Biopic | Deutschland 2024 | 131 Minuten

Regie: Marcus O. Rosenmüller

Anfang des 20. Jahrhunderts lernt die Malerin Gabriele Münter ihren älteren Kollegen Wassily Kandinsky kennen, gemeinsam reisen sie durch Europa und sind 1911 Mitgründer der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“. Das biographische Filmdrama konzentriert sich auf die Jahre 1908 bis 1914, als die beiden in ihrem Refugium in Oberbayern eine turbulente Beziehung führten und mit Gleichgesinnten ihre expressionistischen Malstile entwickelten. Dabei bemüht sich der Film um authentisches Flair und besitzt eine charismatische Hauptdarstellerin. Erzählerisch bleibt er jedoch in einer episodischen Stationen-Dramaturgie stecken, die auch visuellen Mut vermissen lässt. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
CCC Cinema and Television/MZ-Film
Regie
Marcus O. Rosenmüller
Buch
Alice Brauner
Kamera
Namche Okon
Musik
Martin Stock
Schnitt
Raimund Vienken
Darsteller
Vanessa Loibl (Gabriele Münter) · Vladimir Burlakov (Wassily Kandinsky) · Julian Koechlin (Paul Klee) · Felix Klare (Franz Marc) · Monika Gossmann (Marianne von Werefkin)
Länge
131 Minuten
Kinostart
24.10.2024
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Drama | Historienfilm | Künstlerporträt
Externe Links
IMDb | TMDB

Filmische Biografie über das Maler-Paar Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, das sich auf die Höhen und Tiefen ihrer gemeinsamen Jahre zwischen 1908 und 1914 konzentriert.

Diskussion

Auch wenn der Titel des Films von Marcus O. Rosenmüller den Eindruck einer doppelten Filmbiografie erweckt, so steht die Malerin Gabriele Münter (Vanessa Loibl) doch eindeutig im Zentrum. Mit der gebürtigen Berlinerin beginnt das Biopic, und über weite Strecken wird aus ihrer Sicht erzählt. Es ist denn auch das erklärte Anliegen der Drehbuchautorin Alice Brauner, die lange unterschätzte und weniger bekannte Künstlerin aus dem Schatten ihres berühmten russischen Kollegen Wassily Kandinsky (Vladimir Burlakov) zu holen, der als ein Pionier der Abstrakten Kunst in die Kunstgeschichte einging.

Etwa acht Jahre waren Gabriele Münter und Wassily Kandinsky ein Power-Duo der deutschen Kunstavantgarde. Von 1908 bis 1914 lebten die beiden Liebenden gemeinsam in Murnau am bayerischen Staffelsee, in einem einfachen Haus, das die Malerin für beide kaufte. In jenen Jahren gründeten sie mit Franz Marc (Felix Klare) die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“, die 1911 den berühmten gleichnamigen Almanach herausbrachte und einen künstlerischen Aufbruch in die Moderne initiierte.

Ein hochdramatischer Einstieg

Der Film erzählt die wechselvolle Lebens- und Liebesgeschichte von Münter und Kandinsky weitgehend chronologisch nach, sieht man vom hochdramatischen Einstieg im Jahr 1942 ab, als ein Mitarbeiter der Reichskunstkammer und zwei Nazi-Schergen das Haus Münters nach „entarteter Kunst“ durchsuchten, aber im Kellerversteck die zusammengerollten Gemälde Kandinskys übersahen. Danach führt eine Rückblende ins Jahr 1900 zurück, als Münter mit ihrer älteren Schwester Emmy mit dem Schiff an New York vorbeifährt.

Ein Jahr später kommt sie nach München, um sich künstlerisch ausbilden zu lassen. Weil Frauen zu dieser Zeit noch nicht an staatlichen Kunstakademien zugelassen sind, muss sie eine teure Privatschule besuchen. An der Schule der Künstlergruppe „Phalanx“ lernt sie den Maler und promovierten Juristen Kandinsky kennen. Obwohl er verheiratet ist, beginnt er ein Liebesverhältnis mit der hübschen Schülerin, die elf Jahre jünger ist als er. Zwischen 1904 und 1908 absolviert das Paar längere Studienreisen durch europäische Länder, ehe es sich in Murnau niederlässt. Dort entwickeln Münter und Kandinsky ihre stilistischen Handschriften und schaffen Meisterwerke des Expressionismus. Doch die gemeinsamen Jahre der beiden eigenwilligen Persönlichkeiten sind auch von vielen Konflikten geprägt, vor allem leidet Münter darunter, dass ihr Verlobter sein Heiratsversprechen nicht einlöst. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs verschärft sich die Liebeskrise.

Großer Wert auf Authentizität

Die geradlinige Inszenierung legt großen Wert auf Authentizität. Alice Brauner, die den Film mit Partnern auch produziert hat, stützte sich bei der Skript-Erstellung auf Briefwechsel, Tagebücher und Schriften des Künstlerduos und von deren Freunden, viele Dialoge beruhen auf Originalzitaten. Als Fachberaterin engagierte sie die Expertin Annegret Hoberg: die Kunsthistorikerin und ehemalige Kuratorin an der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München betreute dort mehr als 30 Jahre die umfangreiche „Blaue Reiter“-Sammlung. Weiteres authentisches Flair steuern originale Gemälde, Hinterglasmalereien und ein Kostümbild bei, das auf Fotos von Gabriele Münter beruht.

Leider tendieren Brauner und Rosenmüller, der mit ihr schon 2011 den Historienfilm „Wunderkinder“ realisiert hat, immer wieder dazu, zu viel zu erklären. Bei einem Aufenthalt in Sèvres bei Paris sagt die genervte Münter zum mürrischen Kandinsky: „Deine Launen sind manchmal schwer zu ertragen.“ Worauf Kandinsky zurückkeift: „Du machst mich krank.“ Dass die beiden in einer ebenso fruchtbaren wie verhängnisvollen Liebesbeziehung stecken, hat man aber schon längst verstanden.

Auch visuell bleibt der Film über weite Strecken zu bieder und hakt akribisch die Lebensstationen ab. Der Kameramann Namche Okon begleitet das Duo oft hinaus in weite Landschaften, doch viel zu selten erhält er Gelegenheit zu mitreißenden Bildkompositionen wie etwa bei einem Arnold-Schönberg-Konzert. Zum wilden Pianospiel darf sich die entfesselte Kamera austoben, wechselt die Parallelmontage immer wieder zu Kandinsky, der zur Musik leuchtende Farben mischt und auf die Leinwand pinselt. Die famose Sequenz spricht für sich, doch in der nächsten Szene erfährt man prompt aus dem Munde Münters, dass Kandinsky ein Synästhet ist, also Farben hören und Klänge sehen kann.

Eine mutige Frau mit Ecken und Kanten

„Münter & Kandinsky“ wird getragen von einem soliden Ensemble, aus dem vor allem Vanessa Loibl herausragt. Sie spielt die ehrgeizige Malerin als mutige Frau mit Ecken und Kanten, als temperamentvolle Rebellin, die gerne provoziert und keine Konfrontation scheut. Im Vergleich dazu bleibt Vladimir Burlakov etwas blass, er spielt den zum Melancholischen neigenden Kandinsky als Chamäleon, das zwischen genialem Neuerer und feigem Heuchler changiert.

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