Marvel's Luke Cage

Action | USA 2016 | 715 (13 Episoden) Minuten

Regie: Paul McGuigan

Fernsehserie aus dem im gegenwärtigen New York angesiedelten Marvel-Erzählkosmos: Der schwarze Hüne Luke Cage trägt schwer an seiner Unverwundbarkeit und Körperkraft, verkriecht sich in Harlem in einem kleinen Frisörladen, kann aber weder vor seiner Vergangenheit, in der er Schuld auf sich lud, noch vor den kriminellen Machenschaften im Stadtviertel fliehen. So nimmt er den Kampf gegen Gangster-Herrschaft und politische Korruption, Bandenkriege und grausame Gegner, sogar aus der eigenen Verwandtschaft, auf. Spannende, vorzüglich gespielte Serie mit vertrackten Stimmungs- und Tempowechseln, faszinierend vor allem in seinem Klang- und Musikkonzept, das sich jenseits der Action als engagierter Kommentar zur „Black Identity“ und als (kultur-)politisches Statement lesen lässt. - Sehenswert ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
MARVEL'S LUKE CAGE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Marvel Television/ABC Television Studio/Netflix/The Walt Disney Co.
Regie
Paul McGuigan · Guillermo Navarro · Vincenzo Natali · Marc Jobst · Sam Miller
Buch
Cheo Hodari Coker · Matt Owens · Charles Murray · Jason Horwitch · Nathan Louis Jackson
Kamera
Manuel Billeter
Musik
Ali Shaheed Muhammad · Adrian Younge
Schnitt
Jonathan Chibnall · Tirsa Hackshaw · Miklos Wright
Darsteller
Mike Colter (Carl Lucas / Luke Cage) · Mahershala Ali (Cornell "Cottonmouth" Stokes) · Alfre Woodard (Mariah Dillard) · Simone Missick (Misty Knight) · Theo Rossi (Herman "Shades" Alvarez)
Länge
715 (13 Episoden) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Action | Comicverfilmung | Krimi | Serie

Bereits in der Marvel-Serie „Jessica Jones“ (2015) hatte der muskulöse schwarze Hüne eine tragende Rolle: Luke Cage führte eine Bar im New Yorker Viertel Hell’s Kitchen, wo er sich vor seiner Vergangenheit, besonders dem Verlust seiner geliebten Frau, verschanzte, als er der zynischen Detektivin Jessica begegnete – und ihr offenbarte, das auch er über besondere Kräfte verfüge: Luke Cage ist unverwundbar, keine Kugel kann seinen Körper durchdringen, keine Explosion ihm etwas anhaben.

Diskussion
Bereits in der Marvel-Serie „Jessica Jones“ (2015) hatte der muskulöse schwarze Hüne eine tragende Rolle: Luke Cage führte eine Bar im New Yorker Viertel Hell’s Kitchen, wo er sich vor seiner Vergangenheit, besonders dem Verlust seiner geliebten Frau, verschanzte, als er der zynischen Detektivin Jessica begegnete – und ihr offenbarte, dass auch er über besondere Kräfte verfüge: Luke Cage ist unverwundbar, keine Kugel kann seinen Körper durchdringen, keine Explosion ihm etwas anhaben. Die Liebesbeziehung der beiden endete tragisch, es ging um eine Schuld, die nicht zu vergeben war, sodass sich Luke Cage erneut versteckte. Jetzt taucht er in einem kleinen Frisörladen in Harlem wieder auf, wo er sich unauffällig verhält und die Haare vom Boden fegt. Doch Harlem ist ein ganz besonderer Kosmos, in dem alles miteinander verbunden ist: Politik und Kriminalität, Familie und Musik, schwarze Wurzeln und weiße Ressentiments, (Banden-)Krieg und (trügerischer) Frieden, Integrität und Identität – wozu Luke schließlich Position beziehen muss, was ihn auch in seine lange verdrängte Vergangenheit zurückführt, zu seinem Gefängnisaufenthalt und zur Bürde seiner Superkräfte. Dabei ist Cage zuweilen gar nicht die zentrale Gestalt der Serie, eher ein Katalysator, der den Reigen um viele weitere Protagonisten beschleunigt. Dreh- und Angelpunkt ist der mondäne Musikclub „Harlem’s Paradise“, von dem aus der Gangster „Cottonmouth“ seine Fäden zieht und vor allem mit Hilfe seiner Cousine, der Stadträtin Mariah Dillard (a.k.a. Black Mariah), seine Macht durch Bestechung, Korruption und skrupellose Banden-Herrschaft sichert – bis er in Mariah eine unerwartete Gegnerin findet und ein neuer Bösewicht auf den Plan tritt: Der mysteriöse „Diamondback“ ist rücksichtslos und grausam, zudem familiär mit Luke Cage verbandelt, den er abgrundtief hasst. Außerdem gibt es mit Mariah Dillard nicht nur eine schillernd-faszinierende Frau als Handlungsträgerin: Die couragierte Krankenschwester Claire Temple (vertraut aus der Marvel-Serie „Daredevil“) prägt das Geschehen ebenso wie die Polizistin Misty Knight, die als waschechte Harlemerin permanent im Konflikt mit ihren Wurzeln, ihren Pflichten und ihrer Loyalität ist. Beide werden zu entscheidenden Wegbegleiterinnen für Luke, der sich gar nicht als so ganz unverwundbar erweist, körperliche Schmerzen und seelische Qualen erleiden muss in einem verfilzten urbanen Dschungel voller Verbrechen, deren Opfer vor allem die Bürger Harlems sind – und für die Luke zum tragisch umflorten Superhelden und Vorbild wird. Es ist eine so ungewohnte wie ungewöhnliche Serie mit vertrackten Stimmungs- und Tempowechseln, vielen narrativen Haken und Umwegen, langen, mitunter pathetischen Dialogpassagen und viel, viel cooler Stimmung, die sich über Farben und Räume, besonders aber über Klänge und Musik in faszinierender Koloratur ausbreitet. Während jede der 13 Episoden den Titel eines Songs der HipHop-Band Gang Starr trägt, kreieren die Komponisten Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad („A Tribe Called Quest’s“) einen einzigartigen Mix aus Neukompositionen und mitreißenden, dramaturgisch exakt verorteten Retro-Songs vom smoothen 1950er-Jahre-Jazz eines Donald Byrd („Cristo Redentor“) über Sängerinnen-Ikonen wie Mahalia Jackson und Nina Simone („Plain Gold Ring") bis zum zeitgenössischen HipHop – ein schier unerschöpfliches Füllhorn als Monument einer „Black Identity“, was die Serie zum schillernden (kultur-)politischen Statement macht. Womöglich langweilen sich dabei eingefleischte Fantasy-Action-Fans sogar, während die Serie auf ihrer atemberaubenden musikalischen Metaebene doch das spannendste ist, was es derzeit zu erleben und zu dechiffrieren gibt. Unumstößliche Pflicht: „Luke Cage“ unbedingt im (untertitelten) Original ansehen, um den Tonfall, den Klang und die Musikalität der Stimmen als konstitutives Erzählmoment zu erleben.
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