Nach einem Unfall beim Fußballspiel ist ein neunjähriger Junge hirntot und wird in einer Klinik künstlich beatmet. Zwischen Schüben von Trauer, Wut und Verdrängung versuchen die hilflosen Eltern, das Schicksal ihres Kindes abzuwehren, stoßen aber zusehends auch an ihre physischen Grenzen. Einfühlsames, glaubwürdig entfaltetes und großartig gespieltes (Fernseh-)Drama um einen mitten im Alltag hereinbrechenden Unglücksfall und seine emotionalen Belastungen. Dabei spielt das vielfältig variierte Thema des Glaubens an Heilung ebenso eine Rolle wie die Momente der Ungerechtigkeit sowie die tröstende Kraft der gegenseitigen Öffnung.
- Sehenswert ab 16.
Atempause (2017)
Drama | Deutschland 2017 | 88 Minuten
Regie: Aelrun Goette
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2017
- Produktionsfirma
- Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft
- Regie
- Aelrun Goette
- Buch
- Christian Schnalke · Joyce Jacobs · Sven Halfar
- Kamera
- Tomas Erhart
- Musik
- Annette Focks
- Schnitt
- Florian Drechsler · Barbara Hennings
- Darsteller
- Katharina Marie Schubert (Esther Baumann) · Carlo Ljubek (Frank Baumann) · Sarah Mahita (Tina Baumann) · Mikke Rasch (Hannes Baumann) · Özgür Karadeniz (Bülent Eroglu)
- Länge
- 88 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
„Gerade war doch noch alles normal.“ Eine Schockstarre hat Esther und Frank ergriffen. Nur ausschnitthaft bekommen sie mit, was mit ihrem Sohn Hannes im Krankenhaus passiert, begreifen, dass auch die Ärzte dem Neunjährigen nicht helfen können. Der Schrecken sitzt umso tiefer, als er buchstäblich aus dem Nichts gekommen ist.
Diskussion
„Gerade war doch noch alles normal.“ Eine Schockstarre hat Esther und Frank ergriffen. Nur ausschnitthaft bekommen sie mit, was mit ihrem Sohn Hannes im Krankenhaus passiert, begreifen, dass auch die Ärzte dem Neunjährigen nicht helfen können. Der Schrecken sitzt umso tiefer, als er buchstäblich aus dem Nichts gekommen ist. Ein unabsichtlich scharf geschossener Fußball hat Hannes am Kopf getroffen und zusammenbrechen lassen.
Von Beginn an konfrontiert „Atempause“ mit einer Situation des ohnmächtigen Entsetzens, die für die Zuschauer auf größtmögliche Identifikation angelegt ist. Mitten im Alltag aus dem elterlichen Gefühl der Sicherheit herausgerissen, ist die ärztliche Diagnose ein weiterer Schlag für die Eltern: Der Junge ist hirntot, Tests sind nur noch Formsache.
Einfühlsam und sehr glaubwürdig entfaltet Regisseurin Aelrun Goette die vielschichtigen Emotionen, die diese Mitteilung auslöst: Trauerschübe, Wut, Beschuldigungen. Das getrennt lebende Paar leidet gemeinsam und scheitert doch immer wieder an seinen Differenzen. Esther klammert sich an das Krankenbett ihres Sohns, Frank sucht in der Klinik nach einem Schlupfwinkel und entdeckt einen „Raum der Stille“. „Atempause“ führt auf diesem Weg das Thema Glauben ein, das sich auf vielfältige Weise durch den Film zieht: Frank beginnt ein Vaterunser, vermag es jedoch nicht zu beenden; demgegenüber steht die türkisch-muslimische Familie Eroglu, die mit größter Selbstverständlichkeit die Lebertransplantation bei ihrem Sohn mit Gebeten begleitet. Glauben steckt aber auch in den Gesten, mit denen die Mutter den bewusstlosen Jungen zu Reaktionen treiben will, in einer hilflos-liebevollen Aktion seiner Schwester oder dem Versuch des Großvaters, mit Geld und Einfluss doch noch etwas am Schicksal des Enkels zu ändern.
Trotz aller emotionalen Wucht wirkt „Atempause“ nie überladen, weil die Inszenierung allen Figuren auch in ihren ungerechten Momenten Gerechtigkeit widerfahren lässt und um die Notwendigkeit von Ruhepunkten weiß. Im stillen Beobachten, wie die Beteiligten Wege finden, mit der Gewissheit von Hannes’ Tod umzugehen, entwickelt der Film eine enorme Intensität, die bei aller emotionalen Wucht auch von der tröstenden Kraft der gegenseitigen Öffnung erzählt.
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