1978 nahm Douglas Adams' Erzähluniversum rund um den "Hitchhiker's Guide to the Galaxy" mit einer Radio-Hörspielserie seinen Anfang; 1981 adaptierte die BBC den Stoff auch als Fernsehserie. Diese liegt nun, passend zum Juliläumsjahr 2018, in restaurierter Form mit reichlich Bonusmaterial als Special Edition vor.
Das „Don’t Panic“, das in großen Lettern auf dem Cover des „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ prangt, ist eine lügnerische Beschwichtigung. Gute Gründe, in Panik zu geraten, lauern in dem Universum, das der britische Autor Douglas Adams in der gleichnamigen Science-Fiction-Serie erkundet und das 2018 seinen 40. Geburtstag feiert, an allen Ecken und Enden! Aber was hilft es schon, sich darüber aufzuregen, eine in ein sinnloses Dasein geworfene Kreatur in einem Kosmos zu sein, in dem schiere Willkür und der (meist dumme) Zufall regieren? Also tut der Held von „Per Anhalter durch die Galaxis“, der Erdling Arthur Dent, der der Zerstörung der Erde durch Aliens mit knapper Not entgeht und eine irrwitzige Reise durch die Untiefen des Weltraums antritt, gut daran, das Motto des Reiseführers zu beherzigen.
Das Epos über die Abenteuer dieses gänzlich unheroischen Helden, seines außerirdischen Freundes Ford Prefect und der seltsamen Kreaturen, denen die beiden begegnen, zählt zu den kultisch verehrten Meilensteinen des Science-Fiction-Genres. Der Stoff wurde zunächst als BBC-Radioserie aus der Taufe gehoben. Daraus erwuchs dann eine multimediale Erzählwelt aus Büchern, einer Fernsehserie, weiteren Hörspiel-Reihen, Computerspielen und 2005 auch einem Kinofilm („Per Anhalter durch die Galaxis", Regie: Garth Jennings). Die 1981 erstmals ausgestrahlte BBC-Fernsehserie, die nach der ersten Radioserie und den ersten beiden Romanen („Per Anhalter durch die Galaxis“, 1979, und „Das Restaurant am Rande des Universums“, 1980) erschien und nun in restaurierter Form mit viel Bonusmaterial als BD-Special Edition vorliegt, fügte dem bis dato entwickelten Stoff erzählerisch nichts Neues hinzu, wagte sich aber an dessen Visualisierung.
Skurriler Charme zwischen "Monty Python" und "Doctor Who"
Diese ist recht gut gealtert. Schon während ihrer Entstehung zielten die billigen, völlig analogen Effekte und das Design nicht wirklich auf ein glaubhaftes „Space Opera Feeling“ ab, sondern eher auf einen skurrilen Charme irgendwo zwischen Monty Python und „Doctor Who“, der aus dem zeitlichen Abstand heraus gesehen zudem noch nostalgisches Flair hat. Nicht zuletzt die pointierten Animationen von Rod Lord, die als Einsprengsel innerhalb der Realfilm-Serie den Inhalt des galaktischen Reiseführers umsetzen – sozusagen als brillante Vorwegnahme des E-Books, das erst 1988 erschien –, machen die Serie nach wie vor sehenswert.
Auch wenn der 2005 entstandene Kinofilm dank der guten Besetzung, unter anderem mit Martin Freeman, Sam Rockwell und Mos Def) sowie dem inszenatorischen Gespür von Regisseur Garth Jennings durchaus Meriten besitzt, dürfte für viele Fans die Fernsehserie immer noch die stimmigere Adaption sein – schon weil sich die recht lose episodische Struktur der BBC-Hörspielserie wie der Bücher gegen eine Spielfilm-Dramaturgie eher sträubt und im Serienformat einfach besser aufgehoben ist. Außerdem kann man den Serien-Hauptdarsteller Simon Jones, der die Rolle des Arthur Dent auch im Radio sprach, als Idealverkörperung bezeichnen: Sein Auftritt ist eine unerreichte Parodie britischer „Keep calm and carry on“-Mentalität, die sich selbst angesichts größter Wunder oder Schrecken allenfalls zu grummeliger Konsterniertheit hinreißen lässt und höchstens nach einer Tasse Tee verlangt, wenn es mit Zumutungen wie Unwahrscheinlichkeitsantrieben, hochdepressiven Robotern oder vogonischer Lyrik fertigzuwerden gilt.
Eine Komödie der Absurditäten
Sowohl die Radio- als auch die Fernsehserie entstanden zu einer Zeit, als Science Fiction gerade wieder en vogue war: 1977, ein Jahr vor dem Erscheinen der Radioserie, war George Lucas’ „Krieg der Sterne“ in die Kinos gekommen, 1980 dann „Das Imperium schlägt zurück“. Der Märchen- und Mythenhaftigkeit dieser Hollywood-Großproduktionen hielt Adams eine Art von „Sophisticated Science Fiction“ entgegen, die in ihrer eher defätistischen Haltung zu Technik und Fortschrittsglaube schon mehr mit den Anfängen der Cyberpunk-Bewegung zu tun hatte. „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist zwar eine Komödie, aber eine der Absurditäten. Der Kosmos, den Dent auf seinen Reisen kennenlernt, ist zwar eine „brave new world“ voller ungeahnter technischer Möglichkeiten – aber wirklich besser wird dadurch nichts, auch weil sich noch die scheinbar tollste Errungenschaft als große Enttäuschung entpuppt – etwa der legendäre Supercomputer Deep Thought, der im Auftrag seiner Erbauer Millionen Jahre an der großen Sinnfrage nach „dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ herumrechnet – um dann als kryptische Antwort „42“ auszuspucken.
Zum 40. Jubiläum dieser existenzialistischen Science-Fiction-Satire präsentiert die neue BD-Edition eine restaurierte Fassung der sechs Episoden der Fernsehserie (wobei die Ergänzungen und früheren Kürzungen nicht nachträglich synchronisiert, sondern untertitelt im englischen Original eingefügt wurden), ergänzt durch eine Extra-Disc mit Bonusmaterial. Das beleuchtet nicht nur umfassend die Fernsehserie, sondern das ganze multimediale „Anhalter“-Universum bis hin zur Fortschreibung der Radioserie in den 2000er-Jahren. Die Highlights sind zweifellos mehrere Interviews mit dem im Jahr 2001 verstorbenen Autor Douglas Adams, in denen er verschmitzt-liebenswürdig Einblicke in die Entstehung seines vielgeliebten Erzähluniversums gibt.