Es gibt ein paar Kritiker, die das Vorhaben für unsinnig halten, doch am Ende stimmt der Gemeinderat mehrheitlich für den Antrag. Die Polizei einer Kleinstadt im Bundesstaat New Hampshire erhält so einen Panzerwagen aus Militärbeständen. Zwar hat es in der Gegend seit Ewigkeiten kaum Kapitalverbrechen und schon gar keine Terroranschläge gegeben, doch inzwischen besitzen fast alle Gemeinden so ein imposantes Vehikel zum Stückpreis von 1,2 Millionen Dollar. Was auch damit zu tun hat, dass die Panzer über das staatliche Heimatschutz-Programm finanziert werden, mit dem seit den Anschlägen in New York 34 Milliarden Dollar in die Aufrüstung der US-amerikanischen Polizei gepumpt wurden.
Was sich in der Provinz eher albern ausnimmt, wenn ein Panzerwagen durch schmucke Reihenhaussiedlungen rollt, entfaltet in Großstädten eine andere Brisanz. Etwa in Ferguson, Missouri, wo ein Polizist im August 2014 einen unbewaffneten Afro-Amerikaner mit 12 Schüssen niederstreckte. Gegen den Beamten wurde nie ein Gerichtsverfahren eröffnet, da er nach Ansicht der zuständigen Stellen in Notwehr gehandelt habe.
Die tagelangen Demonstrationen gegen diese Entscheidung bilden den Ausgangspunkt von „Do Not Resist – Police 3.0“. Mit der Handkamera filmt Regisseur Craig Atkinson das Geschehen und dokumentiert die zunehmende Eskalation zwischen Bürgern und der Polizei, bei denen neben Tränengas auch Panzerwagen zum Einsatz kommen. In fiebrigen Sequenzen erlebt man geradezu hautnah das groteske Missverhältnis zwischen martialisch hochgerüsteten Ordnungshütern und unbewaffneten Protestlern.
Die dramatischen Ereignisse in Ferguson bilden den Rahmen für eine Erkundung, die Trainingscamps der Sondereinsatztruppe SWAT besucht oder einem Vortrag lauscht, in dem ein Mentaltrainer den Polizisten mit markigen Worten eintrichtert, dass sie sich in einem Krieg befänden, den es unbedingt zu gewinnen gelte. Zwischendurch lässt sich eine Spezialeinheit bei einer Razzia gegen einen vermeintlichen Dealer begleiten, bei der die Polizisten das halbe Haus verwüsten, ehe sie ein paar Krümel Marihuana finden.
Im letzten Drittel dieser Bestandsaufnahme einer unverhältnismäßigen Aufrüstung der US- Polizei kommen Überwachungstechniken zur Sprache, die in Großstädten inzwischen überall praktiziert werden. „In der Öffentlichkeit existiert keine Privatsphäre“, kommentiert eine Polizistin lapidar. Nicht weniger beklemmend ist der Umstand, dass der Dokumentarfilm nie mit versteckter Kamera arbeitet, sondern die Polizisten sich bereitwillig bei ihren Einsätzen filmen ließen. Die Tatsache, dass diese militärische Aufrüstung der Polizei unter US-Präsident Barack Obama stattfand und von seinem Nachfolger Donald Trump wohl kaum zurückfahren wird, verleiht dem Film zusätzliche Brisanz.