The Caine Mutiny Court-Martial

Drama | USA 2023 | 108 Minuten

Regie: William Friedkin

Ein US-Offizier, der auf einem Minenräumboot seinen Dienst verrichtete, wird wegen Meuterei vor ein Kriegsgericht gestellt. Er soll während eines Sturms die Autorität des Kapitäns in Frage gestellt, diesen wegen angeblicher Unzurechnungsfähigkeit des Amtes enthoben und selbst das Kommando übernommen haben. Das Gericht hat zu entscheiden, ob das durch den Zustand des Kapitäns und die Umstände gerechtfertigt war oder ob es sich um einen Akt der Meuterei handelte. Dazu werden neben dem Angeklagten und dem Kapitän auch Mannschaftsmitglieder und Gutachter gehört. Eine schnörkellose Adaption eines bereits mehrfach verfilmten Theaterstücks aus dem Jahr 1953. Sie entfaltet sich als konzentriertes, hochspannendes Drama, das den Stoff in die Gegenwart verlegt, sich sonst aber mit ausgezeichneten Darstellern ganz auf die Qualitäten der Vorlage verlässt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE CAINE MUTINY COURT-MARTIAL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Paramount
Regie
William Friedkin
Buch
William Friedkin
Kamera
Michael Grady
Schnitt
Darrin Navarro
Darsteller
Kiefer Sutherland (Lt. Commander Phillip Queeg) · Jason Clark (Lt. Barney Greenwald) · Jake Lacy (Lt. Stephen Maryk) · Monica Raymund (Commander Katherine Challee) · Lance Reddick (Captain Luther Blakely)
Länge
108 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Gerichtsfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
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Der letzte Film von William Friedkin: Eine Theaterverfilmung um einen Offizier der Navy, der seinen Kapitän des Amtes enthoben hat und sich vor Gericht wegen Meuterei verteidigen muss.

Diskussion

Die eigentümliche Strahlkraft der Finalität erhellt William Friedkins letzten Film „Die Caine-Meuterei vor Gericht“. Die sechs Dekaden überspannende Karriere des Regisseurs von Welterfolgen wie „Der Exorzist“ begann im Fernsehen und geht mit einem Film für den Streamingdienst Paramount+ zu Ende. Die Dreharbeiten für den Justizthriller wurden im März 2023 abgeschlossen, kurz vor dem Tod von Cast-Mitglied Lance Reddick und nicht einmal ein halbes Jahr vor Friedkins eigenem am 7. August. Obwohl Karrieren nur bis zu einem gewissen Grad planbar sind, werden sie in einer immer noch oft von de Auteur-Theorie geprägten Filmlandschaft genaustens auf Kontinuitäten und Brüche untersucht. Wer Nachrufe und Biografien liest, erkennt schnell, wie verbreitet die etwa von Theoretikern wie Michel Foucault popularisierte Idee vom Leben als Kunstwerk ist. Jede Entscheidung ist ein Pinselstrich.

Ein Duell der Narrative

Und so bekommt dann auch jede noch so kleine Geste in der schon räumlich stark beschränkten Theateradaption ein überraschendes Gewicht. Wir sehen schließlich die letzte Kamerafahrt, die letzte Nahaufnahme, hören den letzten Satz. Der Film endet damit, dass jemand einen Cocktail ins Gesicht geschüttet bekommt. Eine dieser Szenen, die man primär aus dem Kino kennt, die maximale Eskalation eines Salongesprächs. Waren Friedkins Filme nicht oft wie übergeschüttete Drinks? Ein plötzlicher Ausbruch wider steife Höflichkeitsfloskeln, das Ende der Friedensverhandlungen? „Cruising“ ist als Stichwortgeber für das Staatsbankett denkbar ungeeignet. In einem Interview von 2012 erklärte Friedkin: „Wenn ich kein Regisseur wäre, hätte aus mir auch ein Serienkiller werden können. Ich war sehr wütend, ohne einen Grund dafür zu haben.“

Mit verschüttetem Alkohol entlädt sich die Spannung, die sich im Laufe eines komplexen Gerichtsprozesses aufgebaut hat. Lieutenant Stephan Maryk (Jake Lacy) wird Meuterei vorgeworfen, weil er seinem Kapitän Phillip Queeg (Kiefer Sutherland) das Kommando über das Minensuchboot U.S.S. Caine entzogen hat. Für Maryk ist der Lieutenant Commander ein paranoider Tyrann, der im Angesicht eines Taifuns die Nerven verloren hat, doch ausgerechnet sein eigener Strafverteidiger Greenwald (Jason Clarke) ist skeptisch. Er verdächtigt den Schriftsteller und Lieutenant Keefer (Lewis Pullman), federführend zu sein bei der Erzählung vom ängstlichen, überforderten Befehlshaber. Ein Duell der Narrative entbrennt.

