Iwájú
Abenteuer | USA/Großbritannien 2024 | 150 (sechs Folgen) Minuten
Regie: Olufikayo Adeola
Filmdaten
- Originaltitel
- IWÁJÚ
- Produktionsland
- USA/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Cinesite/Disney Television Animation/Kugali/Walt Disney Animation Studios
- Regie
- Olufikayo Adeola
- Buch
- Halima Hudson · Olufikayo Adeola
- Musik
- Ré Olunuga
- Schnitt
- Fabienne Rawley
- Länge
- 150 (sechs Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 10.
- Genre
- Abenteuer | Animation | Drama | Science-Fiction | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Animierte Serie um ein futuristisches Nigeria, in dem ein Mädchen aus einem hochtechnisierten Viertel mit einem Jungen aus den Slums befreundet ist.
Das 10-jährige Mädchen Tola bereitet mit Hilfe von Hausrobotern seinen eigenen Geburtstag vor. Ein passendes Kleid wird ausgewählt, eine Frisur innerhalb von Sekunden geflochten und Zimtkugeln gebacken. Schnell noch ein Selfie mit der Smartwatch, und schon hängt sich Tola an den Fahrer, um ihren Vater am Flughafen abzuholen. Am schnellsten geht es mit dem Flugmodus. Die Limousine schwebt über den Stau der Millionenmetropole Lagos hinweg. Auch die Straßenhändler der Zukunft schwirren mit Drohnen durch die Luft und verkaufen dort oben ihre frittierten Krabben.
Es ist das nigerianische Lagos einer imaginierten Zukunft. Seit dem Erfolg des Marvel-Superheldenfilms „Black Panther“ gehört der Afrofuturismus zum Mainstream des westlichen Disney-Konzerns. 2023 erschien auf dem hauseigenen Streamingdienst die animierte afrikanische Anthologie-Serie „Kizazi Moto“ und nun startet mit „Iwájú“ in Kooperation mit dem panafrikanischen Studio Kugali Media eine animierte Mini-Serie, die Coming-of-Age mit afrofuturistischer Science-Fiction verbindet.
Smart-City vs. Slums
In der darin geschilderten Zukunft hat sich ein Teil von Lagos zu einer glitzernden Smart-City entwickelt, während auf der anderen Seite des Ufers der arme Bevölkerungsteil in Slums haust. Nicht jeder kann an der Utopie teilnehmen. Tola wächst im privilegierten Stadtteil auf. Ihr Vater ist ein Tech-Erfinder und Workaholic, weswegen die beiden zwar in einem Smart Home wohnen, er sich aber distanziert, bisweilen auch ignorant gegenüber seiner Tochter verhält. Ihren Geburtstag vergisst er.
Zum Glück ist Tola nicht allein zuhause. Neben den zahlreichen Robotern verbringt sie ihre Zeit mit Kole. Der Junge arbeitet als Bediensteter und Gärtner für ihren Vater. Wenn die fröhliche Tola spielen und tanzen will, weist Kole sie ab, weil er die Sträucher im Garten zurechtschneiden muss. Später teilt das Mädchen mit dem Jungen ihr Abendessen.
Mit dem Bewusstsein von sozialer Ungleichheit erden die Autoren Olufikayo Adeola und Halima Hudson die sonst so beliebte Prinzessinnen-Fantasie der Disney-Filme und erzählen damit über die Zerrissenheit von Nigeria. Denn einerseits gibt es Leute wie Tolas Vater, die durch Technologie das Leben verbessern wollen. Andererseits kommt diese Verbesserung bei Leuten wie Kole und seiner kranken Mutter nicht an.
Rache ist bitter
Von diesem Konflikt ist auch der Bösewicht Bode betroffen. Als Kind wurde er wegen Diebstahl aus dem Haushalt von Tolas Familie geworfen. Das Rache-Motiv hat in diesem Fall sehr viel mit sozialem Neid zu tun. Als Erwachsener kehrt er nun zurück. Mit edler Kleidung und breitem Oberkörper, mit Gadgets und Gangstern entführt er Kinder reicher Familien, um Geld von deren Vermögen zu erpressen. Auch Tola hat er im Auge und nutzt die prekäre soziale Lage ihres einzigen Freundes Kole aus.
Die Serie besticht dadurch, dass das Thema der Klassenfrage auf unterhaltsame Weise über Genreelemente transportiert wird. Die Animation kombiniert futuristisches Design und Technik mit ethnischen und vegetabilen Mustern. Eine Eidechse entpuppt sich als ein sprechender Android, der Tola be- und überwachen soll. An diesem Tier-Maschinen-Hybrid lässt sich auch der generische Vater-Tochter-Konflikt ablesen. Der Vater übernimmt die Beschützerrolle, während Tola nach Autonomie und Abenteuern strebt. Tolas Figur ähnelt den modernen Disney-Heldinnen wie Merida und Vaiana, die sich mehr durch eigene Ambitionen als durch hübsche Prinzen auszeichnen. Im Vergleich dazu erscheint Tola aufgrund ihres jungen Alters aber etwas sehr naiv. Erst gegen Ende der Serie entwickelt sie einen Spürsinn, mit dem sie die Verbrecher überlisten kann.
Die Utopie der Disney-DNA
Der Sieg über das Böse gelingt ihr nur zusammen mit Kole. Damit besinnt sich die Serie auf die klassischen Werte der Disney-DNA wie Empathie, Solidarität, Freundschaft und Familie. In dieser Hinsicht ist die Geschichte nicht ganz so experimentierfreudig wie einzelne Folgen von „Kizazi Moto“. An einer Zukunft, in der solche positiven Eigenschaften weiterhin einen hohen Stellwert haben, ist allerdings nichts auszusetzen. Im Gegenteil: man wünscht es dem Land Nigeria, dem afrikanischen Kontinent und der ganzen Welt.