Tragikomödie | USA 2016 | 111 Minuten

Regie: Tom E. Brown

Ein in San Francisco lebender Mann, der seit Jahren HIV positiv ist, rutscht minimal über die Bemessungsgrenze, die festlegt, dass die AIDS-Medikamente komplett von seiner Krankenversicherung übernommen werden. Zukünftig soll er 50 Prozent des Preises selbst zahlen, was für den erfolglosen Schriftsteller unmöglich ist. Ohne die Medikamente geht es freilich auch nicht. Tragikomödie, die das US-amerikanische Gesundheitssystem aufspießt, vor allem aber porträtiert, wie es ist, mit AIDS zu leben. Dabei singt der Film ein Hohelied auf die Freundschaft und ein funktionierendes soziales Umfeld, das der Kälte gesellschaftlicher Ausschlussmechanismen und des Gesundheitswesens entgegenwirkt. (O.m.d.U.) - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
PUSHING DEAD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Bugsby Pic./Chrismatic Film
Regie
Tom E. Brown
Buch
Tom E. Brown
Kamera
Frazer Bradshaw
Musik
Mark De Gli Antoni
Schnitt
Robert Schafer
Darsteller
James Roday (Dan Schauble) · Danny Glover (Bob) · Robin Weigert (Paula) · Khandi Alexander (Dot) · Tom Riley (Mike)
Länge
111 Minuten
Kinostart
09.11.2017
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Pro-Fun (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl.)
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Tragikomödie über das Leben mit AIDS und die Absurditäten des US-amerikanischen Gesundheitssystems

Diskussion
Als Dan den Geburtstagsscheck, den ihm seine Mutter geschenkt hat, auf sein Konto einzahlt, denkt er sich nichts Böses dabei. Als er allerdings das nächste Mal in der Apotheke steht und wie gewohnt die AIDS-Medikamente besorgen will, auf die er seit Jahren angewiesen ist, wartet eine üble Überraschung auf ihn: Während die teuren Arzneimittel sonst für ihn als Geringverdiener komplett von seiner Versicherung gedeckt waren, hat er nun die Bemessungsgrenze dafür um 70 Dollar überschritten und soll 50 Prozent des Preises selbst zahlen – was ihn monatlich auf stolze 3.000 Dollar kommen würde, die der erfolglose, in San Francisco lebende Autor beim besten Willen nicht auftreiben kann. Ohne die Medikamente aber geht es auch nicht. Aus dieser Prämisse hätte man leicht ein düster-spannendes Drama um einen Mann in den Mühlen eines absurden Gesundheitssystems machen können: Wird Dan, den James Roday als entwaffnend sympathischen, für harte Auseinandersetzungen viel zu sanften Mann spielt, es schaffen, sich entweder das nötige Geld, die Medikamente direkt oder die Unterstützung durch die Versicherung zu sichern, bevor sein Vorrat an Medikamenten aufgebraucht ist? Regisseur Tom E. Brown geht allerdings einen anderen Weg: Er hält die Suspense-Elemente des Plots eher klein und konzentriert sich auf eine tragikomische Zustandsbeschreibung des Lebens mit HIV. Dass Dan, der die Diagnose HIV positiv seit über 20 Jahren mit sich herumschleppt, sozusagen gegen die Zeit spielt, wird durch die Geschichte um die sich allmählich leerenden Pillendöschen und die Borniertheit der Versicherung nur noch verstärkt. So geht es denn auch nicht nur um Dans schüchterne Versuche, doch noch an seine Medikamente zu kommen, sondern vor allem darum, sein Lebensgefühl und seine Lebenswelt vor dem Zuschauer auszubreiten. Dazu gehört das Wissen, durch AIDS selbst in einer liberalen Stadt wie San Francisco sozusagen gebrandmarkt zu sein, was mit ein Grund dafür ist, warum Dan seit Längerem Single ist. Und dazu gehört der Verlust eines verstorbenen Ex-Partners, über den Dan noch nicht hinweggekommen ist. Die Sehnsucht nach einem neuen Mann an seiner Seite bringt ihn schließlich aber doch dazu, seiner Furcht vor Ablehnung zum Trotz einen Flirt-Versuch mit einem schönen Unbekannten zu wagen, dem er mehrmals durch Zufall begegnet. Ganz vereinsamt ist Dan allerdings auch vor dem ersten Date mit der neuen Bekanntschaft nicht. Da ist seine Mutter, die sich per Telefon regelmäßig rückversichert, dass es ihrem Sprössling gutgeht. Vor allem aber sind da seine WG-Mitbewohnerin und beste Freundin Paula, mit der er wie ein altes Ehepaar den Alltag teilt, und Dans älterer Freund Bob. Der von Danny Glover gespielte Besitzer des Clubs, in dem Dan regelmäßig Poetry-Slam-Abende (zu denen kaum jemand kommt) moderiert, wird von seiner Frau nach einem üblen Streit vor die Tür gesetzt und findet bei Dan und Paula Unterschlupf. So ironisch der Humor des Films ist, wenn es um die Schwachstellen des Gesundheitssystems geht, durch dessen Netz Dan zu rutschen droht, so warmherzig ist er in der Schilderung dieser drei Protagonisten mit ihren diversen Ecken, Kanten und Macken, die sich necken und gelegentlich gegenseitig auf die Nerven gehen, aber trotzdem immer Anteil aneinander nehmen und sich in heiklen Momenten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Weswegen man den Film trotz seines ernsten Themas durchaus auch als Beziehungskomödie jenseits klassischer Paar-Romantik sehen kann. Der Gnadenlosigkeit eines anonymen Gesundheitswesens, in dem Menschen nur Kundennummern sind, stellt Tom E. Brown die Solidarität und Freundlichkeit eines funktionierenden sozialen Umfelds entgegen. Dass diese Freundlichkeit schließlich hinterrücks durch eine selbstlose Tat Dans und durch einen schrägen Zufall in das Gesundheitssystem zurückwirkt, ist eine märchenhaft-utopische Volte, die man dem Film gerne durchgehen lässt.
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