Drei Jahre ist es her, dass Pelle nach dem Biss einer mutierten Ameise Superkräfte entwickelte und Albert Gæmelkrå alias Superschurke „Der Floh“ hinter Schloss und Riegel brachte. Die Verbrechensrate in seiner Heimatstadt Middellund hat Pelle als „Antboy“ mittlerweile nahezu auf null gebracht. Eigentlich könnte er nun guten Gewissens mit seiner Freundin Ida den Wechsel auf eine andere Schule planen, zumal mit dem Skateboard fahrenden „Held ohne Namen“ wie aus dem Nichts ein neuer Hüter für Recht und Ordnung in Middellund auftaucht. Doch statt sich über die unerwartete Unterstützung zu freuen, ist Pelle misstrauisch – und zugegebenermaßen ein wenig in seiner Superhelden-Ehre gekränkt, da plötzlich nur noch von diesem coolen neuen Helden die Rede ist.
Trotz seines gesteigerten Geruchssinns kann Pelle den maskierten Unbekannten nicht aufspüren. Wer sich noch an die beiden ersten „Antboy“-Filme erinnert, riecht auch ohne Superkraft zehn Meilen gegen den Wind, um wen es sich bei diesem namenlosen Unbekannten handelt. Das schmälert ein wenig die Spannung, ist aber nichts-destotrotz eine Stärke des Films, der hier konsequent eine Figurenentwicklung zu Ende erzählt, die seine Vorgänger bereits angelegt hatten. Auch „Der Floh“ kehrt zurück: Begleitet von Protesten der örtlichen Bevölkerung wird Dr. Gæmelkrå in die Freiheit entlassen und sogar wieder bei seinem ehemaligen Arbeitgeber eingestellt, der Firma Exofarm. Unter Leitung der neuen Chefin Alice Dufort (gewohnt großartig gespielt von Paprika Steen) entwickelt Exofarm einen Exoskelett-Anzug, angeblich zu humanitären Zwecken. Doch schon bald erfährt Albert Gæmelkrå, dass Frau Dufort ganz andere Ziele verfolgt – auch mit dem von ihm entwickelten „Herkules-Serum“. Antboy aber schenkt Gæmelkrå keinen Glauben, als dieser beteuert, sich geändert zu haben und in diesem Konflikt auf der Seite „der Guten“ zu stehen.
In ihren Grundzügen bleibt der Abschluss der Trilogie dem Ausgangskonzept der „Origin Story“ treu: Geschickt verknüpfte „Antboy – Der Biss der Ameise“ (2013) klassische Motive und Standardsituationen des Superhelden-Genres mit typischen Kinderfilm-Themen wie Außenseitertum und Mobbing, dem Wunsch nach Anerkennung und der Bedeutung von Freundschaft. Zahlreiche Verweise auf den großen Korpus an Superhelden(filmen) eröffneten für Erwachsene eine weitere Ebene des Sehvergnügens und luden Kinder dazu ein, vermittelt durch die Figur des Comic-Nerds Wilhelm, nach und nach die Konventionen des Genres kennenzulernen. Kleinere Schwächen in der Figurenentwicklung und Handlungslogik machte Ask Hasselbalchs Spielfilmdebüt mit viel Charme und Witz wett – und mit atmosphärisch dichten Bildern, die in der Fortsetzung „Antboy – Die Rache der Red Fury“ (2014) noch einen Tick düsterer ausfielen.
Da überrascht es, wie weit das dritte Filmabenteuer des Ameisenjungen ästhetisch hinter seine Vorgänger zurückfällt. Über weite Strecken dominiert ein betont heller, kinderfreundlicher Look, in dem die Bilder häufig überstrahlt wirken, und statt Informationen visuell zu übermitteln, verlässt sich „Antboy – Superhelden hoch 3“ allzu sehr auf seine Dialoge. Auch Montage, Szenografie und selbst die Stunts lassen die Prägnanz des Erstlings vermissen. Wenn schließlich die neue Exofarm-Chefin inkognito die Kräfte des Exoskeletts auf die Probe stellt, ist ihre Kostümierung womöglich als Hommage an „The Invisible Man“ (1933) gedacht, wirkt aber genauso lächerlich wie etwa der Auftritt des fiktiven Superhelden „Commander Combat“. Schade, dass ausgerechnet der Abschluss der Reihe sein junges Publikum inszenatorisch nicht mehr so richtig ernst zu nehmen scheint und damit das Filmvergnügen beträchtlich mindert. Denn damit, nicht nur einen neuen Gegenspieler einzuführen, sondern mit seinen Themen Verknüpfungen zu den Vorgängern herzustellen und seine bereits etablierten Figuren weiterzuentwickeln, macht der dritte „Antboy“-Film eigentlich vieles richtig.