Komödie | USA 2023 | 100 Minuten

Regie: Chris Pine

Ein Poolreiniger, der sich ums Schwimmbecken in einem kleinen Wohnblock in Los Angeles kümmert und sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Leben in seiner Stadt besser zu machen, gerät an eine mysteriöse Schöne, die ihn auf die Spur eines Korruptionsfalls setzt, bei dem es um ein Bauprojekt und die Wasserversorgung geht. Inspiriert von „Chinatown“, macht er sich detektivisch ans Ermitteln. Eine schräg-seltsame Krimikomödie, die flirrend zwischen Glamour des klassischen Hollywoods, 1970er-Jahren und Gegenwart changiert und „L.A. Noir“ im entspannten Kuschelmodus zelebriert. Eine genüsslich unsinnige Genrehommage, bei der es mehr um Atmosphäre als um eine stringente Story geht. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
POOLMAN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Barry Linen Motion Pic./BBI/Catchlight Studios/Shiny Penny/Wicious Pic.
Regie
Chris Pine
Buch
Chris Pine · Ian Gotler
Kamera
Matthew Jensen
Musik
Andrew Bird
Schnitt
Stacey Schroeder
Darsteller
Chris Pine (Darren Barrenman) · Jennifer Jason Leigh (Susan Kerkovich) · Danny DeVito (Jack Denisoff) · Annette Bening (Diane Esplinade) · Aflamu Johnson (Baliff Reggie)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie | Mystery
Externe Links
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Schauspieler Chris Pine inszeniert sich selbst in seinem komödiantischen Regiedebüt als Poolreiniger in Los Angeles, der durch eine schöne Frau auf einen kuriosen Korruptionsfall angesetzt wird.

Diskussion

Darren Barrenman (Chris Pine) schreibt regelmäßig Briefe an Erin Brockovich, jener von Steven Soderbergh in dem gleichnamigen Film verewigte Kämpfernatur, die sich juristisch mit einem Konzern anlegte, um die Trinkwasserverseuchung eines Städtchens zu stoppen. Darren sieht in ihr eine Art Seelenverwandte und Vorbild. Die Welt wird nur besser, wenn man was dafür tut; das ist auch sein Motto.

Chris Pine inszeniert sich als sanften Hippie

Pine inszeniert sich selbst in seiner ersten Regiearbeit, zu der er zusammen mit Ian Gotler auch das Drehbuch geschrieben hat, als sanften Sun-State-Hippie mit langer, ausgebleichter Haarmähne. Als Poolreiniger arbeitet Darren in einem in die Jahre gekommenen Apartmentkomplex in Los Angeles und haust in einem Trailer direkt neben dem von ihm gewarteten, türkisgrünen Wasserbecken. An der Wand über seinem Bett hängen Fotos von Cary Grant und von Peter O‘Toole als Lawrence von Arabien; direkt nebenan wohnt ein älteres Paar, Jack und Diane (Danny DeVito und Annette Bening), die wie Ersatzeltern für ihn zu sein scheinen. Ab und an schaut seine Freundin Susan (Jennifer Jason Leigh) vorbei. Sie würde die Beziehung gerne auf festere Beine stellen, prallt aber an Darrens Verstrahltheit ab.

Was dem Mann fehlt, ist eine richtige Mission! Nur den Pool sauber zu halten, füllt ihn nicht aus. Seine unermüdlichen Versuche, dem Stadtrat, insbesondere einem gewissen Stephen Toronkowsky (Stephen Tobolowsky), mit Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen zum Wohle der „Angelinos“ zu Leibe zu rücken, fruchten auch nicht viel. Bis eines Tages eine geheimnisvolle Schönheit im Femme-Fatale-Outfit (DeWanda Wise) auftaucht und seinen Weltverbesserungsambitionen neue Nahrung gibt. Sie lässt Darren Detektiv spielen und setzt ihn auf die Spur eines Korruptionsskandals, in den Toronkowsky verwickelt ist und der mit einem Bauprojekt und der Wasserversorgung zu tun hat.

L.A.-Noir im Kuschelmodus

Wer da unwillkürlich an „Chinatown“ denkt, liegt richtig. Darren zieht sich zur Vorbereitung seiner Ermittlungen mit Jack und Diane nochmal Polanskis Filmklassiker rein, wirft sich stilbewusst in Schale und beginnt mit der Hard-Boiled-Schnüffelei. Wobei er allerdings weniger das Flair eine toughen Jagdhundes entwickelt, sondern den Eifer eines freundlich-flauschigen Yorkshire-Terriers.

Was für den Film auch im Ganzen gilt: „Poolman“ ist „Los Angeles Noir“ im Kuschelmodus. Selbst wenn es zu einem Mord kommt, bleibt die Genre-Hommage so „goofy“ und gemütlich, dass dagegen sogar die meisten Kiffer-Komödien wie knallhartes Suspensekino wirken. Das sanfte, warme Wiegen der Frauenstimmen im Blumenduett aus der Oper „Lakme“ von Leo Delibe, das zu Filmbeginn ertönt, wenn Darren mit gemessen-tänzerischen Bewegungen den Pool reinigt, gibt den Tonfall vor. „Poolman“ fühlt sich so an, als würde man in der Nachmittagssonne auf einer Luftmatratze im Wasser schaukeln, wie der Dude aus „Big Lebowski“ einen White Russian schlürfen und sich in dieser angeheitert-entspannten Stimmung an alte Hollywood-Lieblingskrimis erinnern.

Fürs US-amerikanische Publikum war der Film damit offensichtlich ein rotes Tuch; jedenfalls regnete es Verrisse. Doch so gaga das Regiedebüt von Chris Pine aus sein mag - es vieles, was einfach Spaß macht. Etwa das Set-Design, das träumerisch zwischen klassischem Hollywood-Glamour, den 1970er-Jahren und der Gegenwart changiert. Die Bildsprache allgemein, die mehr ums Atmosphärische als ums Narrative bemüht ist. Die Auftritte von Stars wie Danny de Vito und Annette Bening in skurrilen Nebenrollen. Seltsame Dialog-Abwege, in die sich die Figuren immer wieder versteigen. In einer Zeit im Dauerkrisenmodus, in der sich ständig alles aufregt, ständig alles relevant sein muss, ist die durch und durch gutmütige Unsinnigkeit und Verspieltheit des „Poolman“ vor allem eins: wunderbar erholsam.

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