Space Cadet
Komödie | USA 2024 | 110 Minuten
Regie: Liz W. Garcia
Filmdaten
- Originaltitel
- SPACE CADET
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Stampede Ventures
- Regie
- Liz W. Garcia
- Buch
- Liz W. Garcia
- Kamera
- John G. Inwood
- Musik
- John Debney
- Schnitt
- Oona Flaherty
- Darsteller
- Emma Roberts (Rex Simpson) · Tom Hopper (Logan O'Leary) · Poppy Liu (Nadine Cai) · Gabrielle Union (Pam Proctor) · Kuhoo Verma (Violet Marie Vislawski)
- Länge
- 110 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Komödie um eine Barkeeperin, die es gegen alle Wahrscheinlichkeit in ein NASA-Ausbildungsprogramm schafft und mit ihrer unkonventionellen Art reüssiert.
Eigentlich reicht es, wenn man das Plakat sieht. Dann hat man eine ungefähre Vorstellung davon, was der Film „Space Cadet“ sein möchte: Eine jugendliche Komödie, visuell grell ausstaffiert, inhaltlich ebenso überkandidelt erzählt. Und genau so ist er. Knallend bunt, mit überzogenen Charakteren und einer Story, die fröhlich am Klischee entlang marschiert. Sie zeigt die alte Geschichte von der süßen Außenseiterin, die unter vermeintlich unmöglichen Bedingungen Erfolge erringt, obwohl sie dabei gegen viel besser geeignete Konkurrenten antreten muss. Sieg durch unkonventionelle Herangehensweise ist ihr Trick, eine Methode, die jeder kennt, der als Kind „Pippi Langstrumpf“ gelesen hat.
Ein Florida Girl greift nach den Sternen
Nicht zuletzt durch Pippi wissen wir, dass solche Geschichten großen Spaß machen können. Und das trifft durchaus auch auf „Space Cadet“ zu, wenn der Plot auch zunächst etwas dahintrödelt, während er die Backstory der Hauptfigur (Emma Roberts) ans Publikum bringt. Rex ist ein Florida Girl, für das in der High School noch alles möglich schien, das sich nach dem Ende der Schulzeit aber verlaufen hat zwischen familiären Pflichten und der Chance auf Selbstbestimmung. Was weniger an Verpeiltheit lag als an ihrem großen Herzen. Die Gutartigkeit dieser Protagonistin ist fast schon enervierend; nie hat dieses Mädchen einen bösen Gedanken, immer ist es voll kindlicher Empathie. Aber daran gewöhnt man sich besser, denn Feel-Good-Kitsch, so sonnig wie Rex’ Gemüt, ist Programm dieses Films.
Rex hätte also ein Stipendium für Harvard gehabt, blieb aber zuhause in Cocoa Beach, Florida, um ihre krebskranke Mutter zu pflegen; nach deren Tod war der Moment des Absprungs verpasst. Zehn Jahre später jobbt sie noch immer in ihrer Heimat als Barkeeperin in einer Strandbar. Verschwendetes Talent, obwohl sie immerhin heimlich an der Rettung von Seekühen arbeitet, indem sie Wehre und Dämme zum Schutz der Tiere in die lokalen Sümpfe baut. Diese eher minimalistischen Ingenieursleistungen werden ihr später zugutekommen – dann nämlich, wenn sie vier dem Tod geweihte Astronauten im All aus deren Raumkapsel befreien muss. Klingt seltsam, aber genau das sind die Dinge, die Rex schafft.
Der Weg dorthin führt über ein Ausbildungsprogramm der NASA, für das Rex sich bewirbt, nachdem ihr bei einem Klassentreffen zum 10. Jubiläum des High-School-Abschlusses klargeworden ist, dass sie ihre unrealisierten Potenziale nicht länger ruhen lassen will. Sie bringt zwar keinerlei Qualifikationen mit, aber dafür den Enthusiasmus, mit dem sie bereits als Kind zusammen mit ihrer Mutter davon träumte, es ins All zu schaffen. Und sie hat eine beste Freundin namens Nadine (Poppy Liu), die hinter Rex’ Rücken die Bewerbungsunterlagen kurzerhand frisiert und aus der Barkeeperin eine „Pulitzer“-Preisträgerin, Kampfjet-Pilotin und MIT-Absolventin macht. Natürlich wird so eine Frau in das NASA-Programm aufgenommen, zumal Rex durch ihre dreisten Neon-Tops und ihre fast schon übergriffige Florida-Herzlichkeit sofort aus den Reihen der Bewerber hervorsticht.
