Ein frisch geschiedener Mann zieht von New York nach Austin, Texas, um dort neu anzufangen. Er investiert einen Teil seines geerbten Vermögens in ein Fitness-Studio, in dem er persönlich trainiert, wobei seine Betreuerin und der Chef des Unternehmens bald zu guten Bekannten werden. Ein brüllend komischer „Mumblecore“-Film über US-amerikanische „Thirtysomethings“, die im Selbstoptimierungswahn den Boden unter den Füßen verloren haben. Zur mäandernden Erzählweise der schrägen Komödie passt die Karikatur eines Dienstleistungsmilieus, dessen softes „Neu-Sprech“ nur empathisches Schulterklopfen, aber keine offenen Konflikte kennt.
- Ab 14.
Results
Komödie | USA 2015 | 104 Minuten
Regie: Andrew Bujalski
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Filmdaten
- Originaltitel
- RESULTS
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- Burn Later Prod./Houston King Prod.
- Regie
- Andrew Bujalski
- Buch
- Andrew Bujalski
- Kamera
- Matthias Grunsky
- Musik
- Justin Rice
- Schnitt
- Robin Schwartz
- Darsteller
- Guy Pearce (Trevor) · Cobie Smulders (Kat) · Kevin Corrigan (Danny) · Giovanni Ribisi (Paul) · Elizabeth Berridge (Christine)
- Länge
- 104 Minuten
- Kinostart
- 03.03.2016
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Brüllend komischer „Mumblecore“-Film über US-amerikanische „Thirtysomethings“, im Selbstoptimierungswahn
Diskussion
Wie in einem Rudolf-Thome-Film wird am Schluß gemeinsam getanzt. Der Weg dorthin ist in „Results“ von Regisseur Andrew Bujalski allerdings etwas kurvenreich. Das liegt scheinbar in der Natur der Sache, denn der Film präsentiert Austin, Texas als Dienstleistungs-Wunderland zwischen Fitness-Studio, Grünkohl-Smoothie und YouTube-Promo-Auftritten mit einer spirituellen Komponente. Stichwort: Selbstoptimierung mit dem gewissen Extra.
Danny, frisch geschieden, aber dafür mit einem Millionenerbe versehen, kommt aus New York City nach Austin und weiß, dass er sein Leben ändern will. Beispielsweise etwas mit dem aus der Form geratenen Körper anfangen. Doch schon beim Vorstellungsgespräch im Fitness-Studio hat er sichtlich Probleme, seine „personal fitness goals“ zu benennen. Er wirkt ein wenig seltsam, irritiert, angeschlagen, aus der Bahn geworfen, schlaff, ohne Plan. Vielleicht ist er deshalb der perfekte Klient für die durchtrainierte und sehr ehrgeizige Trainerin Kat, die auf die 30 zugeht, aber noch keinen richtigen Lebensplan entwickelt hat. Nur umfassend „fit“ zu sein, scheint höchstens im Studio ein tragfähiges (Lebens-)Ziel.
Danny verfügt über sehr viel Geld und ist bereit, sein Training Jahre im Voraus zu bezahlen, obgleich jede Pizza sein Interesse am mühevoll zu stählenden Body problemlos aussticht. Fitness-Studio-Boss Trevor wiederum, der gerne davon spricht, seine Träume Realität werden zu lassen, möchte das nächste Level seines Berufslebens durch eine Vergrößerung des Studios erreichen und könnte dafür Dannys Geld gut gebrauchen. So könnte sich eins zum anderen fügen, wäre da nicht die Unfähigkeit, miteinander Klartext zu reden. Denn das Dienstleistungssegment hat ein extrem freundliches, konfliktscheues „Neu-Sprech“ entwickelt, das nur empathisches Schulterklopfen kennt, aber keine Konflikte thematisieren kann. Hier gibt es nur „optimale“ oder „suboptimale“ Lösungen bei der Bewältigung von Problemen, die beim Erreichen persönlicher „Goals“ möglicherweise entstehen. Was aber nicht weiter auffällt, weil man den anderen ohnehin lieber „googlet“, als das persönliche Gespräch zu suchen.
Fitness-Kult (überall ist in diesem Film Obst platziert, am liebsten grünes Obst), Selbstoptimierungsideologie und soziale Medien, die es erlauben, beim Krankenbesuch eine „Soup-to-go“ auch mal persönlich vorbeizubringen, da man die entsprechende App runtergeladen hat. Schöne neue Welt, in der man besser nicht älter als 35 wird!
Zum Glück hat Danny bei seiner Scheidung einen Knacks abbekommen, so dass bald neben Grünkohl-Smoothies auch Whiskey und Weed zirkulieren, was irgendwie auch besser zum mäandernden Erzählverfahren zu passen scheint. Als New Yorker ist Danny ohnehin irritiert vom Texas-Lifestyle, den man eher in Kalifornien vermuten würde. Aber auch Kat und Trevor waren einmal eine Zeit lang „unprofessionell“, sprich: in ihrer gemeinsamen Geschichte gibt es eine nicht verarbeitete Erinnerung an eine kurze Affäre. So tauchen im Verlauf dieser schrägen Variante einer Romantic Comedy dann doch ein paar Fragen auf, an deren Lösung etwas länger laboriert werden kann: Soll Danny nach New York zurückkehren? Soll er als Geschäftspartner bei Trevor einsteigen, obwohl er so unförmig aussieht? Was wird aus Kat und Trevor? Welche Ratschläge hat der Fitness-Guru Gregory Volkov in petto? „Entscheide dich für dein Elend... Heul, oder tu was“, beispielsweise. Ob das dabei hilft, „total unprofessionell“ erwachsen zu werden? Aber ist das überhaupt noch eine Option in einer Welt, in der man sich selbst beim Get-Together der Sponsoren einer Initiative gegen Krebs bei Kindern über den Dächern Austins vornehmlich über die neuesten Workout-Moves austauscht?
Der Weg bis zur abschließenden Tanzszene ist steinig und unwegsam, ja, mitunter kaum auszuhalten, aber dafür als Off-Beat-Comedy zum Brüllen komisch und höchst unterhaltsam.
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