Abenteuer | Deutschland/Spanien 2021 | 100 Minuten

Regie: Tobias Wiemann

Ein aufgeweckter Junge muss 1940 mit seinem Vater, einem von den Nazis bedrohten Journalisten, nach Marseille fliehen, weil der in Paris seines Lebens nicht mehr sicher ist. Zu Fuß soll es auf einem alten Schmugglerpfad über die Pyrenäen nach Spanien gehen. Geführt werden sie dabei von einer zwölfjährigen ortskundigen Spanierin. Die nach einem Jugendroman erzählte Geschichte einer Flucht handelt von zwei Heranwachsenden, die unter extremen Umständen lernen, sich zu vertrauen und aufeinander zu verlassen. Allerdings ist der Film dramaturgisch unausgereift und vermag die Gefahren kaum spürbar zu machen. Auch darüber, wie Kinder mit Flucht umgehen und auf Extremsituationen reagieren, erfährt man zu wenig. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Spanien
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Eyrie Ent./Warner Bros. Ent./Lemming Film Germany/Fasten Films
Regie
Tobias Wiemann
Buch
Rüdiger Bertram · Jytte-Merle Böhrnsen
Kamera
Martin Schlecht
Musik
Arnau Bataller
Schnitt
Andreas Radtke
Darsteller
Julius Weckauf (Rolf) · Nonna Cardoner (Núria) · Volker Bruch (Ludwig) · Bruna Cusí (Esther) · David Bredin (Karl)
Länge
100 Minuten
Kinostart
17.02.2022
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Familienfilm | Historienfilm | Kinderfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Ein fantasiebegabter Junge, sein Hund und sein von den Nazis verfolgter Vater wollen 1940 zu Fuß über die Pyrenäen nach Spanien fliehen, wobei sie von einem Mädchen geführt werden.

Diskussion

Rolf Kirsch (Julius Weckauf) ist ein fantasiebegabter Junge. Sein Lieblingsbuch ist „Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“ von Erich Kästner, und Rolf erklärt auch, warum: Alles ist möglich in Kästners Geschichten, auch, dass man in einem Schrank verschwindet und woanders wieder herauskommt. Das ist eine schöne Metapher dafür, dass der Junge im Kriegsjahr 1940 gerne der Realität entflieht. Rolf ist mit seinem Vater, dem Journalisten Ludwig Kirsch (Volker Bruch), aus Deutschland über Paris nach Marseille geflohen. Seine Mutter Katja (Anna Maria Mühe) wartet bereits in New York; sie konnte noch mit dem Schiff entkommen. Doch das ist Wochen her. Jetzt bleibt Vater und Sohn nur die Möglichkeit, von Südfrankreich über die Pyrenäen nach Spanien zu fliehen.

Mit dabei ist Rolfs Terrier Adi, dessen Name immer wieder zu irritierten Nachfragen führt. Im Grenzort Banyuls-sur-Mer werden sie von Schleusern empfangen. Auf dem beschwerlichen Fußweg über die Berge soll sie die erst zwölfjährige Núria führen, deren Eltern als Partisanen im spanischen Bürgerkrieg umkamen. Núria spricht kaum Deutsch. Trotzdem macht sie Vater und Sohn klar, dass Adi nicht mitkommen kann. Was, wenn er kläfft? Rolf versteckt den mit Alkohol betäubten Hund kurzerhand in seinem Rucksack. Das ist ein fataler Entschluss, den er noch bereuen wird.

Auf einem alten Schmugglerpfad

„Der Pfad“ beruht auf dem gleichnamigen Jugendroman von Rüdiger Bertram, der seinerseits auf den Erinnerungen „Mein Weg über die Pyrenäen“ von Lisa Fittko fußt. Fittko, eine deutsche Exilantin, schildert darin, wie sie 1940 und 1941 gemeinsam mit ihrem Mann Hans zahlreichen Flüchtlingen half, von Frankreich nach Spanien zu gelangen. Ein alter Schmugglerpfad diente als Route, den auch der von den Nazis verfolgte Walter Benjamin benutzte, auch wenn der sein Ziel nicht erreichte und sich aus Furcht vor der Auslieferung an die Gestapo das Leben nahm.

Es geht also um Flucht und Vertreibung, um Zusammenhalt und Solidarität. Am Schluss stellen die Filmemacher einen Bezug zur aktuellen Flüchtlingskrise her, der ihnen besonders wichtig ist: Unter den Millionen Flüchtlingen, die jetzt nach Europa wollen, sind viele Kinder. Allerdings wird der Film diesem Anspruch nicht immer gerecht. Die Dramaturgie ist seltsam unausgereift, den Begegnungen mit französischen Polizisten bei einer Razzia in Marseille und bei der Passkontrolle im Zug oder mit deutschen Besatzungssoldaten in den Bergen fehlt die Spannung. Die emotional aufgeladene Musik des Soundtracks und die Schönheit der Berglandschaft sollen die Gefühle der Zuschauer lenken, anstatt die Gefahren der Reise spürbar zu machen. Das gilt auch für den niedlichen Hund, dessen Bedeutung als emotionales Bindeglied zwischen den Menschen und als Katalysator für die dramatischen Ereignisse viel zu sehr betont wird.

Wie man sich aufeinander verlassen kann

Wie Kinder mit Flucht umgehen oder auf Extremsituationen reagieren, weiß der Film nur wenig zu sagen. Immerhin bemüht sich Regisseur Tobias Wiemann, jegliche Schwarz-weiß-Zeichnung zu vermeiden. Ob man den Menschen ansehen könne, ob sie gut oder böse seien, will Rolf von seinem Vater wissen, während sie Familien beim Sonnenbaden am Strand beobachten – mit durchaus überraschenden Ergebnissen.

Am überzeugendsten ist „Der Pfad“ immer dann, wenn er sich auf die Geschichte zweier Kinder konzentriert, die erst noch lernen müssen, sich gegenseitig zu vertrauen und aufeinander zu verlassen.

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