Es ist ein Teufelskreis. In der modernen Landwirtschaft werden immer mehr Gifte verwendet, etwa „Round up“ von Monsanto mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat, von dem jährlich Millionen Tonnen auf die Felder kommen. Zurück bleiben öde Agrarwüsten, durch Dünger und Pestizide ausgedörrte Böden und harte, übergroße Unkräuter, die gegen herkömmliche Gifte längst resistent geworden sind. Der Landwirtschaftsberater Tucker Miller weist darauf hin, dass die ungewollten Pflanzen bisweilen sogar gegen Glyphosat resistent sind. Deshalb sollen demnächst auch genmanipulierte Nutzpflanzen resistent gemacht werden, um dann die giftresistenten Unkräuter mit noch stärkeren Chemiekeulen zu vernichten.
„Code of Survival – Die Geschichte vom Ende der Gentechnik“ handelt von der Landwirtschaft und zwei völlig konträren Weltanschauungen. Auf der einen Seite dominiert der Glaube an die unbegrenzte Ausbeutbarkeit des Planeten; auf der anderen Seite aber wächst die Einsicht, dass man sich mit der Natur und dem Boden arrangieren und eine Harmonie finden muss. Knallharte Geschäftsmodelle der industriellen Bodenbewirtschaftung und expandierende Konzerne wie Monsanto konkurrieren so mit pragmatischen Alternativen, boden- und naturnahen Anbaukonzepten und der Kultivierung der Pflanzen statt ihrer genetischen Manipulierung.
Der Film macht sich auf die Suche nach Alternativen zu Gentechnik und Pflanzengift. Etwa in Ägypten, wo das Sekem-Projekt des mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichneten Ibrahim Abouleish seit 40 Jahren mit biologischem Anbau vorexerziert, wie man Wüste in fruchtbaren Boden verwandeln kann. Die Liebe zum Boden hat in Ägypten, der ältesten Agrarkultur der Welt, zu einer Renaissance der biologisch-dynamischen Landwirtschaft geführt und auch den Gedanken des lokalen oder regionalen Anbaus gefördert. Zum spirituellen Verständnis dieser Wirtschaftsform gehört auch ein anderer Umgang mit den Menschen; in den Sekem-Schulen schüttelt der Lehrer jedem Schüler einzeln zur Begrüßung die Hand.
Ein ähnlich ganzheitliches Projekt findet sich im indischen Darjeeling. Die Teeplantage „Ambootia“ ist in 2000 Meter Höhe der weltweit größte biodynamische Teehersteller; mit ihren ökologischen Anbaumethoden wird die Erosion der Hänge verhindert, die bei konventionellen Plantagen durch den Einsatz von Dünger häufig auftritt. Der Boden ist „schwarzes Gold“ für die Betreiber von „Ambootia“; auf der Plantage leben fast 6 000 Menschen; auch hier gibt es eigene Schulen.
Selbst in den USA verstärke sich der Widerstand gegen eine Landwirtschaft der verbrannten Böden, sagt der Pflanzenpathologe Don Huber. Er macht die industrielle Landwirtschaft und ihre manipulierten Lebensmittel für viele Zivilisationskrankheiten verantwortlich, vom Autismus bei Kindern bis zu vielen Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten. Die richtige Bewirtschaftung des Landes ist für Huber in erster Linie ökologisches Management. Der Rinderzüchter Howard Vlieger in Iowa hat schon lange neue Wege eingeschlagen; seine Rinder erhalten kein genmanipuliertes Futter, denn das habe sie krank gemacht. Auch für den bayerischen Landwirt Franz Aunkofer steht genmanipuliertes Futter außerhalb des Denkbaren. Aunkofer war einer der ersten biologischen Schweinezüchter in Deutschland; er selbst ist Veganer, denn die Fleischproduktion sei in der Regel Nahrungsmittelvernichtung.
Der Dokumentarfilm von Bertram Verhaag ist eine Reise durch eine Welt im Umbruch, die durch beeindruckende Landschaften führt, vom amerikanischen Mittleren Westen nach Ägypten, ins indische Hochgebirge und nach Bayern. Ein engagiertes Statement eines Regisseurs, dem es in seinem Filmschaffen stets mehr darum geht, Alternativen aufzuzeigen als bekannte Fehlentwicklungen nur zu illustrieren.