Seit Ruths Freundinnen Nachwuchs bekommen haben, scheinen sie in einer völlig anderen Welt zu sein: »Preggoland« (so der Originaltitel in Anlehnung ans englische Wort »pregnant«, schwanger) hat scheinbar keinerlei Berührungspunkte zur Lebenswelt der kinderlosen Single-Frau, die tagsüber in einem Supermarkt jobbt und nachts wild feiert. Entsprechend deplatziert wirkt Ruth auf der Baby-Party einer der gut situierten Vorstadt-Mütter, tritt kräftig ins Fettnäpfchen und bekommt prompt die Freundschaft aufgekündigt. Bis sich das Gerücht verbreitet, Ruth sei ebenfalls schwanger. Nachdem sie erkennt, dass der Status als werdende Mutter ihre Mitmenschen ganz anders, in der Regel freundlicher auf sie reagieren lässt, steigt sie in das Rollenspiel ein. Mit Hilfe eines mexikanischen Kollegen geht sie daran, sämtlichen Bekannten etwas vorzumachen, von den Freundinnen über den neuen Chef bis zu Vater und Schwester. Wobei freilich der »Baby-Lüge« eine natürliche Frist von maximal neun Monaten gesetzt ist.
Zunächst gefällt sich Jacob Tierneys Komödie darin, alberne weibliche Stereotypen gegeneinander in Stellung zu bringen: hier die Mütter, die mit Ankunft des ersten Kindes ihr Selbst aufgeben und nur noch die Brutpflege im Sinn haben, dort die verantwortungslose Single-Frau, die nie richtig erwachsen geworden ist. Solche Klischees ruft der Film freilich nur ab, um sie zu unterlaufen und zu verdeutlichen, wie schade es ist, sich von vorgefertigten Rollenerwartungen – seien sie geschlechtsbedingt, an Beruf, soziale Stellung gekoppelt oder ethnischer Natur – den Blick auf sich und die eigenen Entfaltungsmöglichkeiten, aber auch auf andere Menschen trüben zu lassen. Für Ruth wird die vorgetäuschte Schwangerschaft, so viele Probleme sie auch mit sich bringt, zum Katalysator, sich selbst und ihr Umfeld neu zu sehen. Was dazu führt, dass sie ihre Slacker-Haltung im Job modifiziert und prompt ihren neuen Chef erst mit guten Ideen, dann auch als Mensch beeindruckt, dass sich das angespannte Verhältnis zu ihrem Vater und auch zu den Freundinnen verändert, zu denen Ruth zumindest teilweise wieder einen Draht findet. Der deutsche Titel »Babyalarm« soll wohl an die Erfolgskomödie »Brautalarm« erinnern, und tatsächlich bedient der Film einen ähnlichen Humor, der Deftiges mit absurder Situationskomik und Dialogwitz kombiniert. Auf den Leib geschrieben hat sich diese Mischung Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Sonja Bennett, deren stacheliger Charme das Ganze passabel trägt.