BROKE. ALONE. A kinky lovestory

Komödie | Deutschland 2024 | 95 Minuten

Regie: Anna Unterweger

Eine Kunststudentin verdingt sich während einer vierzehntägigen Corona-Quarantäne als Cam-Girl, das Online-Kunden sexuell animiert, um ihre Mietschulden abzuarbeiten. Anfangs klappt das nur mäßig, doch mit wechselnden Outfits und ungewöhnlichen Performances stellt sich dann auch Erfolg ein. Zudem entwickelt sich mit einem Sandkastenfreund eine knisternde Online-Beziehung. Die charmante, fröhlich-freche Komödie interpretiert Abhängigkeits- und Machtverhältnisse zugunsten der jungen Frau um. Ihre Situation in der Quarantäne, in der sie nur über ihren Computer mit der Außenwelt kommunizieren kann, wird filmisch geschickt bebildert und sorgt zudem für witzige Situationen. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Take25Pict./Peppermint Jam Records/Kaeptn Postprod./Dropkick Pict.
Regie
Anna Unterweger
Buch
Frank Buckel · Michael Lütje · Hauke Schlichting
Kamera
Jakob Creutzburg
Musik
Mousse T.
Schnitt
Marisa Dikta
Darsteller
Nora Islei (Sarah) · Julian Bloedorn (Tim) · Javalensina Förster (Jasmin) · Pauline Afaja (Mila) · Luna Schweiger (Helga Schnabel)
Länge
95 Minuten
Kinostart
19.09.2024
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Sexfilm
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IMDb | TMDB

Komödie um eine junge Kunststudentin, die sich während der Corona-Quarantäne als erotisches Cam-Girl verdingt.

Diskussion

Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es für die junge Kunststudentin Sarah (Nora Islei) ganz dick. Erst muss sie in Corona-Quarantäne, weil ihr Chef an Covid-19 erkrankt ist. Und dann erwischt sie ihren Freund beim Sex mit einer anderen im gemeinsamen Bett. Mit einer Paintball-Kanone komplimentiert sie die beiden aus der Wohnung. Doch zwei Unglücke kommen selten allein: Sarah flattert auch noch eine Kündigung ins Haus, weil ihr treuloser Freund die Miete nicht bezahlt hat. Wenn sie die Mietschulden von über 7000 Euro nicht innerhalb von 14 Tagen begleicht, muss sie selbst ausziehen. Da das geräumige Heim gleichzeitig als ihr Atelier fungiert, will sie es nicht verlieren.

Noodle Shaker & Lexi Feucht

Ihren reichen Vater (Gedeon Burkhard) will sie nicht um Hilfe bitte. Dazu ist sie zu stolz. Sarah versucht lieber, ihre Gemälde online zu verkaufen oder mit dem Beantworten von Umfragen Geld zu verdienen. Der Erfolg ist allerdings dürftig. Schließlich stößt sie auf eine Internetseite mit dem verheißungsvollen Namen „Noodle Shaker“. Es handelt sich um ein Erotik-Portal, wo attraktive junge Frauen sich als Cam-Girls verdingen können. Fortan bietet Sarah dort als „Lexi Feucht“ ihre Dienste an. Doch Lack und Leder zu tragen, die Domina zu mimen oder sexy tanzen will gelernt sein, und so verlassen die Kunden anfangs schnell ihren Chat.

Doch mit der Zeit klappt es mit wechselnden Kostümen und dank einiger Performances mit Kunstfarbe besser. Die Kunden zahlen sogar zweistellige Summen, was den Schuldenberg schrumpfen lässt. Zwischendurch muss sich Sarah immer mal wieder virtuell bei ihrer Freundin Mila ausheulen, die gerade Besuch von ihrem Bruder Tim (Julian Bloedorn) hat, einem Sandkastenfreund von Sarah, mit dem sie sich schon als Kind gezofft hat. Aus anfänglichen verbalen Duellen zwischen den beiden entwickeln sich knisternde Neckereien, die wegen der Quarantäne in einem langen Online-Date enden.

Mit Witz und Tempo

Das Spielfilmdebüt von Regisseurin Anna Unterweger umfasst 14 ereignisreiche Tage im Leben der Protagonistin. Die beschwingte Komödie macht ihren gewollt angesagt klingenden englischen Titel bald vergessen. Denn sie überzeugt trotz mitunter penetranter Musik mit Witz und Tempo, wozu die charmante Hauptdarstellerin Nora Islei sehr viel beiträgt. Trotz ihrer misslichen Lage – verlassen und pleite – lässt sich Sarah nicht unterkriegen und baut auf ihre Improvisationskünste.

Dass die Online-Prostitution hier als Ausweg dient, ist auch der Uminterpretation des Jobs durch das Drehbuch (das drei Männer geschrieben haben: Frank Buckel, Michael Lütje, Hauke Schlichting) und der Hauptdarstellerin zu verdanken. Denn schon bald fungiert Sarah weniger als aufreizende Erfüllungsgehilfin für die sexuellen Fantasien frustrierter oder herrschsüchtiger Männer, sondern sie behauptet sich als selbstbewusste junge Frau, die nicht alles mit sich machen lässt. Nach und nach schwingt sie sich sogar zur Psychologin auf. Sie gibt den Kunden Dating-Tipps oder rät ihnen, männliche Klischees zu hinterfragen. Auf diese Weise schafft sie sich ein Netz von Stammkunden, wächst aber auch als Performerin über sich hinaus, ohne dabei gedemütigt zu werden, oder spielt mit einem Kunden namens „Riesenkeule“, der in Wirklichkeit Justin heißt, Online-Strip-Poker.

Sich nicht dominieren lassen

Zwar ist es eher unwahrscheinlich, dass die meisten Kunden bei dem Sex-Portal ihr Gesicht in die Kamera halten, doch das hat hier gute filmtechnische Gründe. Zum einen handelt es sich um eine Komödie, die nicht primär auf Realismus setzen muss, zumal die Konfrontation mit den männlichen Kunden für viel Komik sorgt. Zum anderen eignet sich die virtuelle Interaktion für visuelle Spielereien. So greift Unterweger wiederholt auf den Split Screen zurück, wo Gesprächspartner auf der Leinwand nebeneinander agieren, sich aber auf dem Laptop-Bildschirm frontal ansehen. Das zeitigt einmal sogar eine augenzwinkernde Anspielung auf Klassiker wie „Bettgeflüster“, weil die Protagonisten wegen Corona auf Distanz bleiben, sich aber trotzdem nah sein wollen.

Auch wenn nicht alle Szenen gelingen und man sich für einige Figuren fremdschämen muss, hält die Inszenierung den Kurs. Neben dem beschwingten Feminismus, der Sarah stets als aktive junge Frau inszeniert, die sich von Männern nicht dominieren lässt, ist „Broke. Alone. A kinky love story“ auch eine entspannte Betrachtung der Corona-Jahre. Nebenfiguren wie Polizisten oder Boten tragen Masken und markieren so diese Ära. Durch die Quarantäne wird über Distanz, Sehnsucht und Nähe nachgedacht und den Figuren Zeit zum Reflektieren und dem virtuellen Ausprobieren von Dingen eingeräumt, die ihnen der analoge Alltagstrott nicht gestattet hätte.

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