The Terror - Staffel 1

Historienfilm | USA 2018 | 456 (zehn Episoden) Minuten

Regie: Tim Mielants

Serienadaption von Dan Simmons' gleichnamigem Roman um eine britische Expedition im Jahr 1845, bei der sich zwei Schiffe unter dem Kommando von Kapitän John Franklin auf die Suche nach der Nordwestpassage begaben und im Polarmeer verschollen gingen. Die Serie mischt die historischen Ereignisse mit Elementen des Horrorkinos und macht daraus ein Survival-Drama, das seine Spannung vor allem aus dem psychologischen Druck bezieht, der auf den vielschichtigen und eindrucksvoll gespielten Figuren lastet. Mehr als um den Schrecken angesichts einer lebensfeindlichen Natur geht es dabei um die menschliche Natur und ihre bisweilen unmenschlichen Reaktionen in einer Extremsituation. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE TERROR SEASON 1
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
EMJAG Productions/Scott Free/Entertainment 360
Regie
Tim Mielants · Edward Berger · Sergio Mimica-Gezzan
Buch
David Kajganich · Soo Hugh · Gina Welch · Andres Fischer-Centeno · Josh Parkinson
Kamera
Frank Van den Eeden · Kolja Brandt · Florian Hoffmeister · Marci Ragályi
Musik
Marcus Fjellström
Schnitt
Tim Murrell · Daniel Greenway · Andrew MacRitchie
Darsteller
Jared Harris (Francis Crozier) · Ciarán Hinds (John Franklin) · Tobias Menzies (James Fitzjames) · Ian Hart (Thomas Blanky) · Matthew McNulty (Edward Little)
Länge
456 (zehn Episoden) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (1-3)
ab 16(4-10)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Historienfilm | Horror | Serie

Survival-Drama über die Polarexpeditionen von John Franklin, das seine Spannung vor allem aus dem psychologischen Druck bezieht, der auf den vielschichtigen und eindrucksvoll gespielten Figuren lastet.

Diskussion

Jahrhundertelang suchten Seefahrer vergeblich nach der so genannten Nordwestpassage, einem Seeweg, der nördlich von Amerika den Atlantischen Ozean mit dem Pazifik verbindet: Schon seit dem Beginn des Kolonialzeitalters hatten die europäischen Nationen nicht nur aus schierer Entdeckerlust, sondern vor allem aus handfesten wirtschaftlichen Erwägungen ein großes Interesse daran, einen möglichst günstigen Seeweg nach Asien zu finden; dass die Befahrung der Nordwestpassage trotzdem erst Anfang des 20. Jahrhunderts gelang, lag an den extremen Bedingungen im Polarmeer, dessen ewiges Eis sich den europäischen Expansionsbestrebungen hartnäckig widersetzte. Unter den Seeleuten, die an diesen Bedingungen gescheitert waren, war in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Brite John Franklin, dessen Suche nach der Passage nicht zuletzt durch ihr mysteriöses Ende berühmt wurde: Franklins aus zwei Schiffen, der HMS Terror und der HMS Erebus, bestehende Expedition verschwand spurlos und zog eine Reihe von Suchexpeditionen nach sich, die das Schicksal der Mannschaften jedoch auch nie restlos aufklären konnten.

Was natürlich eine Steilvorlage für Spekulationen ist und es möglich macht, mit einer Serie, in der der Name des Schiffs „The Terror“ eindeutig-zweideutig den Titel abgibt, in die schaurigen Fußstapfen von H.P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ und des Horrorklassikers „The Thing“ zu treten – zumal wenn unter den Produzenten „Alien“-Schöpfer Ridley Scott ist. Allerdings setzt die von Showrunner David Kajganich („A Bigger Splash“) auf der Basis einer Romanvorlage von Dan Simmons geschriebene und teilweise vom deutschen Regisseur Edward Berger („Deutschland 83“) inszenierte Serie ihre Horror-Elemente wohldosiert und motivisch wohlüberlegt ein; die historischen Hintergründe liefern nicht nur den Aufhänger, sondern werden durchaus ernst genommen.

Entsprechend nimmt sich die Serie sehr viel Zeit, bis das Fantastische das Historische aufmischt, und führt zunächst gründlich in die Hintergründe der Reise und in den Alltag auf den Schiffen ein. Dabei geht es um die Disziplin an Bord, das streng hierarchische Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaft, ebenso wie um das Verhältnis der Briten zu den Inuit. Und um die Hybris im Umgang mit einer Natur, die im Zeitalter des Imperialismus und der einsetzenden  Industrialisierung immer mehr von ihrer „Erhabenheit“ einzubüßen scheint, nichtsdestotrotz aber noch immer in der Lage ist, einen fatalen Strich durch menschliche Pläne zu machen.

Im Mittelpunkt steht dabei Francis Crozier (Jared Harris), der unter dem Oberbefehl von John Franklin (Ciarán Hinds) als Kapitän des zweiten Schiffs, der HMS Erebus, an der Expedition teilnimmt und noch vergeblich versucht, das Schlimmste zu verhindern, als er Franklin rät, die Suche der Passage aufzuschieben und zunächst einmal zu überwintern. Franklin, für den die Entdeckung der Passage die Krönung und der Abschluss seiner Karriere bei der Navy werden soll und der der technischen Überlegenheit seiner modernen Schiffe vertraut, hört allerdings nicht auf die warnende Stimme. Entsprechend findet sich die Mannschaft schon bald im undurchdringlichen Packeis wieder. Und dort sind die Kälte und die Aussicht, dass irgendwann die Lebensmittelvorräte knapp werden, nicht die einzige Gefahr, die das Leben der Männer bedroht.

Nachdem „The Terror“  in den ersten Episoden die Figuren eingeführt und sie langsam, aber konsequent in eine Situation hinein manövriert hat, in der sie gleichermaßen in der menschenfeindlichen Weite der Arktis verloren und klaustrophobisch auf die (bis auf eine Inuit-Frau rein männliche) Gesellschaft an Bord der Schiffe zurück geworfen sind, erhöht die insgesamt aus zehn Episoden bestehende Serie konsequent den psychologischen Druck und beobachtet anhand unterschiedlicher Charaktere, wie mit diesem Druck umgegangen wird – was denn auch jenseits des allmählich einsetzenden physischen Horrors einen Großteil der Spannung der Serie ausmacht. Dazu trägt auch bei, dass die Macher ein eindrucksvolles Ensemble an vorwiegend britischen Charakterköpfen zusammengestellt haben, das die facettenreichen, glaubwürdigen Figuren eindrucksvoll verkörpert.

Der Sender AMC zeigt die Serien-Premiere im März in Nachbarschaft zur achten Staffel seines Horror-Hits „The Walking Dead“; und wie dort gelingt es auch in „The Terror“, dass man den Figuren empathisch folgt, auch wenn man durchaus kritisch beobachten muss, wie in der Extremsituation ihre Menschlichkeit ein ums andere Mal auf der Strecke zu bleiben droht. Der eigentliche Feind der Seeleute ist weniger das Monster, das um die Schiffe schleicht, als vielmehr die eigene Monstrosität – und diejenige einer Gesellschaft, die der Ideologie nacheifert, sich die Welt Untertan machen zu können.

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