Der Titel lässt an eine Naturdokumentation im Stil von „Die Reise der Pinguine“ (2004,
(fd 37 283)) denken. Dahinter aber verbirgt sich ein aufwändig produziertes CGI-Abenteuer, mit dem Studioriese Warner, der sich bisher auf das „Lego“-Franchise fokussiert hatte, auf dem Animationsfilmsektor mitmischen will. Tatsächlich hat „Störche – Abenteuer im Anflug“ trotz einer Geschichte, die durch diverse Nebenhandlungen immer wieder aus dem Rhythmus gebracht wird, einiges an Schauwerten, witzigen Szenarien und originellen Ideen zu bieten.
Im Kern geht es um das gigantische Storchen-Imperium Cornerstone.com, das vor langer Zeit die Auslieferung von Babys gestoppt hat und ins wesentlich lukrativere Online-Versandgeschäft eingestiegen ist. Der vorbildhafte Storch Junior rechnet sich gute Chancen aus, auf der Karriereleiter nach oben zu fliegen, dann aber kommen ihm zwei Dinge in die Quere: das schusselige menschliche Waisenkind Tulip, das Junior eigentlich hätte feuern sollen, und ein zuckersüßer Säugling, der durch die versehentliche Wiederinbetriebnahme der Babyfabrik nun auf seine Zustellung wartet.
In der Folge erlebt das ungleiche Trio auf der Reise zur rechtmäßigen Familie des Wonneproppens haarsträubende Abenteuer, die jedes für sich für viel Amüsement sorgen und deren Höhepunkt ein Wolfsrudel darstellt, das sich weniger durch zähnefletschende Gefährlichkeit als erstaunliche Wandlungsfähigkeit auszeichnet. So können sich die wilden Tiere in kürzester Zeit in ein Schiff, ein U-Boot oder gar eine Hängebrücke transformieren. Ruht für einen Moment die Action, die ein atemberaubend hohes Tempo anschlägt, kommen die Ersatzeltern Junior und Tulip zum Zug, die mit „ihrem“ Baby typische Situationen junger Mamas und Papas wie Füttern, Wickeln oder In-den-Schlaf-wiegen durchleben.
Da dies vorwiegend auf der Dialogebene stattfindet, sind hier insbesondere die Synchronsprecher gefragt. In der deutschen Fassung liefern sich Nora Tschirner und Sebastian Schulz einen unglaublich witzigen, in seiner emotionalen wie sprachlichen Vielfalt beispiellosen verbalen Schlagabtausch. Weiter aufgewertet wird die deutsche Version durch die markante Stimme von Klaus-Dieter Klebsch, der den mit herzallerliebsten runden Babyvögeln als Ballersatz golfenden Firmenchef spricht, und die Star-Köche Frank Rosin und Nelson Müller, die als Alphawolf und Betawolf ebenfalls ein großartiges Dialogduell ausfechten. Allein der erfahrene Synchronsprecher Rick Kavanian schießt als Sidekick „Taube Nuss“ mit seinem manierierten irischen Akzent etwas übers Ziel hinaus.
Das wiederum könnte man auch vom Regie-Duo Nicholas Stoller (wie in „Bad Neighbors“
(fd 42 384) zuständig für schräge Komik) und Doug Sweetland (leitender Animator bei „Cars“
(fd 37 766)) behaupten. Besser hätten sich die beiden zuweilen dem Motto „Weniger ist mehr“ verschrieben, die eine oder andere Figur weggelassen, nicht jeden Gag ausreizen und auf den Nebenplot um ein gestresstes Elternpaar, das seinen Sohn vernachlässigt, verzichten sollen. Animationstechnisch ist „Störche – Abenteuer im Anflug“ auf höchstem Niveau, hinzukommen ein Soundtrack mit vielen Pop-Ohrwürmern und ein tränenreiches Happy End.