Power of Love (2023)

Drama | Deutschland/Finnland 2023 | 106 Minuten

Regie: Jonas Rothlaender

Ein Mann und eine Frau, sie erfolgreiche Wissenschaftlerin, er meist Hausmann, sind verliebt und machen an der finnischen Küste Urlaub inmitten rauer Natur. Über beide erfährt man wenig, auch weil sich das Beziehungsdrama in erster Linie ausgiebig für ihr Sexleben interessiert, in dem sie mit Rollenzuschreibungen, Macht und Unterwerfung experimentieren. Auf der Suche nach der emotionalen Wahrheit in ihrer Beziehung versucht der Film, die mitunter sehr typisierten Protagonisten aus der Deckung zu locken. Doch weder die Handlung noch Figuren sind interessant genug, um eine solche Neugier zu rechtfertigen. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Finnland
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
StickUp Filmproduktion
Regie
Jonas Rothlaender
Buch
Jonas Rothlaender
Kamera
Carmen Treichl
Musik
Julius Pollux Rothlaender
Schnitt
Anne Fabini
Darsteller
Nicola Perot (Robert) · Saara Kotkaniemi (Saara) · Outi Mäenpää (Pirjo) · Cecilia Paul (Maiju) · Elmer Bäck (Mikko)
Länge
106 Minuten
Kinostart
03.10.2024
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Drama um eine unkonventionelle Beziehung, in der ein Mann und eine Frau über ihr Sexleben mit Rollen und Macht/Ohnmacht-Zuschreibungen experimentieren.

Diskussion

Es heißt, dass Rollenspiele zum Unterhaltungsfaktor in einer Beziehung beitragen. Das kann man in „Power of Love“ ausführlich sehen, obwohl die Unterhaltung für das beteiligte Paar und damit für das Kinopublikum schnell in Anstrengung umschlägt. Was hingegen zur Verlässlichkeit einer Beziehung beiträgt, ist der Umgang der Beteiligten miteinander, ohne die schützende Hülle eines Spiels. Das wiederum sieht man in dem Film von Jonas Rothlaender selten. Nur einmal, am Anfang, wirkt es, als seien die Hauptfiguren ehrlich begeistert voneinander. Da glaubt man, die Geschichte zeige ein Paar, das sich gern mag.

Diese Sequenz auf einer Party in Helsinki muss als Bezugspunkt reichen, wenn Zweifel an der Beziehung von Saara (Saara Kotkaniemi) und Robert (Nicola Perot) auftreten. Denn sonst gibt es im Verlauf des Films wenig, was die Idee untermauert, hier sei ein liebendes Paar unterwegs, das eine gemeinsame Zukunft haben will. Fast nie sieht man sie im alltäglichen Miteinander oder gar im Gespräch. Was Rothlaender dem Paar hingegen schenkt, ist Sex. Die beiden haben guten Sex. Wobei das allein als Definition einer Beziehung eher kümmerlich wirkt, ganz ohne weitere Zutaten. Humor zum Beispiel würde weder dieser Freundschaft noch dem Film schaden.

Die Realität hinter den Fassaden

Aber die Tragfähigkeit der Beziehung von Saara und Robert ist auch bloß ein Vorwand. Rothlaender interessiert sich für die Figuren, er sucht die Realität hinter ihren Fassaden. Nur selten gibt es visuelle Ablenkungen; der Film bleibt eng an den Protagonisten. Schicht für Schicht soll freigelegt werden, was diese zwei tatsächlich fühlen, während sie sich selbst und gegenseitig das große Liebesglück einreden. Eben dazu dient auch der Sex, der in diesem Fall meist als BDSM-Sex daherkommt, als Spiel mit Fesseln, Strenge, einem Safeword. Beide teilen die Lust an Dominanz und Ohnmacht; zumindest tun sie so, als würde das den Spaß und die Orgasmen steigern.

Saara und Robert fahren von Helsinki aus in Urlaub ans Meer, mit dem Boot zu Saaras Mutter, zu gemeinsamen Freunden, mit dem Boot wieder zurück. Saara ist Finnin und kennt sich hier aus; Robert ist der neue Lover aus Berlin, der die Frau und das Land erst entdecken muss. Alles ist für ihn Standortbestimmung, auch der Sex, immer ist er dienstbereit. Erst am Ende des Films gerät seine Haltung ins Wanken; dann kommt bei ihm wie bei Saara eine Wahrheit ans Licht.

So viele Fragen

Allerdings muss man auf diesen Erkenntnisgewinn so lange warten, dass man das Interesse verloren hat. Zu Recht: Die Demaskierung der Figuren fördert wenig Überraschendes zu Tage; die beiden sind selbst meistens freudlos, der Unterwerfungssex nicht minder.

Trotzdem stellt sich Verwunderung ein, warum Rothlaender Wert darauf legt, diese Form der Erotik als stete Wiederholung in den Bildern und dem Inhalt des Films zu haben. Glaubt er an Sex als klärenden Bewusstseinsprozess? Glaubt er an Sex auf der Leinwand als Provokation? Ist es sinnvoll, aus so absurd abgedroschenen Ideen einen ganzen Film zu entwerfen, obwohl man das alles seit hundert Jahren aus dem Genrekino oder wahlweise der Frauenliteratur kennt? War nicht immer schon das Privateste auch das Langweiligste? So viele Fragen. So wenig Unterhaltung.

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