Der Roman „The Caine Mutiny“ und das Theaterstück „The Caine Mutiny Court-Martial“ von Herman Wouk sind bereits mehrfach verfilmt worden, etwa 1954 als „Die Caine war ihr Schicksal“ mit Humphrey Bogart, Van Johnson und Lee Marvin. Friedkin arbeitet mit der Theater-Version der Geschichte, in der die Ereignisse auf ihre Nachwirkungen und das Innenleben der Figuren reduziert werden. Es entsteht vor allem ein Psychogramm des Kapitäns und ein Gefühl für die crewinternen Machtverhältnisse. Ein reines Affekturteil wird für den Zuschauer schwieriger, weil er nie Sturmböen und Flutwellen vor sich sieht, sondern kaum mehr als einen Raum voll von Uniformen und Gesichtern.

Auf dem Zeugenstand ist man schrecklich einsam

Friedkin hat schon mehr als einmal bewiesen, dass er einem Einzelraum große filmische Qualitäten abringen kann. Die Kamera gleitet in sanften Fahrten durch den Gerichtssaal und verdeutlicht die Konfliktlinien. Die verlaufen fast überall, eine allgemeine Atmosphäre von Zorn und Frustration herrscht vor. Selbst Richter Blakely (Lance Reddick) scheint das Verfahren als persönlichen Affront zu sehen. Der entmachtete Kapitän steht nicht einfach für Recht und Ordnung, sondern auch für die Navy an sich, für ihr Recht und ihre Ordnung. Der Angeklagte ist nicht der Einzige, der sich verteidigen muss, denn jeder Angriff wird mit einem Gegenangriff beantwortet. Doch der Regisseur erzeugt selten das visuelle Gefühl von Bedrängnis, sondern lässt in den Kompositionen erstaunlich viel Raum über und unscharfe Leere um die Figuren. Die Figuren wirken oft eher verloren als eingesperrt – auf dem Zeugenstand ist man schrecklich einsam.

Zentrale Monologe werden mit langsamen Ranfahrten untermalt, die Bildgestaltung bleibt in der Regel allerdings simpel und flach. Es werden eher die Darbietungen der Schauspieler in den Mittelpunkt gerückt als die Gestaltungsmacht des Regisseurs. Etwa Kiefer Sutherlands unbewegtes (und seit „24“-Tagen würdevoll gealtertes) Gesicht, das im seltsamen Widerspruch zu seinen unruhigen, nervösen Händen steht. Was auf den ersten Blick zu offensichtlich und ein wenig manieriert wird, hat eine klare Funktion – diese allzu vordergründigen Elemente sind Grundlage der Erzählung über ihn. Friedkin lässt seine Darsteller die im Drehbuch komplexen Figuren überdeutlich spielen. Ihre wahre Vielschichtigkeit ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, sondern im Zusammenspiel verschiedener Positionen. Erst all die psychologischen Gutachten und persönlichen Beschreibungen setzen das Puzzle Kapitän Queeg zusammen – und selbst dann bleibt ein Zweifel. Wer ist jemals wirklich kongruent mit sich selbst?

So ist „Die Caine-Meuterei vor Gericht“ dann ein Film über die Opazität, die Undurchschaubarkeit des Menschen. Friedkins Figuren hatten auch am Ende langer Charakterstudien immer noch finstere Flecken ihrer Seele, zu denen kein Strahl vordrang. Man muss den Film nicht zwangsläufig biographisch lesen, um seine Verteidigungshaltung zu erkennen. Da ist der alte Haudegen, sicher fehlerbehaftet, aber immer mit den richtigen Absichten. Um ihn herum junge Emporkömmlinge aus besseren Verhältnissen, die den verdienten Veteranen ihrer eigenen Selbstglorifizierung opfern wollen. Er sorgt sich um sein Vermächtnis und sieht sich von allen Seiten umstellt. Was verstehen sie alle von ihm, was verstehen sie von Taifunen, wenn sie doch nur sein starres Gesicht und seine zitternden Hände sehen?

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