Feel-Good-Spaß mit viel Lust am Unwahrscheinlichen
Damit das Unwahrscheinliche funktioniert, damit man Spaß mit Rex und an Rex hat, muss man jeden Gedanken an Realitätsnähe aufgeben. Aber muss man das nicht immer, wenn es um Filme im Weltall geht? Ist nicht das ganze Genre, egal wie mühevoll technisch aufgerüstet, immer eine Simulation, der Fiktion unterworfen? Man kann „Space Cadet“ womöglich als eine ehrlichere, weil völlig surreale Genre-Variante sehen, denn wer darüber nachdenkt, ob all das klappen könnte, was der Film in völlig selbstverständlicher Manier vorstellt, wird schnell weinend vor dem Bildschirm sitzen. Nichts, was da passiert, hat Hand und Fuß, aber „Space Cadet“ feiert das „Trotzdem“: Die Welt von Rex ist reine „Alles ist möglich“-Fantasie; der Film holt seiner Protagonistin mit Gusto die Sterne vom Himmel.
Zuvor muss freilich erst noch das Ausbildungsprogramm bestanden werden, und das hat seine Tücken. Die anderen Astronauten-Azubis, hier mit dem mittelwitzigen Namen „As-Cans“ ausgestattet, sind sozial inkompetent, ehrgeizig, manisch, patriotisch, manchmal von Panikattacken durchgeschüttelt, zeitweise werden sie kurz wahnsinnig. Unter ihnen ist Rex noch die Normalste. Das Lehrpersonal besteht aus Logan (Tom Hopper), einem regelkonformen, aber ziemlich gutaussehenden Nerd, und Pam, klasse gespielt von Gabrielle Union, die sich dringend nach einer Abwechslung im bürokratischen oder auch wissenschaftlichen Trott im Johnson Space Center in Houston sehnt. Als Hilfe aus der Heimat hat Rex jederzeit von fern Nadine im Rücken, die jede Menge kleine Slapsticknummern parat hält, um ihre nicht sonderlich schmeichelhafte Rolle als naive Tussi aufzubrezeln.
Wie mit störrischen Gästen
Gemeinsam stürzt man sich in den Klamauk der Astronautenausbildung. Während die As-Cans diverse Aufgaben zur Auslese der vier Besten bewältigen, versucht Rex verzweifelt, das Lügengebäude, dass Nadine für sie errichtet hat, irgendwie nicht auffliegen zu lassen. Wobei es hilft, dass sie sich als fähige Anführerin entpuppt, was nicht alle Konkurrent:innen für sie einnimmt, aber genug: Sie findet Freunde unter Menschen, denen das Konzept Freundschaft bis dahin völlig fremd war – dank ihrer Sozialkompetenz und Erfahrung als Barkeeperin, die mit jedem störrischen Gast umgehen kann. Sie ist stets amüsiert über die sonderbaren Wesenszüge der anderen, und wenn man der Albernheit nachgibt, kann man mit ihr amüsiert sein. Die Dialoge sind von absurdem Teenager-Humor, mal funktioniert das, mal driftet es in Blödsinn ab. Und zwischendurch wird es sogar spannend, wenn Rex, die angebliche Pilotin, tatsächlich mal einen Kampfjet fliegen muss.
Regisseurin und Autorin Liz W. Garcia nimmt viel wohlmeinenden Pep-Talk ins Bild, erklärt die Vorteile von Selbstvertrauen, hat keine Scheu vor Sentimentalität. Die „Folge deinen Träumen“-Botschaft gerät Garcia indes längst nicht so gut wie das pure Quatschmachen. Es gibt eine Sequenz in einer Bar, dort haben die Azubis einen lustigen Abend, samt Suff und Karaoke. Solche Sequenzen sind im Kino selten überzeugend, egal in welcher Art von Film. Hier aber kann man alles bestens nachvollziehen, nichts wirkt aufgesetzt. Das ist das Schöne an „Space Cadet“: So surreal die Geschichte im Ganzen ist, strahlt im Kleinen doch immer wieder eine gewisse Bodenständigkeit auf, und dieser Kontrast macht die Komödie erfrischend unterhaltsam.