Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele

Familienfilm | USA 2021 | 92 Minuten

Regie: Michael Dowse

In den späten 1980er-Jahren wünscht sich ein zehnjähriger Junge aus Chicago nichts sehnlicher zu Weihnachten als eine Nintendo-Spielkonsole. Das fehlende Geld ist dabei nur eines der Hindernisse, doch mit Entschlossenheit und der Hilfe seiner Freunde setzt der Junge alles daran, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Eine temporeiche Weihnachtskomödie, die Nostalgie und Sentimentalität souverän umschifft und sich bemerkenswert in die kindliche Perspektive einfühlt. Einfallsreich lässt der Film sich darauf ein, in welchem Maße materialistische Fragen auch Kinder schon umtreiben. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
8-BIT CHRISTMAS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
New Line Cinema/Star Thrower Ent.
Regie
Michael Dowse
Buch
Kevin Jakubowski
Kamera
Samy Inayeh
Musik
Joseph Trapanese
Schnitt
Trevor Ambrose
Darsteller
June Diane Raphael (Kathy Doyle) · Steve Zahn (John Doyle) · Winslow Fegley (Jake Doyle) · Sophia Reid-Gantzert (Annie Doyle) · Neil Patrick Harris (Jake als Erwachsener)
Länge
92 Minuten
Kinostart
25.11.2021
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Familienfilm | Komödie
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Eine Weihnachtskomödie um einen Jungen aus Chicago, der in den 1980er-Jahren alles daransetzt, sich seinen sehnlichsten Wunsch nach einer Spielkonsole zu erfüllen.

Aktualisiert am
30.11.2021 - 11:46:15
Diskussion

Eine hysterisch kreischende Menge bettelt um Einlass, während ein Großkotz im Bademantel über jene Auserwählten entscheidet, die seine heiligen Hallen betreten dürfen. Man fühlt sich wie vor der harten Tür des VIP-Clubs Studio 54, aber hier ist der Schwellenhüter ein blasierter Zehnjähriger namens Timmy (Chandler Dean), der dank seiner reichen Eltern eine heiß begehrte Nintendo-Spielkonsole besitzt. Um diese zumindest mal aus nächster Nähe sehen zu können, bezirzen seine Mitschüler ihn mit Schleimereien und Geschenken.

Es ist fast Weihnachten im verschneiten Chicago der späten 1980er-Jahre. Mit dem ebenso demütigenden wie komisch überspitzten Spektakel stellt Regisseur Michael Dowse gleich zu Beginn seiner Komödie klar, wie obsessiv, bedingungslos und letztlich auch unerfüllbar der materielle Wunsch seiner jungen Protagonisten ist. Denn Jake (Winslow Fegley) und seine Kumpels finden zwar vorübergehend Einlass in Timmys elitäres Hobbykeller-Paradies, werden jedoch, nachdem das Familienhündchen unter dem Fernseher begraben wurde, schnell wieder verstoßen.

Das Ziel ist klar und unerreichbar

So klar wie das Ziel in „Weihnachtsjagd: Fest der Spiele“ ist, so unerreichbar bleibt es auch. Der souveräne Hauptdarsteller Fegley trägt schon die Resignation eines Erwachsenen im Gesicht. Er ist ein klassischer Komödienheld: ein notorisch Scheiternder ohne großes Selbstvertrauen, der für seinen Traum aber nichts unversucht lässt. Geschickt lenkt er etwa seine Mutter mit einem kalkuliert platzierten Fleck auf dem Pulli ab, um ihre Zustimmung für einen Nintendo als Weihnachtsgeschenk zu bekommen. Doch wie so oft im Film bleibt auch dieser Triumpf nur von kurzer Dauer.

Wie in verschiedenen Levels eines Computerspiels versucht der Held seinem Traum über immer neue Wege näherzukommen. Mal ist es ein Pfadfinderwettbewerb, mal ein Deal mit seiner altklugen und biestigen kleinen Schwester oder ein 14-Punkteplan, in dem wertvolle Baseball-Sammelkarten eine entscheidende Rolle spielen. Ebenso abwechslungsreich wie die Strategien gestalten sich auch die Hindernisse. Vor allem ein deutlich älterer, hünenhafter Mitschüler mit Metaller-Mähne (Cyrus Arnold) sowie eine von Timmys Eltern gegründete Bewegung gegen den schädlichen Einfluss von Videospielen erweisen sich als unbezwingbare Herausforderungen. Beim Teamwork bleiben einige von Jakes Freunden zwar blass, andere aber wie der verschlagene, um keine Lüge und dumme Idee verlegene Jeff (Max Malas) und der hibbelige Angsthase Evan (Santino Barnard) prägen sich als markante Typen ein, die ihre Schwächen im entscheidenden Moment zu nutzen wissen.

Rahmenhandlung mit pädagogischer Perspektive

Die Rahmenhandlung, in der ein erwachsener Jake (Neil Patrick Harris) die Geschehnisse seiner Tochter Annie (Sophia Reid-Gantzert) erzählt, ist nicht die beste Idee des Films. Es gibt zwar einige virtuose Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, etwa wenn nach einem empörten Einwand Annies wie von Geisterhand ein Fahrradhelm auf dem Kopf des jungen Jake erscheint, aber insgesamt scheint die väterlich pädagogische Perspektive die Dynamik eher zu bremsen. Allerdings ist sie auch schon bald vergessen und tritt erst beim versöhnlichen und wenig materialistischen Finale wieder in den Vordergrund.

Das Schöne an „Weihnachtsjagd“ ist über weite Strecken, wie der Film in die Gedankenwelt der Kinder eintaucht. So wird Jake in einem Spielzeugladen von einer sprechenden Nintendo-Konsole verführt, die ihn sein Umfeld völlig vergessen lässt. Alltägliche Probleme, die den Eltern klein und unbedeutend erscheinen, wachsen aus der Perspektive der Kinder zu dramatischer Größe heran. Statt in 1980er-Jahre-Nostalgie zu schwelgen oder sich mit weihnachtlicher Sentimentalität den Wind aus den Segeln zu nehmen, funktioniert „Weihnachtsjagd“ streckenweise wie ein Actionfilm. Eine verlorene Zahnspange, die laut Jakes Vater (Steve Zahn) so viel wie ein Neuwagen kostet, führt zu einer virtuosen Jagd durch ein Einkaufszentrum und der Versuch, unbeobachtet an den begehrten Computer zu kommen, wird zur nervenaufreibenden Aktion wie aus einem Bankraub-Film.

Lustig wird es meist dann, wenn der vermeintliche Kampf ums nackte Überleben wieder von kindlicher Unbedarftheit geerdet wird. Den geplanten Coup preist Jake etwa großspurig als „unser Vietnam“ an, bevor er sich eingestehen muss, dass er eigentlich gar nicht weiß, was das bedeuten soll.

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