Die Gemeinde der Kirche All Saints hat keine Zukunft – so hat es das bischöfliche Leitungsteam der Episkopalkirche entschieden. Tatsächlich herrscht gähnende Leere in den Kirchenbänken, als der Pfarrer eingeführt wird, der „All Saints“ sozusagen abwickeln und den Verkauf der Kirchengrundstücke managen soll; nur noch eine Handvoll alter Leute ist zur Begrüßung angetreten. Denen allerdings ist „ihre“ Kirche wichtig, und so verwundert es nicht, dass Michael Spurlock (John Corbett) und seine Familie nicht gerade mit viel Begeisterung empfangen werden.
Doch kurz bevor Spurlock mit dem Verkauf der Kirche beginnen kann, kommt von unerwarteter Seite neues Leben in die Gemeinde: Eine Gruppe von Flüchtlingen aus Burma – ebenfalls anglikanischen Glaubens – sucht kirchlichen Anschluss und konkrete Hilfe. Und Spurlock, der früher Geschäftsmann war und das Amt in All Saints wohl weniger wegen seiner theologischen als wegen seiner wirtschaftlichen Meriten bekommen hat, meint den Ruf Gottes zu hören und öffnet ihnen die Türen. In den nächsten Wochen organisiert er, unterstützt von seiner Frau, einigen Gemeindemitgliedern und den tatkräftigen Flüchtlingen selbst, dass diese eine Lebensgrundlage bekommen. Vor allem die Nutzung von Kirchenland als Ackerfläche soll ihnen ein Auskommen verschaffen. Die Kirchenoberen lassen Spurlock widerwillig gewähren, allerdings vorerst nur für ein Jahr – sollte das Projekt sich bis dahin nicht selbst tragen, bleibt es dabei, dass die hoch verschuldete All Saints-Kirche dicht gemacht wird.
Steve Gomers Film, der auf realen Ereignissen beruht, gehört zu jenen „faith based movies“, die in den letzten Jahren in den USA auf ein immer breiteres Publikum stoßen. Der Tonfall ist entsprechend der eines bewusst „sauberen“, familientauglichen Feel-Good-Movies. Nichtsdestotrotz bewahrt Gomer seinen Film davor, zur filmischen Sonntagsschulen-Lektion zu werden, weil sein Film keine Bekehrungsabsichten verfolgt, sondern mit seiner Flüchtlingsgeschichte ein ganz konkretes soziales Anliegen vertritt. Zwar bemüht sich die Inszenierung der Pfarrersfamilie so sehr darum, diese als Muster an Glaube und tätiger Nächstenliebe darzustellen, dass Spurlock, seine Frau und sein Teenager-Sohn als Charaktere arg farblos bleiben; etwaige Zweifel und (Glaubens-)Konflikte, die im Drehbuch ansatzweise angelegt sind, werden relativ oberflächlich abgetan. Rund um die Spurlocks entfaltet der Film jedoch ein durchaus interessant gezeichnetes und aktuelles Szenario rund um Probleme und Chancen westlicher christlicher Gemeinden in Zeiten, in denen immer mehr Menschen den Kirchen den Rücken zukehren, aber auch durch die Migration die „Weltkirche“ ins eigene Land eindringt. „All Saints“ ist nicht zuletzt zugutezuhalten, dass er die Figuren der Flüchtlinge nicht nur als „Objekte“ der amerikanischen Hilfsbereitschaft darstellt, sondern sie als souveräne Charaktere ernst nimmt, die ihrer neuen Heimat auch durchaus etwas zu geben haben. Vor allem der Wortführer der Gruppe wird als wichtiger Charakter aufgebaut, der sich mit Spurlock schnell auf Augenhöhe bewegt.
In der Prämisse, dass sich die landwirtschaftliche Initiative von All Saints innerhalb nur eines Jahres bewähren muss, hat der Film zudem ein tragfähiges dramaturgisches Gerüst, das von Drehbuch und Inszenierung geschickt für dramatische Zuspitzungen genutzt wird und dem Film erzählerischen Drive gibt – wobei sich der Film ganz nebenbei auch noch für eine alternative Landwirtschaft starkmacht.