Drama | USA 2019 | 137 Minuten

Regie: Trey Edward Shults

Eine in Florida lebende schwarze Mittelstandsfamilie gerät in eine schwere Krise, als der 17-jährigen Sohn dem Druck nicht standhält, eine Sportverletzung mit Medikamenten unterdrückt und mehr und mehr auch von seelischen Schmerzen geplagt wird. Die Überwindung der Katastrophe nötigt der Familie Selbstbesinnung, eine große Versöhnungsbereitschaft und viel Liebe ab. Der in seiner Struktur ungewöhnliche Film versucht auf eindrucksvolle Weise, die Handlung in ihrer psychischen Dimension vorwiegend mit den Möglichkeiten von Kamera und Musik zu erzählen. Dadurch gelingt es, die Geschichte eines Traumas, das eigentlich nicht zu bewältigen ist, als Appell für Versöhnung zu vertiefen. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
WAVES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
A24
Regie
Trey Edward Shults
Buch
Trey Edward Shults
Kamera
Drew Daniels
Musik
Trent Reznor · Atticus Ross
Schnitt
Trey Edward Shults · Isaac Hagy
Darsteller
Kelvin Harrison Jr. (Tyler Williams) · Taylor Russell (Emily Williams) · Lucas Hedges (Luke) · Alexa Demie (Alexis Lopez) · Renée Elise Goldsberry (Catherine Williams)
Länge
137 Minuten
Kinostart
16.07.2020
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama
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Heimkino

Verleih DVD
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Ungewöhnliches Drama über eine schwarze Mittelstandsfamilie aus Florida, deren 17-jährigen Sohn dem gesellschaftlichen Druck nicht gewachsen ist.

Diskussion

Wir befinden uns in einem Auto in Süd-Florida. Aber es gibt kaum eine Sekunde, um die Schönheit der Landschaft auf sich wirken zu lassen oder den Insassen des Wagens richtig zuzuhören, weil die Kamera in fortwährender, Schwindel erregender Bewegung ist. Wir rotieren im Inneren des Wagens, eingesperrt und befreit zugleich, neugierig auf die Story, die auf uns zukommt, und bangend für deren Ausgang.

Der gesellschaftliche Druck ist hoch

Wir befinden uns im Universum von Trey Edward Shults. Wer dessen Filme „Krisha“ und „It Comes at Night“ (2017) kennt, vermutet zu Recht, dass auch „Waves“ auf eine Familiengeschichte hinausläuft. Ebenso ruhelos wie die Kamera breitet die Inszenierung den Alltag einer schwarzen Mittelstandsfamilie vor uns aus. Der Vater betreibt ein Bauunternehmen, die Stiefmutter hat neben den häuslichen Aufgaben ein eigenes Geschäft, der 17-jährige Sohn Tyler geht auf eine gute Schule, und Tochter Emily führt ein behütetes Teenagerleben. Doch der gesellschaftliche Druck, der auf schwarzen Familien lastet, ist jeden Augenblick spürbar. „Wir können uns nicht den Luxus leisten, durchschnittlich zu sein“, sagt der Vater zu Tyler. „Ich mache dir Dampf, weil ich das muss.“

Unter ständigem Druck zu stehen, halten viele Teenager nicht aus. Auch nicht Tyler, der sich in der Schulmannschaft beim Ringen eine üble Schulterverletzung holt, aber trotzdem weitermacht. Die körperlichen Schmerzen bekämpft er mit den Betäubungsmedikamenten seines Vaters, während die seelischen Schmerzen mehr und mehr Besitz von ihm ergreifen. Als es zur Katastrophe kommt, tritt Sprachlosigkeit ein. Eine Familie am Rand ihrer Kapazitäten.

Der Film holt immer wieder Atem

Landläufige Filme würden hier aufhören. Aber „Waves“ ist kein landläufiger Film. Trey Edward Shults will mehr als die vorausahnbare Katastrophe. So wie das Leben geht auch der Film weiter. So wie die von den Ereignissen geschundene Familie sich zurechtfinden muss, so beginnt für den Zuschauer ein zweiter Film, dessen Story nur noch gelegentlich mit der rotierenden Kamera des ersten Teils erzählt wird, sondern sich vorwiegend in ruhig fließenden Bildern entfaltet. Der Schock beginnt ganz allmählich der Hoffnung zu weichen, als die Geschichte auf Tylers jüngere Schwester Emily überschwenkt.

Was nach dem Kataklysmus folgt, läuft in seiner filmischen Umsetzung immer wieder Gefahr, zu einem Melodram zu werden. Doch bevor es so weit ist, zieht Shults die Kamera zurück und lässt uns einen Augenblick Atem holen. In den Händen eines anderen Regisseurs hätte „Waves“ leicht in eine Herz-und-Schmerz-Geschichte abgleiten können, doch bei Shults wird die Erzählung zu einem weitgehend gelungenen Versuch der Bewältigung eines Traumas, das eigentlich nicht zu bewältigen ist.

Es kommt auf Kamera und Filmmusik an

Als Zuschauer muss man allerdings bereit sein, dem Regisseur dahin zu folgen, sich seinem plötzlich wechselnden visuellen Stil auszuliefern – von der Frenetik des ersten zu der Sensibilität des zweiten Teils.

In seiner Struktur ist „Waves“ ein unalltäglicher, sogar wagemutiger Film. In dem kompromisslosen Bemühen, eine Alltagsgeschichte über Verwundbarkeit, Versöhnung, Liebe und nicht zuletzt über die Wichtigkeit der Kommunikation ganz wesentlich mit den Mitteln der Kamera und der Musik zu erzählen, wird er gleichzeitig zu einem Bekenntnis zu den charakteristischen Ausdrucksmitteln des Mediums Film.

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