Clara und der magische Drache

Animation | Ukraine 2019 | 87 Minuten

Regie: Alexander Klymenko

Ein kleiner Drache mit magischen Kräften wird von einem Zwerg, einer Fee und einem Waschbären zurück in sein Zuhause gebracht. Dabei müssen sie ihn auch vor einem bösen Zauberer beschützen, dem das Drachenjunge bei seinen finsteren Welteroberungsplänen im Weg steht. Ein ukrainischer Animationsfilm, der sich in technischer Hinsicht durchaus an internationalen Standards messen lassen kann. Allerdings fehlen ihm eine stringente Geschichte und wirklich originelle Figuren, während die Zurückhaltung bei Action und Spannung bevorzugt jüngeren Kindern entgegenkommt. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
CLARA | KLARA TA CHARIWNI DRAKON
Produktionsland
Ukraine
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Image Pict.
Regie
Alexander Klymenko
Buch
Sergi Grabar · Alexander Klymenko
Länge
87 Minuten
Kinostart
29.10.2020
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Animation | Fantasy | Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Lighthouse
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Ukrainischer Animationsfilm über einen kleinen Drachen, der von einem Trio ungleicher Freunde vor einem bösen Zauberer beschützt wird.

Diskussion

Das Filmland Ukraine rückt hierzulande gerade immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Erst im Sommer 2020 widmete das 14. Fünf Seen Festival den Filmschaffenden aus dem osteuropäischen Staat eine ausführliche Werkschau, bei der unter anderem die Dokumentation „The Babushkas of Chernobyl“, die Komödie „My Thoughts Are Silent“ oder das Politdrama „The Forgotten“ gezeigt wurden. Mit „Clara und der magische Drache“ kommt nun die erste Produktion des ukrainischen Animationsstudios Image Pictures in die deutschen Kinos. Die Regiearbeit von Alexander Klymenko, der auch als Produzent und Ko-Autor (gemeinsam mit Sergi Grabar) verantwortlich zeichnet, kann sich in technischer Hinsicht durchaus an internationalen Standards messen lassen. Allerdings hapert es etwas am Drehbuch, das nicht wirklich eine stringente Geschichte anzubieten hat.

Alles beginnt mit der Geburt eines putzigen, kulleräugigen Drachens, der wie eine Kreuzung aus dem kleinen Urmel und dem von Michael „Bully“ Herbig gesprochenen Fantasie-Wesen Nepomuk aus Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer daherkommt. Dieser landet über Umwege bei dem grummelig-gutmütigen Zwerg Alfred im Wikinger-Gewand und einem Waschbären (in der deutschen Fassung, warum auch immer, mit einem französischen Akzent ausgestattet). Auf der Suche nach der Heimat des Babydrachens treffen die zwei auf die titelgebende Clara, die nicht weiß, wer sie ist, aber vermutet, eine Fee zu sein.

Außerdem gibt es noch einen fiesen, an Rasputin erinnernden Zauberer, der mit einem säbelzahntigerartigen Tier in einer finsteren Höhle haust. Der wiederum will die magischen Kräfte des Drachenzöglings zerstören, damit das von ihm verkörperte Böse, die Dunkelheit, über die Welt obsiegt.

Dutzende von Figuren

Diesen dünnen Handlungsstrang nimmt Regisseur Klymenko als Aufhänger, um verschiedene Szenen mit Dutzenden von Figuren aneinanderzureihen, ohne dabei den Plot nennenswert voranzutreiben. Da tummeln sich Vögel und Frösche, Schmetterlinge und Libellen, Grashüpfer und Ameisen, die indes weder besonders humorvolle noch aufregende Situationen durchzustehen haben. Auch diverse Sidekicks finden nicht wirklich Bindung zur Geschichte, wie etwa ein jämmerlich krächzender Geier, ein Lakai des finsteren Zauberers, der beim Versuch, des Drachen habhaft zu werden, von einem wenig originellen Fettnäpfchen ins andere flattert. Dieses Federvieh ist der menschlichen Sprache mächtig, ganz im Gegensatz zu drei schusseligen Äffchen, die zu Claras Entourage gehören und sich nur durch Gestöhne, Geächze und Gefiepse artikulieren können.

So entwickelt „Clara und der magische Drache“ vor allem auf animationstechnischer Ebene seine Stärken. Die Landschaftshintergründe sind detailreich gezeichnet und besitzen Tiefe, die Bewegungen der Charaktere wirken flüssig und natürlich, während Wasser in Form von Flüssen und Regen einen gewissen Fotorealismus besitzt. Ganz im Gegensatz zu den dürftigen Flammen, die aus einem brennenden Haus lodern. Darüber hinaus hätte man die Farben der bunten, hellen Welt wesentlich kräftiger statt mit fahlen Pastelltönen gestalten können.

Slapstick-Einlagen für Kinder im Vorschulalter

Da Spannungsmomente kaum entstehen und Spannungsbögen sofort abgebrochen werden, eignet sich diese ukrainische Produktion durchaus auch für Kinder im Vorschulalter, die an diversen Slapstick-Einlagen Gefallen finden werden, während sie mit dem psychoanalytischen Geschwätz des Waschbären auf Sigmund Freuds Spuren indes wohl kaum etwas anfangen können. Gegen Ende des Films kommt dann doch noch etwas Action auf, wenn sich Clara, in ihrem sexy Outfit mehr Teenager als junges Mädchen, schließlich tatsächlich in eine Fee verwandelt und in bester Martial-Arts-Manier und von Slow-Motion-Effekten unterstützt den miesen Magier und seine Handlanger bekämpft.

Alles in allem will Klymenko bei seinem Regiedebüt zu viel: Er etabliert unzählige Nebenfiguren und Nebenschauplätze und baut schließlich auch noch die wirklich nicht notwendige Musik-Nummer „Das Leben wirbelt mich umher“ von Clara ein, bei der man sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, den Mund der Figur entsprechend des Songtextes lippensynchron zu animieren.

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