SS-GB
Literaturverfilmung | Großbritannien 2017 | 300 (sechs Folgen) Minuten
Regie: Philipp Kadelbach
Filmdaten
- Originaltitel
- SS-GB
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2017
- Produktionsfirma
- Sid Gentle Films
- Regie
- Philipp Kadelbach
- Buch
- Neal Purvis · Robert Wade
- Kamera
- Stuart Bentley
- Musik
- Dan Jones
- Schnitt
- David Blackmore
- Darsteller
- Sam Riley (Douglas Archer) · James Cosmo (Harry Woods) · Rainer Bock (Fritz Kellermann) · Kate Bosworth (Barbara Barga) · Lars Eidinger (Dr. Oskar Huth)
- Länge
- 300 (sechs Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12 (Folge 1-4) ab 16 (Folge 5-6)
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Literaturverfilmung | Serie | Thriller
- Externe Links
- TMDB
Heimkino
Die britische Angst vor der dunklen Bedrohung vom europäischen Kontinent, verkleidet in eine „Alternate-History“-Geschichte à la „The Man in the High Castle“: Ob da ein Stückchen Brexit-Mentalität in der BBC-Miniserie „SS-GB“ mitschwingt, die im Frühjahr 2017 ihre Premiere gefeiert hatte? Der Stoff um ein im Jahr 1941 von Nazideutschland okkupiertes Großbritannien ist allerdings wesentlich älter als der EU-Exit: der der Serie zu Grunde liegende gleichnamige Roman von Len Deighton stammt schon aus dem Jahr 1978, also aus jenem Jahrzehnt, in dem Großbritannien der Europäischen Gemeinschaft gerade beitrat. Und anstatt um Patriotismus und Schwarzweißmalerei geht es eher um moralische Grauzonen. Um diesen Stoff umzusetzen, hat die BBC zudem reichlich „Manpower“ vom Festland dazugebeten, allen voran Regisseur Philipp Kadelbach („Unsere Mütter, unsere Väter“, „Nackt unter Wölfen“) und diverse deutsche Schauspieler als Nazi-Gegenspieler zu Hauptdarsteller Sam Riley. „SS-GB“ interessiert sich weniger für die große politische Retro-Dystopie: Das „Bigger Picture“, wie es um Großbritannien, Europa und die Welt nach der Eroberung der Insel durch die Nazis steht, entwirft die Serie nur sehr sporadisch: Winston Churchill wurde exekutiert; der König ist gefangen gesetzt; die Beziehungen des Nazireichs zur Sowjetunion sind freundschaftlich. Vor allem fokussiert die Serie auf das persönliche Gewissensdrama ihrer Hauptfigur: Riley verkörpert den britischen Kommissar Douglas Archer, der für Scotland Yard in der Metropole London sehr erfolgreich Verbrechen aufklärt – seit der Eroberung freilich unter deutschem Kommando. Ist das noch der Schutz des Rechts, den er sich eigentlich auf die Fahnen geschrieben hat, oder die schmutzige Arbeit als „Jagdhund für deutsche Jäger“? Aus der Politik versucht sich Archer, alleinerziehender Vater eines Sohns, zwar weitgehend herauszuhalten, kommt im Zuge eines Falls, mit dem er gleich in Episode 1 konfrontiert wird, jedoch in die Bredouille: Die Leiche mit der Schusswunde in der Brust und befremdlichen Spuren am Körper ruft nicht nur die britische Widerstandsbewegung auf den Plan, sondern auch SS-Größe Oskar Huth (lustvoll fies: Lars Eidinger). Beide Seiten beginnen, Archer unter Druck zu setzen. Die Ermittlungen in dem mysteriösen Todesfall geraten so schnell zum fatalen Spiel ums eigene Leben, das Leben des kleinen Sohnes und die moralische Integrität des Ermittlers. Die Serie macht aus dem Stoff eine suggestive Noir-Hommage, inklusive Kate Bosworth als schwer durchschaubare Femme fatale. Die beiden Drehbuchautoren Neal Purvis und Robert Wade, die sich in den letzten Jahren vor allem damit einen Namen gemacht haben, als Co-Autoren dem 007-Franchise in der globalisierten Post-9/11-Ära zu neuer Größe zu verhelfen, kreieren ein veritables Minenfeld an Gefährdungen, Beziehungsabgründen und Loyalitätskonflikten rund um ihren gebeutelten Helden, das einen über sechs rund 50-minütige Episoden mühelos in Hochspannung hält.