten Frauenmordserie gibt, die vor fünf Jahren in Chicago nicht aufgeklärt werden konnte. Der sadistische Killer hat das jüdische Mordopfer zerstückelt, die Gliedmaßen in der Form eines Kreuzes arrangiert und am Tatort Symbole hinterlassen, die auf satanische Rituale hinweisen. Auf ähnlich grausame Art wurden auch mehrere Menschen in Chicago ermordet, darunter Sarah, die Lebensgefährtin des Detectives Dan Lawson (Samuel L. Jackson). Trotz intensiver Ermittlungen konnten er und sein französisch-stämmiger Langzeitkollege Walker Bravo (Vincent Cassel) den Täter nicht dingfest machen. Der traumatisierte Lawson ist seitdem dem Alkohol verfallen, Bravo wanderte nach London aus und schreibt nun Krimis und konstruiert Alarmanlagen.
Innere Wunden der Ermittler erschweren die Mörderjagd
Boyd holt nun die beiden erfahrenen Kollegen zur Verstärkung nach Edinburgh, wo sie nach einem weiteren Ritualmord an einer Katholikin schon bald zwei Verdächtige ausfindig machen: den undurchsichtigen Nachbarn Avery Thomson (Brian McCardie) und das ehemalige Sektenmitglied Colin McGregor (John Hannah). Zugleich verschärft sich die Frage: Wütet der Serienkiller aus Chicago weiter oder handelt es sich um einen Nachahmungstäter? Erschwert werden die Ermittlungen durch den psychischen Ballast der Ermittler: Während Lawson und Bravo mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben, steht die Ehe von Boyd auf der Kippe, nachdem kürzlich das einzige gemeinsame Kind gestorben ist. Und dann gerät auch noch Boyds Frau Marie (Laura Haddock) ins Visier des Killers.
Der Titel des düsteren Thrillers „Damaged“ signalisiert bereits, dass die maßgeblichen Figuren durchweg gebrochen sind. Die drei Polizisten und Marie haben mit Schicksalsschlägen und Traumata zu kämpfen und Schuldgefühle zu bewältigen. Sie tun sich schwer, ihren Alltag zu bewältigen und den schwierigen Job zu stemmen. Die seelischen Wunden und Narben prägen den komplexen Ermittlungsprozess, in dessen Verlauf Hinweise auf eine abgeschottete religiöse Sekte mit finsteren Bestrebungen auftauchen.
Ein spannender Einstieg, dann aber zeigen sich Schwächen
Vermag das Drehbuch von Koji Steven Sakai, Paul Aniello und Gianni Capaldi nach der schockierenden Eingangssequenz im ersten Drittel – wie bei solchen Genrefilmen zu erwarten – noch starke Spannungsmomente aufzubauen, so mutet es den Protagonisten danach zunehmend abrupte Wendungen, falsche Spuren, seltsame Zufälle und überkonstruierte Plotpoints zu, die die Glaubwürdigkeit der Story untergraben.
Zudem lassen die Autoren das Trio der Ermittler reichlich mit platten Dialogzeilen um sich werfen. Etwa wenn Lawson versucht, den frustrierten Kollegen Boyd mit den Sätzen zu ermuntern: „Heute noch trauern wir, morgen jagen wir. Die Wahrheit wird ans Licht kommen.“ Oder wenn er in einer Schlüsselszene seinem Kontrahenten hasserfüllt ins Gesicht sagt: „Ich wollte deinen Schmerz kontrollieren.“
Obendrein lassen Capaldi, der sich die Rolle des Chefermittlers Boyd sozusagen auf den Leib geschrieben hat, und seine Skriptkollegen das Ganze nach einer plakativen Auflösung der Vorgeschichte in einen zynischen Schluss münden, der unterlegt mit einem flotten Rockpop-Song den Weg zu einem Sequel ebnen soll. An das kreative Niveau von Genre-Klassikern wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Sieben“ reicht „Damaged“ in allen Belangen nicht heran.
Aggressionspotenzial und Ruhepol
Unter der Regie des erfahrenen TV-Serienregisseurs Terry McDonough liefern immerhin der Hollywood-Star Samuel L. Jackson, sein französischer Kollege Vincent Cassel und der Brite Gianni Capaldi solide Leistungen ab, ohne jedoch größere Glanzpunkte zu entwickeln. In den Nebenrollen stechen vor allem John Hannah als Hauptverdächtiger mit gefährlich hohem Aggressionspotenzial sowie Katie Dickie als ruhender Pol im teils hektischen Ermittlerteam hervor.
Einige Actionszenen wie handfeste Verfolgungsjagden zu Fuß und in Autos sowie der finale Showdown im Wald sind routiniert in Szene gesetzt. Die Musik von Andrea Ridolfi beschwört oft eine bedrohliche Atmosphäre, drängt sich aber zu sehr in den Vordergrund. Dafür setzen die oft düsteren Szenerien in Edinburgh und dem meist wolkenverhangenen schottischen Umland markante Akzente.