Butenland
Dokumentarfilm | Deutschland 2019 | 82 Minuten
Regie: Marc Pierschel
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2019
- Produktionsfirma
- Blackrabbit Pic.
- Regie
- Marc Pierschel
- Buch
- Marc Pierschel
- Kamera
- Marc Pierschel · Steffi Köhler
- Musik
- Alice Bacher
- Schnitt
- Marc Pierschel
- Länge
- 82 Minuten
- Kinostart
- 06.02.2020
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
Heimkino
Ruhiger Dokumentarfilm über einen ehemaligen Bio-Bauer, der sich von der Nutztierhaltung verabschiedet hat und nun mit seiner Lebensgefährtin als überzeugte Veganer eine Art Altersheim für Kühe führt.
Wie sterben eigentlich Kühe und andere Nutztiere, wenn sie nicht geschlachtet werden? Eine Frage, zu der es wenig Anschauungsmaterial gibt, weil der Fall eines natürlichen Todes dieser Kreaturen so gut wie nicht vorkommt. Es sei denn, die Rindviecher haben ihre letzten Jahre auf Butenland zugebracht. Auf dem Hof, den Jan Gerdes und seine Partnerin Karin Mück an der deutschen Nordseeküste betreiben, hat man sich von der Nutztierhaltung verabschiedet und ein Altersheim für Kühe ins Leben gerufen. Ende der 1970er-Jahre hatte Jan den konventionellen Betrieb von seinen Eltern übernommen und auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Zwanzig Jahre später machte er, inzwischen Veganer, auch damit Schluss, weil er keine Tiere, auch keine gesunden, mehr zur Schlachtbank führen wollte. Damals hatte die Krankenschwester Karin bereits eine Vergangenheit als militante Tierschützerin, die mit Gesinnungsgenossen Tiere aus Labors befreit und dafür wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, so die Anklage, vor Gericht gestanden hatte, aber letztlich mit einer Bewährungsstrafe davongekommen war.
Der Dokumentarfilm, dessen plattdeutscher Titel so viel meint wie „Land weit draußen“, porträtiert die beiden Tierschützer und reiht sich damit in die kaum noch zu überschauende Reihe von Dokumentationen der letzten Jahre ein, die sich mit dem Themenspektrum Ökologie und Ernährung beschäftigen. Was ihn von vielen der anderen Filme unterscheidet, ist seine Machart. Weder wird da im Kommentar explizit vor den drohenden Gefahren der globalen Massentierhaltung gewarnt, noch werden mit Hilfe von Statistiken und Prognosen drohende (Horror-)Szenarien ausgemalt. Vielmehr konzentriert sich Autor und Regisseur Marc Pierschel, schon mehrfach mit Büchern und Filmen („The End of Meat“) zum Thema Veganismus in Erscheinung getreten, darauf, die beiden Betreiber des Gnadenhofes und ihre Motive in den Fokus zu stellen.
Seite an Seite in ruhigen Worten
Die beiden Tierschützer erzählen Seite an Seite in ruhigen Worten, was sie waren und wie sie wurden, was sie sind. Wo Jans Vergangenheit mit einem Foto aus dem Familienfotoalbum illustriert wird, sind es bei Karin (Bild-)Dokumente aus ihrer Zeit als militante Aktivistin. Hinzu kommen Statements ehemaliger Mitstreiter und aktueller Sympathisanten wie etwa der Schriftstellerin Karen Duve.
Daneben zeigt der Film den Alltag des noch immer landwirtschaftlichen Kleinbetriebs, der sich, inzwischen eine Stiftung, über die Vermietung von Ferienwohnungen und vornehmlich durch Spenden finanziert. Und natürlich übernehmen auch die Kühe, die alle einen Namen haben, in dem Film einen wichtigen Part. Mal sieht man sie in Totalen friedlich im Morgennebel grasen, mal ausgelassen auf Wiesen umhertollen oder mit den Betreibern genüsslich im Gras kuscheln. Szenen von hohem emotionalem Schauwert, die nie zum anthropomorphen Kitsch verkommen. Da in Altenheimen der Tod allgegenwärtig ist, kommt es auch hier zu herzzerreißenden Sterbeszenen. Wobei der Tod durchaus nicht immer ein natürlicher ist. Da die meisten Tiere an den Folgen langjähriger Stallhaltung ohne Bewegungsfreiheit laborieren, bleibt ihnen auch auf Butenland oft nur der „Gnadentod“ durch die Spritze eines Tierarztes.
Nicht die Lösung für alle Probleme
Bis auf ein paar wenige Sequenzen von einer Auktion von Hochleistungskühen oder einer Messe für Melkroboter spielt sich das Geschehen des unkommentierten Films ausschließlich auf dem Bauernhof ab. Und weder der Filmemacher noch seine beiden Protagonisten tun so, als wäre dieser Gnadenhof die Lösung für alle erdenklichen Probleme von der Massentierhaltung bis zum Klimawandel. In ruhigen Einstellungen kommt der Film seinen Menschen und Tieren dabei sehr nahe. Geradezu logisch, dass auch die Kühe im Abspann namentlich als Mitwirkende aufgelistet werden.