Ediths Glocken - Der Film

Komödie | Deutschland 2016 | 100 Minuten

Regie: Ades Zabel

Drei alleinstehende Frauen aus Berlin-Neukölln wollen den Weihnachtsabend gemeinsam verbringen, doch schon die Vorbereitungen geraten aus den Fugen. Die betont trashige Adaption einer Travestiekomödie des BKA-Theater in Berlin-Kreuzberg scheitert zwar als subversive Kinokunst, nimmt aber als zänkisches Boulevardtheater mit pointierten Dialogen und klar konturierten Charakteren voller Unzulänglichkeiten doch für sich ein. Den drei großartigen Darstellerinnen gelingt es, dass man nicht nur über, sondern auch mit ihren Figuren lacht. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Colafilm/Joroni Film
Regie
Ades Zabel · Biggy van Blond · Nicolai Tegeler
Buch
Ades Zabel · Bob Schneider · Biggy van Blond · Stefan Kuschner · Nicolai Tegeler
Kamera
André Böhm · Benjamin Thiemert
Schnitt
Jörn Hartmann
Darsteller
Ades Zabel (Edith Schröder) · Biggy van Blond (Biggy van Blond) · Bob Schneider (Jutta Hartmann) · Nicolai Tegeler (Costa Kakalakies / Enrico-Norman) · Stefan Kuschner (Ilonka)
Länge
100 Minuten
Kinostart
24.11.2016
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie | Trashfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Salzgeber (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Travestiekomödie um drei Frauen aus Neukölln-Berlin, die gemeinsam den Weihnachtsabend verbringen wollen

Diskussion
Weihnachten in Neukölln. Das ist für die trinkfeste „Hartz-VIII“-Empfängerin Edith, die aufblondierte Boutique-Besitzerin Biggy und die kinderlose Kneipenwirtin Jutta eine schwierige Zeit. Edith, die ihren Aushilfsjob als Weihnachtsmann verloren hat, weil sie Kinder lieber beleidigt als beschenkt, vertreibt sich den Heiligabend normalerweise mit Kriegsfilmen. Jutta tut sich selbst leid. Und Biggy stöckelt gemeinsam mit zwei anderen Freundinnen zur Männerstripshow. Da die Freundinnen in diesem Jahr aber auf einer Kreuzfahrt unterwegs sind, schlägt Biggy ein gemeinsames Weihnachten vor. Nach einigem Zögern stimmen die beiden anderen zu. Doch sowohl die Vorbereitungen als auch das Fest geraten vollkommen aus den Fugen – und das trotz opulenten Gänsebratens und des guten Rotweins aus dem Discounter. Mit dem seit 2004 alljährlich im Kreuzberger BKA-Theater aufgeführten Bühnenstück „Wenn Ediths Glocken läuten“ knüpft der Travestiekünstler Ades Zabel an die Tradition seiner Filmtrilogie „Drei Drachen vom Grill“ an, mit der er zwischen 1987 und 1992 die Fernsehserie „Drei Damen vom Grill“ persiflierte. Bob Schneider, der damals die Imbissbuden-Oma gab, schlüpft in „Wenn Ediths Glocken läuten“ in die Rolle der drollig-süffisanten Jutta. Bei der Verfilmung dieser Travestiekomödie hat sich Drehbuchautor und Regisseur Zabel vorsorglich „Trash“ und „Kult“ auf die Fahnen geschrieben; eine wenig originelle Strategie, um jeden Mist als doppelbödige Unterhaltung oder gar hintergründige Kunst verkaufen zu können. Die Camp-Tendenzen und die referentielle Vielfalt von „Ediths Glocken“ mit derselben Hartnäckigkeit aufzuspüren, mit der sich emsige Freudianer auf die Suche nach Phallussymbolen begeben, sei in diesem Fall jedoch den Proseminaren junggebliebener Hochschuldozenten vorbehalten. „Ediths Glocken“ atmen zu keiner Sekunde den Geist der subversiven Kinokunst eines Christoph Schlingensief oder Helge Schneider. Und das liegt nicht daran, dass es keine Kunst wäre, sondern dass es kein Kino ist. Die augenfälligen Kulissen und Requisiten verbreiten den bieder-nostalgischen Studiocharme eines Fernsehsketches aus den 1970er-Jahren: verfilmtes Theater als gespielter Witz, das infernalische Damentrio als Travestievariante einer „schrecklich netten Familie“. Ein solches Format könnte tatsächlich funktionieren. Denn wenn man die klägliche Ausstattung, die gleichförmige Ausleuchtung, die kleinkadrierte Fernsehoptik und die einfallslose Schnitt-Gegenschnitt-Montage einmal beiseitelässt, entpuppt sich „Ediths Glocken“ als lustig, unterhaltsam und durchaus klug konstruiert. Wie bei jeder guten Sitcom basiert auch die Situationskomik in „Ediths Glocken“ (abgesehen von einigen peinlich-plumpen Gags) auf perfekt pointierten Dialogen und stimmigen, klar konturierten, aber in sich widersprüchlichen und heillos überzeichneten Charakteren voller Unzulänglichkeiten. Ades Zabel, Biggy van Blond und Bob Schneider verkörpern die drei lästernden, prollig-affektierten, zänkischen Weiber schlicht großartig. Vor allem van Blond und Schneider kreieren bisweilen mit einem feinen Mienenspiel, kurzen Seitenblicken, einem leichten Zucken der Mundwinkel und einer nahezu grotesk ernsthaften Haltung den nötigen Gegenpol zum oftmals wild grimassierenden Überspielen. Aus dieser Dynamik der sich selbst bisweilen furchtbar ernstnehmenden Witzfiguren, die bei allen Schwächen doch so liebenswert bleiben, dass man nicht nur über sie, sondern auch mit ihnen lachen kann, entwickelt sich eine köstliche, leichte, unverfängliche, ja: trashig-kultige, aber darin geradezu meisterhafte Komödie.
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