Ganz oben auf der Favoriten-Liste stehen „Der Pate“, Teil 1 & 2, dann kommen „JFK“, „Vom Winde verweht“ und „Der Herr der Ringe“. Filme spielen im Leben der Angulo-Brüder eine obsessive Rolle: In der Familienwohnung in einem Sozialblock in der Lower East Side von Manhattan bauen sie Kostüme und Requisiten, um Szenen aus „Pulp Fiction“ oder „The Dark Knight“ nachzuspielen. Kein Wunder, sind Filme doch der einzige Impuls von außen, den die Angulos bekommen: Ihre Eltern haben die sieben Kinder von der Außenwelt ferngehalten; sie haben keine Schule besucht und keinerlei soziale Kontakte jenseits des engen Familienkreises. Doch obwohl ihnen das Bewusstsein eingebläut wurde, dass die Stadt um sie her ein chaotischer, bedrohlicher Ort ist, wächst in den Jugendlichen das unvermeidliche Begehren nach Ausbruch, nach dem Leben jenseits der Wohnungstür und jenseits des Fernsehbildschirms. Regisseurin Crystal Morselle gestaltet ihren Dokumentarfilm als Feldstudie: Die Kamera zieht sozusagen in die Wohnung der Angulos ein und erforscht durch teilnehmende Beobachtung und Gespräche deren seltsamen Mikrokosmos. Vor allem der Vater entpuppt sich dabei als treibende Kraft hinter der Isolation – eine Mischung aus Hippie-Guru, Paranoiker und Haustyrann, dessen ursprünglicher Impuls, für seine Familie eine alternative, freiere Lebensform abseits des gesellschaftlichen Mainstreams zu finden, ins Gegenteil umgeschlagen ist. Die Analyse der paranoiden Denkmuster, die für die Familie zum Gefängnis geworden sind, und die Kontextualisierung, wie solch eine Lebensweise trotz aller sozialen Kontrollmechanismen über Jahre hinweg durchgezogen werden kann, stellt die Regisseurin allerdings zurück; ihr geht es um ein Porträt der jungen Protagonisten. Das schränkt die Doku zwar in ihrem Erkenntniswert ein; als eng abgesteckte kleine Sozialstudie entfaltet der Film aber durchaus seinen Reiz.